Stand-up-Paddeln war gestern: Die neuesten Trends im Wassersport
Der jüngste Hit am See oder am größeren Badeteich heißt Wingfoiling. Die Trends dieses Sommers am Wasser. Von Klaus Puchleitner
04.07.21, 18:00
Sie sind inzwischen überall – Menschen auf aufblasbaren Boards, die über Wasserflächen paddeln: „Stand-up-Paddling“, der Newcomer-Trend der vergangenen Jahre an Österreichs Seen und Badeteichen, hat sich endgültig durchgesetzt. Und ist gleichzeitig auch schon wieder veraltet. Denn heuer kommt etwas ganz Neues auf uns zu, und das ist richtig cool: „Foiling“ heißt dieser spezielle Trend, und es gibt ihn in den verschiedensten Variationen.
Supertrend: Foiling
Hobbysportler kennen „Foils“ aus dem Fernsehen von den Übertragungen der großen, internationalen Segelregatten wie zum Beispiel dem „Ocean Race“ oder dem „America’s Cup“. Dort segeln längst ausschließlich Superyachten, die unter ihren Rümpfen diese kleinen Flügel, eben die Foils, montiert haben. Bei entsprechendem Anschub durch den Wind heben sie das ganze Boot aus dem Wasser. Es schwebt dann auf den Foils, noch schneller, noch dynamischer, und vor allem: optisch noch beeindruckender. Kein Wunder, dass Designer auf die längst überfällige Idee gekommen sind, auch kleine Wasserfahrzeuge mit Foils zu bestücken. Vor allem gefoilte Boards treten gerade einen Siegeszug um die Welt an. Vorboten sind in Österreich angelangt – die „Wingfoils“.
Wingfoiling, das ist Surfen ohne Surfbrett. Man stellt sich dabei auf ein Brett in der Größe eines Wakeboards und bekommt ein kleines Segel in die Hand gedrückt, das „Wing“, das man an einem Bügel hält. Mit dem Brett verbunden ist das Wing nicht, diese Aufgabe übernehmen die eigenen Beine. Bei gutem Wind erreicht man auf diese Weise genug Tempo, um das Board dank der Foils wie von Zauberhand aus dem Wasser steigen zu lassen. Man surft dann schwebend einen halben Meter über dem Wasserspiegel.
Die Sache sieht nicht nur spektakulär, sondern auch anstrengend aus – und genau das ist sie. Denn das Wing, an dem der Wind zieht, will festgehalten werden. Doch es geht auch leichter. „eHydrofoiling“ heißt der zweite Trend dieses Sommers. Auch hier steigt man auf ein Wakeboard-ähnliches Brett mit Foils an der Unterseite – plus einem Elektromotor mit Akku. Über eine Funk-Steuereinheit in der Hand gibt man Gas beziehungsweise Strom. Kraft ist nicht nötig – nur Gleichgewichtssinn, ein wenig Übung, und schon geht es los. Für Zuschauer sieht das wie Zauber aus, denn die dünne Verbindungsleiste zwischen Board und Foils ist schon aus geringer Entfernung nicht mehr zu erkennen. Aus der Ferne hat es den Anschein, als schwebe das Board über dem Wasser. Die Ausrüstung ist allerdings teuer – mit einigen Tausend Euro sollte man rechnen – und noch schwer erhältlich. Der Trend zu Foils geht jedenfalls weiter. Inzwischen gibt es auch schon kleine Segeljollen und Sport-Kats mit Flügeln unter dem Kiel. Action total Noch mehr Action bietet das „Flyboarding“, das in Österreich erst in den Kinderschuhen steckt und eher nichts für die breite Masse ist. Will man sich dieses wilde Spektakel gönnen, muss man nämlich topfit sein – denn die Sache sieht nicht nur ruppig aus, sondern ist es auch. Beim Flyboarding sind Düsen an ein kleines Board oder auch direkt an die Füße geschraubt, die über einen Schlauch Wasser ansaugen und nach unten wieder ausstoßen.
Der Rückstoß treibt die Flyboarder bis zu 15 Meter in die Luft, 50 km/h Highspeed lassen sich erreichen. Könner zeichnen Kunstfiguren wie Loopings und Salti in den Himmel. Am Traunsee, am Wolfgangsee, am Neusiedlersee oder auch am Wörthersee gibt es erste Flyboarding-Möglichkeiten.
Namaste am See
In eine ganz andere Richtung geht der neue Trend für alle, die Entspannung statt Action suchen: „SUP-Yoga“. Sieht ein wenig seltsam aus, soll aber inspirierend sein – Yoga auf Stand-up-Paddleboards. Am Mondsee kann man an manchen Tagen vom Ufer aus ganzen Gruppen zusehen, wie sie draußen am Wasser auf ihren Brettern den herabschauenden Hund, den Krieger oder die Kobra machen. Entspannung anderer Art bietet der neueste Jogging-Trend: „Swimrunning“. Das ist Joggen im Neopren-Anzug, barfuß, in flachem Gewässer. Natürlich geht das am besten an Sandstränden, die es hierzulande schlicht nicht gibt. Eingefleischte Swimrunner schwören: Nichts Schöneres gebe es, als einen kilometerlangen Sandstrand im knietiefen Meer entlang zu joggen, am Wendepunkt hundert Meter hinaus zu schwimmen, und dann das Ganze wieder retour.
Alternativen zum beinahe schon klassischen Stand-up-Paddeln finden sich heuer also genug. Wer sich jedoch vom aktuellen Lieblingswassersport der Österreicher, dem SUP, nicht schon wieder verabschieden und dennoch etwas ganz Neues probieren möchte, für den ist womöglich Tischler Gerald Aichriedler in Mondsee eine gute Adresse. Der findige Chef seiner Einmann-Tischlerei (www.tischlerwerke.at) bietet nämlich Selbstbaukurse für SUP-Boards an. Je nach Lust und Laune kann man mit ihm gemeinsam am eigenen Board aus Holz basteln – und hat dann ein edles Sammlerstück, das es trotz der Zigtausenden SUP-Paddler im Land nur ein einziges Mal auf der ganzen Welt gibt. Wer jedoch gar nichts von neuen Trends hält, dem bleibt heuer immer noch das traditionelle Wasserski. Oder das klassische Windsurfen. Oder, ganz back to the basics: die gute, alte Luftmatratze.
Kommentare