Natur pur im Glas
Ganz so einfach war die Umsetzung der spontanen Eingebung jedoch nicht. „Wir haben begonnen, uns über die Herstellung von natürlichen Kerzen zu informieren und damals schnell festgestellt, dass es so etwas im deutschsprachigen Raum kaum gab“, sagt Julia Schliefsteiner. Aus erdölbasiertem Paraffin und mit synthetischen Duftstoffen hergestellte Kerzen standen nicht zur Diskussion. „Wir wollten es anders machen.“
Heute wird in der an den Shop anschließenden Manufaktur ausschließlich mit Naturwachs und naturreinen ätherischen Ölen gearbeitet. So kurz vor Weihnachten herrscht hier Hochbetrieb. Husch husch geht trotzdem nichts. „Jede Kerze braucht vier Tage Herstellungszeit, bevor sie in den Verkauf gehen kann“, sagt Niederfriniger. Das feste Naturwachs, das aufgrund anderer Schmelzpunkte in der Handhabung komplizierter als Herkömmliches ist, muss zwei Tage lang in einem Kessel geschmolzen werden. Erst dann wird es mit ätherischen Ölen vermengt und in Gläser gegossen.
Die Düfte stellt Schliefsteiner als ausgebildete Aromatherapeutin selbst zusammen: „Natürlich könnten wir wie viele andere auch einfach eine der unzähligen fertigen Duftmischungen aus Gasse bestellen, aber wir wollen ganz genau wissen, was drin ist.“ Aus Nordtirol kommt das Latschenkieferöl, nicht weit davon entfernt werden die Essenzen der Zirbelkiefer gewonnen.
Das Befüllen der Gläser erfolgt ausschließlich per Handarbeit. Zuerst wird der Baumwolldocht im Glas platziert. Nur aus einer Kerze wird später etwas anderes herausragen: „Kamingeflüster“ erhält einen Holzdocht, der beim Brennen leise knistert.
Eine Mitarbeiterin schnappt sich den Behälter mit der Aufschrift „Bergluft“ und beginnt jedes der aufgereihten Gläser mit exakt der gleichen Menge flüssigem Wachs zu befüllen. Dieses wird über Nacht erhärten, um dann in Kartonagen aus Recycling-Papier zu den Kunden verschickt zu werden.
Das Gefühl, auf der Spitze eines Berges zu stehen, wird derzeit wohl besonders vermisst: „Bergluft“, ein Mix aus Zirbe und Wacholderholz, ist im Zuge der Pandemie noch populärer geworden. Schliefsteiner: „Heuer ist diese Kerze noch gefragter als sonst. Wahrscheinlich weil jetzt niemand in den Urlaub kann. Die Sehnsucht nach den Bergen und dem Skifahren ist groß.“
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