Unterwegs mit dem größten Segelschiff der Welt
Das erste Glas Rosé ist geleert, man hat amüsiert diese Frau beobachtet, wie sie „Chouchou“ über die Croisette zerrt: Allez, allez! Ein Hund, gerade mal so groß wie die Vuitton-Tasche seiner Besitzerin. Die Sonne scheint, Pulli aus, Sommergefühle an – alles gut im Süden Frankreichs. Und jetzt? Ab zum Hafen.Mon Dieu, da ist sie, die „Royal Clipper“: Das größte Segelschiff der Welt – ein Fünfmaster, 134 Meter lang, 16 Meter breit, 1760 m² Deckfläche. Auf dem Nachbau der legendären „Preußen“ haben 227 Passagiere Platz. Ein Sehnsuchtsort für Meereshungrige, die Abenteuer auf hohem Niveau erleben und die Gischt riechen wollen. Wo auch immer der Riesensegler ankert, wird er von Staunenden fotografiert: Oh, what a Boat! Boot? Nur so: Sagen Sie niemals Boot zu diesem Schiff, das mit seiner Größe und Ausstattung wie maßgeschneidert für unsere Sieben-Tages-Route scheint. Nun denn, möge die Reise beginnen: „Von Cannes nach Cannes“.
Bezug der gemütlichen Kabine, dann Dinner. Davor noch die „Seenotrettungsübung“ in Schwimmwesten, unter der Anleitung von Cruise-Direktorin Monica, einer quirligen Brasilianerin und Anita, der herzhaften Hotel-Managerin. „Treffpunkt: Tropical Bar“ – für die nächsten Tage das Epizentrum der See-Lust. Hier wird am Nachmittagskaffee genippt, der Sundowner geordert, gelacht und geplaudert. Oder weit nach Mitternacht mit Menschen getanzt, mit denen man an Land vermutlich niemals tanzen würde.
Mittlerweile ist es dunkel geworden, über uns die Sterne. Kapitän Bruno Borowka bittet an Deck, Punkt 22 Uhr legen wir ab. Ein Gänsehaut-Moment, so kitschig wie wow: Das Setzen der Segel zu den archaischen Klängen von „Conquest of Paradise“, aus dem Film „1492“: Mm mm mm, mm mm mm mm mm. Die Seilwinden knarzen und knarren, Matrosen in weißen Hosen und dunkelblauen Pullovern schwirren herum, die Royal Clipper sticht in See. Jemand sagt leise: „Wie im Fernsehen“. Weiße Segel blähen sich im Wind. Au revoir, Cannes.
Im Zeitlupentempo
Frühmorgens der Blick aus dem Bullauge: Meereswellen ziehen vorüber, die Sonne steht tief. Gegen Mittag erreichen wir den Hafen von Portofino. Das fasziniert an der Reise mit so einem Riesen-Segler: dieses zeitlupenähnliche Ansteuern der Ziele, bis die Ankerkette endlich rasselt. Gleiten statt hetzen. Danach bringen Tenderboote die Passagiere an Land – mal mehr, mal weniger wackelig, je nach Seegang. Oder gar nicht, weil’s das Wetter nicht erlaubt.
Im Hinterland von Portofino wandern wir zwischen duftendem Grün und bunten Blumen. Umfassende Stille, nur das Zwitschern hunderter Vögel. Der steile Anstieg wird belohnt – mit einem atemberaubenden Blick auf die Royal Clipper, die majestätisch in der saphirblauen Bucht ankert. Abends stechen wir erneut in See, um vor der Nordküste Korsikas aufzuwachen. Der malerische Ort L’Île-Rousse liegt in der Balagne, einer Naturtourismus-Region. Unser Landausflug führt zu Stéphanie Bouyrie, einer erdigen Frau mit dunklen Haaren und sonnengebräunter Haut. Sie ist Kleinerzeugerin feinsten Olivenöls und erzählt von der Kraft heimischer Pflanzen, wie die „Immortelle“. Später sitzen wir unter Bäumen und essen Schinken von schwarzen Schweinen.
Wir segeln!
Abends starker Wind – wir legen ab, die Luxusjacht zieht leicht schräg dahin. Segeln, aber hallo! Auf nach Calvi. Die Geburtsstadt Columbus’ imponiert mit einer Zitadelle, die die letzte Abteilung der Fremdenlegion auf der Insel beherbergt. Wer die Umgebung erkunden und hoch hinaus will, mietet am besten ein E-Bike – schon wegen des fantastischen Blicks vom Aussichtspunkt „Notre-Dame de la Serra“. Andere bummeln den Strand entlang, an Pinienwäldern vorbei.
„Plage d’Arone“, ein Strand mit glasklarem Wasser, ist das Ziel des nächsten Tages, doch laut Behörden darf die Royal Clipper nicht anlegen – Planänderung. Auf zum „Plage de Sevani“. Wassersport-Zeit für ambitionierte Schiffsgäste: Coach Charles motiviert zum Kajakfahren oder Stand-up-Paddeln. Andere bleiben lieber an Bord, chillen in der Sonne oder üben sich im (gesicherten) Mastklettern. Was für Schwindelfreie, der Aussichtspunkt liegt zirka zehn Meter hoch.Eine edle Einladung erinnert schließlich ans Captain’s Dinner. Sich hübsch machen, Hummer und Eistorte essen, das Glas erheben, feiern. Spätnachts, vor dem Zubettgehen, doch noch einmal den Sternenhimmel an Deck erkunden und darauf warten, dass der Mond ins Meer plumpst. Von Korsika geht es nun wieder zurück an die wunderschöne französische Riviera – erster Halt: das idyllische Le Lavendou. Ein Ort wie aus einem alten Liebesfilm – Ferien wie früher! Wir schlendern den „Weg der Maler“ entlang, halten an verträumten Plätzen, bewundern mächtige Bougainvilleas (Drillingsblumen), zwischen jedem Haus der Blick auf blitzblaues Meer. 300 Sonnentage gibt es hier, 14 Brunnen, 12 Strände und drei vorgelagerte Inseln. Kein Wunder, dass sich hier einst Künstler niederließen, um sich inspirieren zu lassen. Der Nachmittag endet mit einer Weinverkostung am Gut „Domaine de l’Anglade“: Rosé im Glas, Tapenade – schwarze Olivenölpaste – auf dem Brot. Das Leben ist schön. Stunden später landen wir in Sanary-sur-Mer, jenem Küstenort, in dem zahlreiche Intellektuelle während der Zeit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland im Exil lebten: Bertold Brecht etwa, Egon Erwin Kisch, Golo und Klaus Mann, Thomas und Katja Mann sowie Alma Mahler-Werfel.
Zurück auf dem Schiff, der Wind hat zugelegt. Egal. Mit Haube und dickem Pulli ist es gerade jetzt großartig, an Deck zu sein – am besten auf einem der kleinen „Schiffsbalkons“ oder liegend im Netz. Da thront man, direkt über dem Meer, die Zeit steht still, der Kopf wird frei.
Der Seegang ist mittlerweile so heftig, dass wir anderntags nicht am Strand von Pampelonne landen können. Ein „Wet Landing“ wäre das gewesen, ohne Zubringer-Boote wären die Passagiere von Bord gegangen, um ein kleines Stück durchs Meer an Land zu waten. Heute ein Ding der Unmöglichkeit. Also eine Station weiter: Saint-Tropez. Brigitte Bardot ist immer und überall, ebenso wie Louis de Funès, im „Gendarmeriemuseum“ als „Must-See“. Überall Menschen im St.-Trop-Sommer-Look: lässiges Leinen, Tunikas, Sandalen. Wir bummeln und shoppen, während ein paar ältere Herren unter Platanen Pétanque spielen. Auf der Terrasse des Hotel de Paris mit einem Glas Wein in der Hand Luxusjachten von oben bestaunen und letzte Glamour-Momente einfangen. Morgen geht es zurück nach Cannes – à bientôt, Frankreich, adieu, Royal Clipper. Vor dem allerletzten Schiffsschlummer der Blick aufs Smartphone, ein guter Freund schreibt: „Ich brauche keine Therapie, ich muss nur segeln.“
Wie recht er doch hat.
Termin 2021
Die 8-Tage Segelkreuzfahrt „Elba, Korsika und französische Riviera“ ist erst wieder für 2021 buchbar – vom 15. 5. bis 22.5. Preis inkl. Flug ab 2.299 €/P. Inkludiert: Flüge ab/bis Wien nach Nizza (Economy), Transfers vor Ort inkl. Stadtrundfahrt in Nizza.8 Tage/7 Nächte Kreuzfahrt an Bord der Royal Clipper in der gebuchten Kabinenkategorie. VP an Bord: Frühstücks- buffet, Mittagsbuffet, Nachmittagssnack, à la carte, Abendessen, Mitternachts-Snack. Alle Hafengebühren & Steuern sowie sportliche Aktivitäten wie Wasserski, Windsurfen, Kajak, Schnorcheln
Zur Royal Clipper
227 Gäste finden in sechs Innenkabinen, 90 Außenkabinen, zwei Deckkabinen, 14 Deluxe-Kabinen mit Balkon und zwei luxuriösen Eigner-Suiten Platz. Diverse Landausflüge extra buchbar – die Reise führt zu den schönsten Plätzen des Mittelmeers, Südfrankreichs und Korsikas.
Auskunft
Ferien-Messe Stand A0340. Buchung in allen Reisebüros von ÖAMTC-Reisen, oeamtc.at/reisebuero, 01711/9934000
– Atout France: at.france.fr
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