Der Weg zu Klaus MühlbauersWerkstätte führt in den ersten Stock eines unscheinbaren Wohnhauses am Wiener Schwedenplatz. Es überrascht, dass eine der bekanntesten Hutmarken der Welt keinen großen Firmensitz hat, sondern hier auf überschaubarem Raum produziert. Ein Hutmacher formt gerade neue Strohmodelle für die Frühjahr/Sommer-Kollektion, die anschließend im Ofen trocknen. Einen Raum weiter nähen einige Modistinnen Bänder an.
Das Geschäft läuft gut: Bis zu 20.000 Stück verlassen pro Jahr die Zentrale, geliefert wird an rund 200 Händler weltweit. So rosig sah es nicht immer aus. "In den Siebzigerjahren stand der Hut vor dem Niedergang", sagt Klaus Mühlbauer, der das 1903 gegründete Unternehmen in vierter Generation führt. "Haare waren plötzlich wichtiger als Kopfbedeckungen."
Um die Firma wirtschaftlich rentabel zu halten, lancierten seine Eltern damals eine Modekollektion. 2001 setzte sich der Vater zur Ruhe – und der Sohn, der nach der Matura die Hutmacher- und Modisten-Lehre nur aus "desperater Orientierungslosigkeit" heraus begonnen hatte, übernahm das Unternehmen.
"Zu dieser Zeit haben wir maximal 20 Prozent des Umsatzes mit Kopfbedeckungen gemacht – der Rest entfiel auf Mode", erinnert sich der 51-Jährige. "Es war ein ziemliches Risiko, wieder nur auf Hüte zu setzen."
Regeln brechen
Experimentierfreudigkeit sei der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Eine von Mühlbauers Ideen, der Knautschhut, gehört bis heute zu den Bestsellern. "Die Menschen wollten mit ihren Hüten verreisen – und nicht nur auf Hochzeiten gehen. Wir haben ihnen eine Kopfbedeckung geboten, die sie in den Koffer geben konnten, ohne dass sie gleich kaputt geht."
Waren Hüte vor zwei Jahrzehnten stets mit einem Band versehen, verzichtete Mühlbauer immer öfter darauf – und malte sie stattdessen nur mit etwas Farbe auf. "Wir waren die ersten, die das gemacht haben. Unzählige andere Firmen haben die Idee später abgekupfert."
Prominente Fans
Mit seinem Konzept fand Mühlbauer auch bei den Promis Anklang: "Irgendwann rief mich die Besitzerin einer Boutique in Los Angeles, die unsere Hüte führt, an und sagte: 'Guess what? Brad Pitt hat gerade einen gekauft!'" Der Schauspieler ist bis heute treuer Kunde, setzte sich jüngst ein Mühlbauer-Modell für ein Shooting der LA Times auf.
Das wirke sich laut dem Wiener auf den Bekanntheitsgrad der Designerhüte aus Österreich natürlich positiv aus, die Umsätze kurbeln jedoch ganz andere prominente Köpfe an. "Wir haben einmal die japanische Rockgruppe Quruli ausgestattet – das hat uns sehr viel gebracht." Japan sei für ihn seit Langem der wichtigste Markt.
Neben Klassikern wie dem Panamahut, der im Gegensatz zu den Knautsch-Modellen auf Reisen laut Mühlbauer "am besten auf dem Kopf aufbewahrt wird", ist auch der Anglerhut im kommenden Sommer großes Trendthema. "Kappen in allen möglichen Varianten werden ebenfalls sehr präsent sein."
Für besondere Anlässe werde wieder öfter zum Fascinator statt dem klassischen Hut gegriffen. Inspiration fand Klaus Mühlbauer in der österreichischen Backkultur: Mutige setzen sich heuer kunstvoll geformte Topfengolatschen auf.
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