Die New Yorkerin hat in ihrer High-School-Zeit den typisch westlichen Look matter Haut gepflegt. Das Gesicht ihrer Mutter war das genaue Gegenteil, es sah ständig „feucht“ aus, erinnert sie sich. Ihre Mutter wollte den „K-Look“, den Glashaut-Look, perfektionieren, mit Feuchtigkeit, Feuchtigkeit und nochmals Feuchtigkeit. „Meine Mom hat sich immer großartige Cremes von ihren Schwestern in Seoul schicken lassen: mit Tauben-Kot, Seidenraupen-Kokons und Goldflocken. Alles mit dem Ziel, super und jung auszusehen.“
Zu den exotischeren Inhaltsstoffen gehören auch fermentierter Schnecken-Schleimstoff, der die Zellproduktion anregen soll. K-Beauty verwendet überdies faltenreduzierendes Bienengift, hautstraffendes Schweinekollagen oder Eselsmilch. Koreanerinnen vertrauen zudem mehr auf pflanzliche Inhalts- und Nährstoffe wie Tee-Extrakte aus grünem Tee oder Heilpflanzen wie Ginseng und Agave, sowie Reis. Im Gegensatz zu ihrer Familie setzt Angela Jia Kim lieber auf pflanzliche Stoffe, wenn es um Anti-Aging oder Hautprobleme geht. Mit Kürbisserum soll die Haut strahlen, ein Serum aus Karotten und Rosen soll mit natürlichem Retinol die Zeichen der Zeit aufhalten und Zellen erneuern. Himbeer-Serum soll die Haut nähren. Die Trüffel-Creme enthält tatsächlich Trüffel und Vitamin B, die Kaviar-
Augencreme … genau! Und: Koffein. Koreanische Gesichtspflege ist in den letzten Jahren in den USA zum Trend geworden. Nicht nur in Koreatown in New York. Dafür haben Bekleidungsketten wie Urban Outfitters und koreanische Kosmetikerinnen in New York und L.A. mit ihren Social-Media-Auftritten gesorgt. Mittlerweile gibt es K-Beauty in Drogeriemärkten landauf landab. Die Kosmetika sind innovativ, natürlich, mild und effektiv. Qualität und Preisleistungsverhältnis passen für die Kunden. Und bei der Verpackung treiben es die Südkoreaner oft so richtig bunt.
Koreanerinnen verwenden viel Zeit und Mühe, um einen makellosen, glasklaren Teint zu bekommen. Das tägliche Ritual besteht oft sogar aus zehn und mehr Schritten.
Den Anfang macht ein zweistufiger Reinigungs-Prozess: Zuerst mit einem Reinigungs-Öl (1), anschließend mit einem Reiniger auf Wasserbasis (2), beliebt sind Gele und Schäume. In weiterer Folge kommen Exfoliator/Peeling (3), Toner (4) und Essenzen (Hybrid aus Toner und feuchtigkeitsspendendem Serum, 5) für den Glow zum Einsatz. Danach Serum (6), (Tuch-)Maske (7) für noch mehr Feuchtigkeit, Augencreme (8), Moisturizer (9), reichhaltige Nachtcreme oder Maske für die Nacht und tagsüber Sonnenschutz (10). Zuerst werden die leichten, dann die schweren Produkte aufgetragen. Angela Jia Kim hat als berufstätige Mutter das Ritual der zehn Schritte gekürzt. Denn nicht immer sei alles nötig und nicht jeder hat so viel Zeit im Bad. Wichtig ist für sie jedoch die doppelte Reinigung, Toner zur Pflegevorbereitung, Serum, Feuchtigkeitscreme, Augencreme und Sonnenschutz, sowie die passende Pflege, die auf den Hauttyp abgestimmt ist. Und, je nachdem, Masken und Peeling.
Die Entrepreneurin vergleicht Hautpflege mit der Mode: Während in der Fashionwelt Gemütlichkeit der neue Luxus ist und New Yorkerinnen ihre High Heels gegen Sneakers getauscht haben, ist in der Pandemie Make-up mit Hautpflege ersetzt worden: „Strahlende Haut steht für: ich fühle mich gut, innen wie außen,“ meint Angela Jia Kim.
Und das ist gerade in dieser Zeit wichtiger denn je.
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