Pro und Contra E-Bikes: Motor oder Muskelkraft?

PRO
Zweieinhalb Mal Großglockner, Deutsche Alpenstraße, Königsetappe des Giro, die Höhenstraße in Wien, der Pöstlingberg in Linz und der Haselgraben im Mühlviertel: all das ohne Motor nur mit reiner Muskelkraft. Mit Rennrad. Ist schon eine Zeit her, aber der Straßenfeger mit italienischem Namen steht nach wir vor in der Garage. Vor drei Jahren hat er Konkurrenz durch ein E-Bike bekommen. Dessen Name lautet sinnigerweise Geero, weist also nicht zufällig auf die elektrische Unterstützung hin.
Der Vorteil des E-Bikes ist ganz klar: Ich kann damit Tag für Tag locker Dutzende Kilometer treten. Wenn es sein soll, auch hundert. Ohne Motor müsste ich zwischendurch einen Ruhetag einlegen. Oder zwei.
Was privat gut läuft, macht hoffentlich nicht Schule beim Giro d’Italia oder der Tour de France. Dort soll bitte auch in Zukunft die Kondition und nicht der Akku die Champions küren. Doping ist eigentlich dort wie da verpönt. Aber ich muss gestehen, wenn ich mit E-Bike auf der Wiener Ringstraße – die auch ihre Steigungen kennt – locker an Radfahrern der alten Schule vorbeiziehe, könnten die auch den Eindruck haben, das gibt’s doch nicht, der Typ ist total gedopt.
Bernhard Praschl

CONTRA
Hätte es im niedergehenden Römischen Reich Strom gegeben, die alten Lateiner hätten ein E-Rennrad erfunden oder ein E-Mountainbike. Energie verbrauchen fürs körperliche Energieverbrauchen. Entschuldigung, das erinnert an spätrömische Dekadenz (die einige Historiker für ein Klischee halten). Warum sonst schwingt man sich auf den unbequemen Sattel? Eben, um an die eigenen Grenzen zu gehen, die Kondition zu verbessern, einmal richtig zu schwitzen.
Jenen, die locker-lässig an einem vorbei den Berg hinaufdüsen, möchte man hinterherrufen: „He, wo bleibt der Sportsgeist?“ Wenn überhaupt, dann ist es noch Motorsport. Und Unfälle können wegen der höheren Geschwindigkeiten auch schwerer ausfallen. Sie merken, hier regiert die Polemik.
Na gut, E-Bikes sind sinnvoll für ältere und gebrechliche Personen. Und bevor wer alleine im Auto sitzend mit anderen Alleine-im-Auto-Sitzenden die morgendliche Stadt verstaut (wenn nicht Corona ist), ist der Umstieg aufs E-Bike immer noch energieeffizienter und umweltfreundlicher.
Allen anderen aber sei diese Weisheit, die sich über T-Shirts verbreitet, ans Herz gelegt: „Warum ich ohne Akku fahre? Weil ich es kann!“
Daniel Voglhuber

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