Insel Šolta: Unsere Sehnsucht hat einen Namen

Insel Šolta: Unsere Sehnsucht hat einen Namen
Die kleine dalmatinische Insel Šolta taucht soeben aus dem Meer der Vagheiten auf – und lässt uns träumen. Dabei sind die Bilder im Kopf stärker als die Aussicht, dass wir heuer dort nicht ankern können.
Von Uwe Mauch

Im Spätsommer wird sie seit einigen Jahren unser zweites Zuhause, wenigstens für zwei, drei Wochen: die kleine wenig bekannte Insel Šolta vor der dalmatinischen Hafenstadt Split.

Schon die Anreise folgt einem vertrauten Ritual: Weil wir immer etwas früher in Split sind, um das Fährschiff nicht zu versäumen, bestellen wir vor dem Hafenterminal Kaffee und genießen Sonnenstrahlen, die sich noch eindeutig nach Sommer anfühlen.

Insel Šolta: Unsere Sehnsucht hat einen Namen

Selbstverständlich haben wir auch für dieses Jahr gebucht, schon vor der Abreise im Vorjahr, als wir Corona noch mit anderen Dingen verbunden haben. Und heute taucht erstmals – nach all den Aufregungen bei uns auf dem Festland – eine Frage aus dem stürmischen Meer der Vagheiten auf: Wie mag es unserer fernen Insel und unseren Bekannten ergehen, die wir dort kennengelernt haben?

Keine Ahnung, ob wir sie in sechs Monaten wieder sehen können. Man muss jetzt vieles von Tag zu Tag entscheiden. Wird gerne gesagt. Damit verbunden ist der fromme Wunsch, dass wir schon bald wieder so leben können wie vor Covid-19. Was uns wohl auch etwas darüber sagt, wie gut wir zuvor de facto gelebt haben.

Insel Šolta: Unsere Sehnsucht hat einen Namen

Was uns das Virus nicht nehmen kann, sind die Erinnerungen und die Hoffnung: In meinem Film geht es nun gleich an Deck des Schiffs, von dem wir entspannt beobachten, wie die Spliter Riva mit dem Dioklecijan-Palast dahinter mit jeder weiteren Fahrminute an Mächtigkeit verliert.

Schiff voraus sehen wir im Gegenlicht das „Spliter Tor“ näher kommen, die Meerenge zwischen der größeren Insel Brač und unserem Šolta. Und da sind auch schon die Häuser von Stomorska, Nečujam und Rogač, altvertraute Namen in unseren Ohren! Ihnen können wir jetzt auch die eine oder andere Person an Bord des kleinen Fährschiffs zuordnen.

Insel Šolta: Unsere Sehnsucht hat einen Namen

Wie mag es unserem Dinko gehen, dem Universalgelehrten, der uns viele schöne Dinge seiner Heimat eröffnet hat? Wird Sylvia, die Deutsche, die im Chor der Šoltanerinnen singt, da sein? Und ihr Mann Pero? Hat Boris neue Bilder vom Meer und von den Früchten der Insel gemalt? Und was macht Tomo? Im Oktober haben wir ihm noch bei der Weinlese geholfen und dabei viel gelacht und anschließend auch gut und ausgiebig getafelt.

Dann fällt mir Silva ein, unsere Vermieterin. Die Jung-Neunzigerin vermietet uns ihr Haus mit dem wohl schönsten Ausblick von ihrer Terrasse. Abends können wir zusehen, wie die Sonne hinter den sieben vorgelagerten Inselchen gemächlich ins Meer eintaucht und dabei den Himmel in unterschiedlich kitschige Pastelltöne färbt.

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Und wenn man am nächsten Morgen schwimmen geht, sind es nur wenige Schritte durch Silvas Garten, unter Oliven-, Zitronen- und Orangenbäumen durch, vorbei an Spinat, Lorbeer, Rosmarin und anderen mediterranen Gewächsen.

All das haben wir naturgemäß zigfach mit unseren elektronischen Geräten abgelichtet. Doch dieser einzigartige Duft und die vom Meer gewürzte Luft, dazu die südliche Gelassenheit der Dalmatiner, ihre Lieder, ihre Speisen, ihr Wein und ihre Lebensfreude, diese Mixtur lässt sich nicht einfach mit nach Hause nehmen und über den Winter konservieren. Sie ist wie eine Erfahrung im Theater: einzigartig nur im Moment.

Insel Šolta: Unsere Sehnsucht hat einen Namen

Noch einmal frage ich mich: Werden wir das alles heuer wieder erleben? Es gibt ja noch so viel, das ich hier nicht alles notieren kann, die Feigen am Rand der fast autofreien Straßen, die Wanderungen durch die wild anmutenden Obst- und Olivenhaine, die neuen Erzählungen von Dinko, der Honig der Familie von Goran und Nataša Tvrdić, ein Platzkonzert vom hemdsärmeligen Busfahrer und seinen Freunden.

Eine Antwort auf diese Frage muss im Moment ausbleiben. Schön wäre es natürlich schon. Wenn am Ende eines schier endlosen Tunnels, am Ende des Sommers in Split ein Schiff ablegt und uns zu unbeschwerteren Tagen transportiert.

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Anreise
Im Augenblick aufgrund der Reisebeschränkungen nicht möglich. Sonst mit dem eigenen Wagen, mit dem Zug oder dem Flugzeug, jeweils nach Split, von dort mit der Fähre 50 min. auf die Insel.

Reiseplanung
Nützliche Informationen zu Unterkünften, Gastronomie und Sehenswertem finden sich auf dieser Seite:
visitsolta.com/de/startseite

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