Kaviar, Kaschmir, Callboys: So wird die Kultmarke Halston wiederbelebt

Ein Mann in einem weißen Anzug läuft über einen roten Teppich, während Zuschauer applaudieren.
Roy Halston schuf die erste US-Luxusmarke und war in den 70er so populär wie Chanel. Eine neue Serie zeigt sein turbulentes Leben und könnte die Kultmarke wiederbeleben.

Er lässt sich per Helikopter Kartoffeln mit Kaviar in sein Ferienhaus fliegen, Models fürchten seine Wutanfälle und die Nächte werden mit viel Kokain und Promi-Freunden durchgemacht. Die Klischees eines exzentrischen Modedesigners bedient Roy Halston nur allzu gut – und ganz bewusst. In den Siebzigerjahren macht er seinen Namen in den USA zur Marke – das gab es bis dahin nur bei französischen Haute Couture Häusern wie Chanel oder Dior.

Der Aufstieg und Fall des beinahe in Vergessenheit geratenen Modemachers zeigt nun eine neue Miniserie auf Netflix („Halston“) und begibt sich damit ins sichere Fahrwasser nostalgischer Retro-Serien.

Ein Mann mit Zigarette im Mund zeichnet an einem roten Schreibtisch mit Blick auf eine Stadt.
Ein Mann in schwarzem Mantel und Sonnenbrille sitzt auf einem roten Sofa in einem Bürogebäude.

Getrieben

Ewan McGregor fungiert als Roy Halston und zeigt die schillernde Figur der Kreativszene in New York als vielschichtigen und getriebenen Charakter, der sich einmal zu oft für Geld statt für die Kunst entscheidet.

Als Hutmacher verdiente sich der junge Modist aus einfachen Verhältnissen seine ersten Sporen. US-First Lady Jackie Kennedy trägt seine Kreationen und verschafft ihm einen Karrieresprung.

Mehrere elegant gekleidete Personen in Pelzmänteln und Hüten stehen zusammen.

Im Film: Halston mit Minneli

Ewan McGregor und eine Frau in einem lila Overall mit Zigaretten auf einem roten Teppich.
Elizabeth Taylor, Liza Minnelli und ein unbekannter Mann posieren auf einer Veranstaltung.

Im wahren Leben: Halston mit Liz Taylor und Liza Minnelli

Kaftan-Kleider

Als Hüte aus der Mode kommen, erfindet er sich neu und trägt von nun an schwarzen Rolli, gegelte Haare, Sonnenbrille und Spitz-Zigarette. „Du musst den Leuten die Illusion von Erfolg vorspielen, damit sie auf dich aufmerksam werden“, sagt er einmal.

Nach dem Ringen um diverse Geldgeber baut er seinen Namen tatsächlich zu einem Synonym für Luxus auf.

Mit figurschmeichelnden Kaftan- und Neckholder-Kleidern wird er bekannt. Die reichen Damen im Big Apple reißen sich zudem um die aus Wildleder nachempfundenen „Ultrasuede“-Entwürfe aus der damals neuen Mikrofaser.

Pailletten dürfen auf den Abendroben nicht fehlen und werden von Halstons Freundinnen wie Liz Taylor und Liza Minelli populär gemacht.

Fünf Frauen präsentieren glitzernde, lange Abendkleider auf einer Bühne.

Weite Glamourroben waren sein Markenzeichen

Ein Mann in einem weißen Anzug läuft über einen roten Teppich, während Zuschauer applaudieren.
Anjelica Huston läuft in einem hellen Hosenanzug mit Cape über einen Laufsteg.

Anjelica Huston zeigte seine Kleider am Laufsteg

Wilde Nächte

„Er hat mich eingekleidet und plötzlich konnte ich gehen wohin ich wollte. Er hat uns etabliert“, erzählt Minelli. Mit ihr feiert der gerne überkandidelt agierende Partygänger wilde Nächte im Glitzerregen in der legendären Disco „Studio 54“, gönnt sich angeblich jeden Abend einen anderen Callboy und gibt Aftershow-Partys in seinem Stadthaus, das er sich nur wenige Blocks vom Club entfernt bauen lässt.

Doch Halston verfällt zusehends dem Kokain. Geld scheffelt er wie nie zuvor, seinen Namen hat er an eine neue Investoren-Gruppe verkauft: Die Parfums bringen Millionen und schließlich kooperiert er mit der Billigkette J.C. Penney.

Eine Gruppe von Menschen tanzt auf einer Party unter einer Monddekoration.

McGregor als Halston im Studio 54

Iman und Roy Halston Frowick sitzen auf einem Sofa unter einem Porträt.

Halston mit Bianca Jagger, für die er eine Party in seinem Townhouse schmiss

Skandal in der Branche

Für die Szene zu viel des Guten. Anders als heute galt diese Art der Zusammenarbeit als Skandal in der Welt der Luxusmode. Halston wurde nicht mehr ernst genommen, man distanzierte sich von ihm. Gekränkt und jahrelang nicht mehr Chefdesigner seiner Marke stirbt Halston 1990 zurückgezogen in San Francisco an AIDS.

An die Kultmarke glaubte danach noch Schauspielerin Sarah Jessica Parker. Sie kaufte sich 2009 in das Unternehmen ein und führte die Entwürfe in den „Sex and the City“ Filmen vor. 2011 verwarf sie sich jedoch mit den Geschäftspartnern und suchte das Weite.

Sarah Jessica Parker mit Turban und Cocktail in der Hand.

Sarah Jessica Parker im "Sex ant the City"-Film in Halston

Neue Kleider für die Serie

Nach langem Stillstand wurde im Vorjahr Robert Rodriguez engagiert, um zum Start der Netflix-Produktion eine zehnteilige Kollektion (Kleid ab 1000 Euro) zu kreieren, die in der Serie gezeigt wird und auch in Edelläden wie Saks Fifth Avenue erhältlich ist.

Eine Frau in einem roten Kleid posiert neben einer Schneiderpuppe vor einem Fenster.

Ein Kleid aus der neuen Kollektion, die ab 7. Juni erhältlich ist.

Gelingt das Comeback?

Wie erfolgreich der Verkauf ist, hängt auch vom Hype um die Serie ab, wie Rodriguez zugibt: „Die Show wird die Marke einer jüngeren Generation bekannt machen, die von Halston noch nichts gehört haben.“ Er hofft, dass der Name dann wieder eine Rolle in der Modewelt spielt. Das glamouröse Image wurde durch die Serie nun jedenfalls aufpoliert. Und ein Zitat vom ewigen Kämpfer Roy Halston lautet bekanntlich: „Es gibt keine Probleme, es gibt nur Chancen.“

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