Eine ungewöhnliche Stadtführung in Ljubljana

Eine ungewöhnliche Stadtführung in Ljubljana
Mehr als nur Plecnik und Potica: Sloweniens Hauptstadt hat kulinarisch viel zu bieten, wie eine Tour beweist.

„Živjo! Hello!“, begrüßt Alenka Sršen an diesem kalten Winternachmittag in Ljubljana ihre Touristengruppe freundlich. Ihr Englisch ist klar verständlich, man hat prompt eine gute connection aufgebaut. Seit bald zwanzig Jahren als Fremdenführerin tätig, kennt Alenka jeden geschichtsträchtigen Pflasterstein und Kanaldeckel (auf einigen ist das Wappen der slowenischen Hauptstadt abgebildet) – und sie kennt das Geheimnis einer kurzweiligen Stadtführung: Man startet pointiert mit der herausragenden Architektur der Stadt – und hört mit Essen auf.

Eine ungewöhnliche Stadtführung in Ljubljana

Plečnik prägte Stadtbild

Der einstündige Rundgang beginnt auf der berühmtesten Brücke Ljubljanas, der Tromostovje (Drei Brücken), einem Meisterwerk des 1872 hier geborenen Architekten Jože Plečnik. Der Schüler von Otto Wagner wirkte in Wien und Prag, bevor er in seine Heimat zurückkehrte und das Stadtbild entscheidend prägte. Ein herausragendes Beispiel ist die Unibibliothek. „Nur die Toilettenanlagen hat er beim Bau vergessen“, erzählt Alenka, „die wurden nachträglich eingebaut“. Die Studentenstadt, „50.000 Studenten bei nur 300.000 Einwohnern“, mit dem barocken Altstadtkern, Cafés, dem Fluss Ljubljanica und dem zentralen Burgberg, den man von vielen Gassen aus sieht, erinnert sehr an Graz.

Eine ungewöhnliche Stadtführung in Ljubljana

Bei all den Anekdoten und Hintergrundinfos fällt es gar nicht ins Gewicht, dass Alenka ohne uns durch Ljubljana spaziert. Wir, eine Handvoll Reise-Journalisten, sitzen in Österreich, Deutschland und Italien zu Hause vor dem Laptop und folgen aufmerksam ihrer geschickt geführten Kamera per Zoom-Video. Kulinarisch natürlich schade. Nicht nur wegen Potica (Nusskuchen), der regionalen Spezialität schlechthin.

Gastro im Aufwind

Denn 2020 war ein gastronomisch gutes Jahr: Slowenische Restaurants erhielten zum ersten Mal Michelin-Sterne, ein Restaurant sogar zwei. Anfang Februar verlieh Gault&Millau an sieben Laibacher Restaurants drei Hauben, an „Strelec“ sogar vier. Zudem preist Alenka zwei Weinregionen an, die sie landschaftlich mit der Toskana und Kalifornien vergleicht.

Am Ende, kurz vor 17 Uhr, schaltet sich online eine britische Kollegin dazu, fragt, wann es losgehe. Alenka schaut verdutzt in die Kamera, erklärt höflich, dass die Tour für „4 pm CET, not UK-Time“ anberaumt war. Auch Online-Reisen haben Tücken.

  • Essen: Restavracija Strelec,  im Schützenturm der Burg Ljubljana über der Stadt, 4 Gault&Millau-Hauben
  • Eis: Gelateria Romantika, die Besitzerin lernte an der Gelato Universität in der Nähe von Bologna das italienische Handwerk des Eismachens und begeistert mit  ihren Kreationen die eisverrückten Laibacher
  • Ausflüge: Alenkas Lieblingsplatz ist der stadtnahe Hügel Šmarna gora (667 m); Infos: visitljubljana.com

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