Es war Kleopatra, die einst im Besitz der zwei größten Perlen der Welt gewesen sein soll. Schmückte sich die gehobene Gesellschaftsschicht schon damals gerne mit den edlen Kreationen, trieb die Geliebte von Marcus Antonius ihren Hang zum Luxus eines Tages mit einer Wette auf die Spitze. Nachdem ein Bankett für ihren Geschmack bescheiden ausgefallen war, wettete sie mit Antonius, ein noch nie dagewesenes prunkvolles Festmahl servieren zu können. Am nächsten Tag wurde ein gutes, jedoch nicht außergewöhnliches Essen aufgetragen. Doch als sich einer der mächtigsten Männer Roms bereits als Gewinner der Wette wähnte, ließ Kleopatra zum zweiten Gang eine Schale Essig servieren – und löste darin eine der beiden Perlen ihrer Ohrringe auf, um dies anschließend zu trinken.
Nach tausenden Jahren, in denen die kleinen Kügelchen für Luxus und Eleganz standen, haftete ihnen zuletzt ein etwas altbackener Ruf an. Cool und modern? Begriffe, die für Perlen in den vergangenen Jahren selten verwendet wurden. Das wollen Designer nun ändern.
Zufall der Natur
„Wir arbeiten sehr stark daran, das angestaubte Image zu entkräften“, sagt Yana Nesper, die sich bei ihren Entwürfen ausschließlich Perlen widmet. „Früher gab es nur die Option der Kette um den Hals – das war’s dann aber auch schon.“ Die Deutsche und zahlreiche andere beweisen, dass Perlen weit mehr können als nach etwas aus Omas Schmuckschatulle auszusehen. Zu skulpturalen Formen verarbeitetes Gold und erlesene Diamanten sind aktuell beliebte Kombinationspartner.
Warum Nesper ausgerechnet die Perle zum Mittelpunkt ihres Unternehmens machte? „Allein die Tatsache, dass sie das einzige Schmuckstück ist, das von einem Lebewesen geformt wird, ist unglaublich faszinierend“, sagt die Designerin. Denn die Perle ist eigentlich nichts weiter als ein Zufall der Naur: Gelangt ein Parasit in die Muschel, beginnt diese, den Eindringling einzukapseln – wodurch Perlmutt entsteht. „Diese Natürlichkeit gepaart mit der Eleganz und ihrer Nachhaltigkeit machen für mich die hohe Anziehungskraft aus.“
Nachhaltige Zucht
Letzterer Punkt ist grundlegend, damit eine Perle überhaupt entstehen kann. Nesper: „Sie wächst nur dort, wo die Natur absolut intakt ist und sauberstes Gewässer fließt.“ Mussten zu Kleopatras Zeiten noch tausende Muscheln ertaucht werden, nur um dann in einer endlich eine Perle zu finden, werden sie heute fast ausschließlich gezüchtet. Wie bei jedem anderen Produkt auch, können die Qualitätsunterschiede enorm sein. Südseeperlen gelten als die exklusivsten.
Warum? „Die weiß-silbrigen Südseeperlen aus Australien gelten als schönste ihrer Art“, erklärt Nesper. Dass ein aus ihnen gefertigtes Schmuckstück so kostspielig ist, liege an mehreren Faktoren: „Zum einen ist die australische Regierung sehr streng, was die Ausmaße der Zucht angeht. Hinzu kommt der limitierende Faktor, dass nur eine Salzwasserperle pro Muschel gezüchtet werden kann.“
Ganz anders bei den Verwandten aus dem Süßwasser. Hier können bis zu 20 Perlen pro Muschel heranreifen – und dementsprechend günstiger verkauft werden. Für den Kunden also eine Frage des Geldbörserls. Jedoch auch der Zukunftspläne mit der Kreation. Salzwasserperlen sind viel haltbarer als Süßwasserperlen – und können somit als Anlage dienen. Letztere weisen eine deutlich weichere Oberfläche auf und verlieren mit den Jahren an Glanz.
Für welche Variante sich Modefans auch immer entscheiden, für Expertin Yana Nesper sind die kleinen Kostbarkeiten das beste Upgrade für ein Outfit: „Perlen sind für mich wie High Heels: Sie werten jeden Look sofort auf.“
10.000 Muscheln
müssten ohne Zucht durchschnittlich aufgemacht werden, um eine einzige Perle zu finden
3.000 perlenbestickte Roben
soll Königin Elisabeth I. besessen haben. Sie galt als leidenschaftlicher Perlen-Fan. Ihre Ketten reichten teils bis zu den Knien
500 Jahre alt
ist eine der berühmtesten Perlen der Welt namens La Peregrina. Zu den ehemaligen Besitzern der taubenei-großen Perle in Birnenform zählen das spanische Königshaus, Napoleon Bonaparte und Elizabeth Taylor
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