Beim Schnorcheln und Tauchen in der Traun ist alles im Fluss

Zwei Personen schnorcheln in einem klaren, grünen Fluss mit bewaldeten Ufern.
Im Wasser liegend und über Fischen und Steinen schweben. Eine Schnorchel-Tour den 12 Grad kalten und schnellen Fluss.

Bis vor Kurzem hat es geregnet. Die Traun rauscht höher als sonst am Ufer vorbei. „Ganz wichtig ist, die Flussströmung zu lesen. Und sich dann von ihr mitnehmen zu lassen“, gibt Franky Pramendorfer noch Hinweise, bevor es ins zwölf Grad kalte Wasser geht. „Leider ist die Sicht heute nicht so gut wie sonst, wir werden auch weniger Fische sehen, dafür wird es schnell.“

Die freizeit will aber schnorcheln. Genauer: Scuben – eine Mischung aus Flussschnorcheln und Canyoning. Dass das Wetter und der eigentlich glasklare Fluss nicht ganz so mitspielen, sei’s drum. Normalerweise gibt es hier eine sensationelle Sicht – bis zu 30 Meter, verspricht die Flusstauchschule „Atlantis Qualidive“ aus dem oberösterreichischen Desselbrunn, deren Junior-Chef Franky ist. „Voi geil, woaßt eh“, hört man hier nicht selten, wenn von früheren Touren die Rede ist.

Eine Gruppe von Menschen schnorchelt in einem klaren, grünen Fluss.

Scuben, eine Mischung aus Schnorcheln und Canyoning

Jetzt den Neoprenanzug zurechtrücken, das Gesicht abwaschen und fachmännisch in die Taucherbrille spucken, damit sie nicht anläuft. „Und los geht’s“, ruft Franky.

Untergrund schießt vorbei

Zuerst aber einmal flussaufwärts. Die Strömung zieht dorthin – Franky hat das gelesen und vorausgesagt. Schnorchel in den Mund. Noch ein paar Flossenschläge, jetzt fließt das Wasser in die richtige Richtung. Und zwar flott. Der Neoprenanzug hält den Körper an der Oberfläche, die Strömung lässt ihn im Wasser schweben. Der Untergrund schießt vorbei. So schlecht ist die Sicht gar nicht, nur ein bisschen eingetrübt. Ab und zu tauchen große Steine auf. „Einfach flach hinlegen“, hat Franky vorher geraten. „Sonst haust dir das Knie an.“

Franky ist der Sohn Franz Pramendorfers. Er ist der Erfinders des Flusstauchens und Flussschnorchelns in der Traun. Eigentlich ist er ein gelernter Mathematik- und Sportlehrer, Typ lässiger Pädagoge mit lockerem Spruch. „Ich bin 1989 ausgestiegen, 1991 von den Malediven zurückgekommen und einmal bei den Traunfällen vorbeigekommen. Das Wasser war hier so schön. Früher war das verdreckt, da sind fast hausgroße Schaumteppiche dahergeschwommen.“

Kläranlagen sei Dank gehört diese Verschmutzung der Vergangenheit an. Die mitgeführte Pressluftflasche war noch nicht geleert. „Da bin ich reingegangen.“ Und er erkannte: Perfekte Tauchspots müssen nicht in den Tropen liegen. Die Unterwasserlandschaft „ist schon geil, he“. Denn: „Hier gibt es überflutete Treppelwege, Wehranlagen oder Pumphäuser.“ Für Taucher kann es sogar bis zu 18 Meter in die Tiefe gehen.

Beim Schnorcheln und Tauchen in der Traun ist alles im Fluss

Tauchen und Schnorcheln in der Traun

Taucher mit einem kapitalen Huchen. Der Fisch kann bis zu 1,5 Meter lang werden.

Ein Mann springt mit Flossen und Neoprenanzug in einen Fluss vor einem Wasserfall.

Tauchen und Schnorcheln in der Traun

Mit einem Sprung geht es unter den Traunfällen ins Wasser.

Ein Taucher schwimmt unter einer alten Holzbrücke in einem Fluss.

Tauchen und Schnorcheln in der Traun

Unter der Brücke unterm Wasser. Bevor es mit dem Schnorcheln losgeht, ist  aber noch ein kurzer Kurs notwendig.

Ein Taucher erkundet eine Felsformation unter Wasser.

Tauchen und Schnorcheln in der Traun

Ein marmorierter Grundling ruht auf einem Stein im Wasser.

Tauchen und Schnorcheln in der Traun

Ein Wasserfall ergießt sich in einen klaren, smaragdgrünen Fluss, umgeben von üppigem Grün.

Tauchen und Schnorcheln in der Traun

Ein Hecht schwimmt im trüben Wasser.

Tauchen und Schnorcheln in der Traun

Und wie Heraklit schon wusste: Man steigt nicht zwei Mal in denselben Fluss. „Es sieht nach jedem Hochwasser anders aus“, sagt der Leiter der Basis. Höhlen, Schluchten und Bäume, die ins Wasser hängen, sind gute Rückzugsorte für Fische. Und von denen gibt es jede Menge. „Zehn Arten sieht man immer, mit Glück sind es zwölf oder 13.“ Barben, Barsche, Forellen, Äschen seien bei jeder Tour dabei. Manchmal bekomme man sogar einen Huchen vor die Taucherbrille. Der kann bis zu 1,50 Meter lang werden.

Nicht selten ist hingegen der Hecht. Es gibt sogar eine Tour mit Hechtgarantie. Sieht man keinen, gibt es Geld zurück „Die Kombination aus Artenreichtum, Sicht und Unterwasserlandschaft ist einzigartig in Europa“, meint Pramendorfer senior.

Hechte und Krebse

Die Traun macht eine leicht Kurve. Pramendorfer junior navigiert ans Ufer, wo Äste ins Wasser hängen. „Dort müssten Hechte sein.“ Franky entdeckt den torpedoförmigen Raubfisch. Er hat den Expertenblick. Andere brauchen da länger. Immer den Blick an Frankys Zeigefinger entlang. Tatsächlich. Ein ganz schön kapitales Exemplar. Und der Schnorchellehrer hat schon wieder etwas entdeckt. Ein beherzter Griff unter Wasser und er zieht einen Signalkrebs hervor. „Das ist eigentlich eine invasive Art. Da sind einmal welche bei einem Züchter ausgekommen. Die haben sich schnell vermehrt. Und sie haben die einheimischen Krebse verdrängt.“ Er reicht das Krustentier weiter – zuvor gibt er aber noch einen Tipp, wo man es halten soll, damit es nicht zwickt. „Und wir dürfen die wegen des Fischereirechts nicht rausnehmen.“

Ein Mann im Taucheranzug hält einen Flusskrebs unter Wasser in der Hand.

Franky Pramendorfer hat einen der unzähligen Krebse gefangen.

Ein paar Worte des Unverständnisses über die Regelung und ein paar Flossenschläge Richtung Flussmitte. Da wird es wieder schnell. 500 Jahre alte Wehreinbauten tauchen knapp unterm Bauch auf. Sie waren notwendig, um  Untiefen für Salzschiffe zu vermeiden.  Zwei  Barben schwimmen vorbei, quasi als Abschiedsgeschenk, bevor es  ans Ufer geht. Wenn man Glück hat, ist sogar ein 500 Fische zählender Schwarm da. Jeder der Barben ist 60 Zentimeter groß.

Wer das  erleben will, aber keinen Tauchschein hat, muss vorher noch einen Kurs machen. Und das Argument, eh im Meer schon geschnorchelt zu haben, zählt bei den Pramendorfers nicht. Denn wie Franky sagt: „Schnorcheln im Meer ist  ganz anders als im Fluss. Man muss  schon das Feeling kennen.“

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