Uganda hat vieles, weshalb man nach Afrika reist - und Gorillas

Uganda liegt auf dem Äquator, weshalb auch einheimische Touristen Fotos machen, die den Locals egal sind.
Königreiche, 5000er-Berge, Safaris, Äquator, Victoriasee: Uganda bietet viel, doch alle fragen nach Gorillas und Schimpansen.

Es gibt viele Gründe, Uganda zu besuchen, auch wenn alle nur an die Gorillas denken. Das Land hat durch seine Hochlage ein angenehmes Klima, was schon Dichtern und Politikern der Kolonialzeit auffiel. Winston Churchill nannte das Land the pearl of Africa und diesen Slogan verwendet das Land bis heute.

Uganda hat vieles, weshalb man nach Afrika reist - und Gorillas

Babygorillas sind oft neugierig und gehen zu den Touristen.

Generell scheint Uganda mit seiner Kolonialgeschichte überraschend versöhnt, die großen Seen heißen noch immer nach englischen Monarchen Victoria, Edward, Albert und George und die Hymne (Oh Ugaaanda, may god uphooold thee) klingt wie die Geburtstagsmusik der Queen. Nach den acht Schreckensjahren in den 1970ern, als der grauenhafte Diktator Idi Amin eine halbe Million Menschen töten ließ, das Land zerstörte und Natur wie Wildtierbestände ruinierte, wirkten die Kolonialnamen eben wieder ganz hübsch.

Gorilla-Ranger Miel Mfitumukiza erklärt

Nach den Schreckensjahren besonn sich das Land auch wieder auf die Kulturen und das ist heute mindestens ebenso beeindruckend für den Besucher. Uganda ist bunt, im Norden leben nilotische Völker, im Großteil des Landes haben die traditionellen Bantu-Königreiche kulturelle und soziale Bedeutung.

Königreiche und Langhornrinder

Und so hört der Reisende Geschichten wie die des größten Königreichs Buganda, dessen Volk Baganda heißt, der Einzelne ist ein Muganda und der König Kabaka. Oder wenn man plötzlich in das an sich vergessene Königreich Ankole wechselt, wo viele Banyankole noch immer die Ankole-Rinder züchten und hüten, jene berühmten Langhornrinder, die eine Art Sehenswürdigkeit des Landes sind.

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Im „Königreich Ankole“ hüten viele Ankole-Rinder, deren lange Hörner ein Symbol Ugandas sind und Souvenir für Touristen.

Der Hauptgrund für Ugandareisen hat aber tiefschwarzes Fell und ein vertrautes Gesicht: Im Land lebt die Hälfte der geschätzt 1.000 existierenden Berggorillas, die anderen verteilen sich auf Ruanda und den Kongo.

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Spätestens seit dem Film „Gorillas im Nebel“ überdecken sie alle anderen Reisemotive, wer Uganda sagt, meint das Gorillatrekking im Bwindi Impenetrable National Park, wo Touristen in Gruppen von acht Personen bis zu einen ganzen Tag steile Dschungelwälder durchwandern, um eine der neunzehn habituierten Gruppen zu finden. Und wirklich: Die eine Stunde, die man dann bei den Gorillas hat, bleibt eine der imposantesten Erinnerungen eines Reiselebens.

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All about Gorillas: Holzmasken bis Schachfiguren.

Die andere schwarzfellige, menschenähnliche Attraktion Ugandas lebt im Kibale Forest Nationalpark. 1.400 Schimpansen bevölkern in Gruppen bis zu 200 Tieren den Wald, sitzen in den Bäumen oder auf dem Boden und fressen bis zu sieben Kilo Obst am Tag. Aber eben auch Fleisch – im Gegensatz zu den veganen Gorillas können Schimpansen grausam sein, weshalb in ihrer Nähe nie andere Affen sind.

Alpha-Guide

Auch nicht in der Gruppe des Alphamännchens „Mister Orphan“. Seine Mutter starb, als der Schimpanse zwei Jahre alt war und Mister Orphan wurde von anderen Männchen erzogen.

Wahrscheinlich wurde er so zum Führer, und was für einem: Kaum schreit einer der hundertzwanzig Schimpansen auf der gut dreitausend Quadratmeter großen Waldfläche, auf der sich die Gruppe verteilt, schießt Mister Orphan durch das Unterholz, mäht einen der fotogeilen Touristen nieder und klärt die Situation. Er gebärdet sich, schreit, einige Affen huschen auf Bäume, schreien auch. Ein Konzert des Schreckens, aber beeindruckend wie wenig anderes.

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Mister Black entlaust gerade seinen Alpha, Mister Orphan (rechts).

Später sitzt Mister Orphan mit einem anderen hochrangigen Männchen zusammen und macht Lausarbeit, alle Minuten wechseln sie einander ab, einer streckt die Arme hoch oder den Hintern hin, der andere sucht Läuse und beißt sie weg. Dass Mister Orphan das bei „Mister Black“ macht, liegt daran, dass die beiden gute Freunde sind, erklärt Guide Gordon.

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Gordon weiß als Schimpansen-Guide alles über die Tiere. Mit dem Gewehr schießt er bei Begegnungen mit Waldelefanten – in die Luft  

„Mister Orphan ist seit sieben Jahren der Chef und wird das noch eine Zeit lang bleiben. Aber irgendwann fordert ihn ein Männchen heraus, das stark genug ist und dann schlagen sich die anderen auf dessen Seite, weil sie Mister Orphan nicht mehr vertrauen.“ Dann ist der andere das Alphatier.

Gewehr wegen Waldelefanten

Guide Gordon beobachtet neben den Schimpansen immer auch den Wald rundherum. Er trägt ein Gewehr, um die Besucher zu schützen, vor allem vor den wilden Waldbüffeln und Waldelefanten. Die sind zwar kleiner als ihre Savannen-Verwandten, aber aggressiver, weil sie kaum Menschen zu Gesicht bekommen. „Etwa zweimal im Monat begegnen wir ihnen. Dann schieße ich in die Luft.“ Das reicht.

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8000 Flusspferde auf 40 Kilometer - im Kanal durch den Queen Elizabeth Nationalpark.

An den martialischen Anblick der Ranger in ihren Camouflageanzügen müssen sich die Besucher immer erst gewöhnen. Aber Gordon, der dreißig Jahre und damit zwei Jahre jünger als Mister Orphan ist, ist betont freundlich, bedankt sich zehnmal bei der Gruppe. Er weiß, was die Fremden wollen, erzählt ihnen, dass sie viel Glück hatten, weil immer sieht man die Schimpansen nicht so gut und auf dem Boden und so direkt vor der Nase, oft seien sie nur im Baum.

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Am Kanal

Auch wenn der Queen Elizabeth Nationalpark nicht mit der Serengeti in Tansania oder Kenia vergleichbar ist, bietet er eine Besonderheit: Bei der Bootsafari auf dem vierzig Kilometer langen Kanal zwischen den Lakes George und Edward sieht man die Tiere beim Trinken, zum Beispiel einen der etwa 2.000 Elefanten im Park ...

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In freier Wildbahn

Vor den Schreckensjahren von Idi Amin gab es hier noch über 10.000 Elefanten, auch andere Tierbestände erholen sich erst langsam: Im Queen Elizabeth NP leben etwa 50 Löwen, aber viele Zebras und Büffel – guter Einstieg für Safarineulinge, noch besser ist er im Murchison Nationalpark. Überall gibt es aber viele (bunte) Vögel (im Mburo NP z. B. 370 Vogelarten). 

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Und im Wasser

Bei der Bootsafari sieht man jedenfalls viele Flusspferde. Auf dem Kanalstück zwischen den beiden Seen leben 8.000 Exemplare (im Bild ein seltenes Albino-Flusspferd mit rosa Haut), sie verweilen in Gruppen im Flachen, zum offenen Wasser patrouilliert immer ein mächtiger Bulle. Das Flusspferd ist übrigens das gefährlichste Tier in Afrika.

Die Gruppe freut sich und das freut Gordon. Er zog für den Job als Ranger vom südwestlichsten Zipfel Ugandas hierher, ist acht Stunden entfernt von der Heimat. Hier lebt er mit vierzehn anderen Rangern in einer kleinen Siedlung direkt beim Eingang des Parks, was einen guten Schutz gegen Wilderer darstellt.

Nach der Tour geht die Gruppe an dieser Siedlung vorbei und erhascht einen kurzen Blick auf das glückliche Leben dort, Kinder spielen mit ihren Müttern und dienstfreien Rangerpapis. Gordon erzählt noch ein wenig vom Leben hier. Von der verbotenen Köstlichkeit Nilpferdfleisch und den sechs Bananenarten, die in Uganda wachsen. Neben den vielen Geschichten, die es zu entdecken gibt.

Live im Interview: Afrika-Experte David Heidler im Gespräch über die passende Afrikareise für Einsteiger bis Safariprofi – bei der „Digitalen Ferien-Messe Wien Sommer Edition in Kooperation mit KURIER ReiseGenuss“ am 7./8. Mai 2021. Infos: kurier.at/reise und ferien-messe.at

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Bunte Vögel und mehr: Im Mburo Nationalpark gibt es 370 Vogel- und 70 Säugetierarten.

Info

Klimafreundliche Anreise Von Wien kommt man derzeit überraschend günstig z. B. mit KLM nach Entebbe (ab 335 €, Einfachflug, via Amsterdam, klm.de). Auf climateaustria.at beträgt die CO2-Kompensation für hin und retour 35,12 €, ist aber beim Anbieter Akwaba schon inkludiert (siehe unten).

Die Reise Uganda ist sehr vielfältig, man kann von Nationalparks über Rafting am Nil und Wandern bis zu Bergtouren sehr viel machen. Jedenfalls sollte man einen Dorfbesuch (Community Tours) einplanen. Bei geführten Reisen und Safaris macht der Fahrer/Guide viel aus, er kann viel erzählen und das Land näherbringen. Ein großartiger Guide in Uganda ist William Robert Bulega, es lohnt sich, nach ihm zu fragen.
Sehr schöne Unterkünfte sind die Primate Lodge Kibale, The Bush Lodge (am Kanal) und die Chameleon Hill Lodge.

Pauschalangebot Akwaba Afrika bietet neben Individualreisen derzeit Gruppenreisen, wodurch das teure Uganda leistbarer wird: 11-tägige Rundreise mit ÜN, Kultur, Schimpansen, Gorillas, Walking-, Boot-, Jeep-Safaris, uvm. ab 3.000 € (exkl. Flug; bis Juni sind Gebühren  wie das Gorillatrekking vergünstigt), akwaba-afrika.de

Auskunft ugandawildlife.org 

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