Million-Dollar Men: Das Leben der Rekordkünstler Koons und Hockney
Hockney entthront Koons, der Hockney entthront. So könnte man die Geschehnisse der vergangenen Jahre zusammenfassen. 2013 versteigerte das Auktionshaus Christie's Jeff Koons' "Ballon Dog (Orange)" für 52, 1 Millionen Euro an einen unbekannten Bieter. Im November 2018 holte sich David Hockney den Titel "Teuerster lebender Künstler" als in New York sein Bild "Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)" für 80,5 Millionen Euro verkauft wurde. Nun hat Koons indirekt mit seinem silbernen Hasen das Zepter erneut an sich gerissen. "Rabbit" erzielte bei der Versteigerung in New York nun 81,2 Millionen Euro.
Auch, wenn die Künstler nur einen Bruchteil der Versteigerungssumme erhalten, wie der deutsche Maler Gerhard Richter einmal erzählte, am Hungertuch muss aber wohl keiner der Herren nagen. Wer sind die beiden Männer, die sich seit Jahren um das teuerste Kunstwerk duellieren?
Jeff Koons' Karriere kam so richtig in Fahrt, als er Anfang der 1990er-Jahre für seine Werkserie „Made in Heaven“ eine Kooperation mit der ungarisch-italienischen Politikerin und Pornodarstellerin Cicciolina, 67, begann. Die Kooperation glückte, Koons und Cicciolina wurden nicht nur ein Ehe-Paar, sondern hievten Koons, heute 64, als Paar gemeinsam in den Kunsthimmel. Bei der Zusammenarbeit entstanden Porzellanbrüste und Fotoarbeiten, die intime Sex-Szenen zeigten, und es in sich hatten. Der Medien-Hype war riesig und machte Koons entgültig berühmt.
In dieser Zeit beendete Koons auch sein „braven Buben“-Image, das ihm die Kunstszene bis dahin verpasst hatte. Später erhielt er den Spitznamen "Gym-Dady", weil er nach Veröffentlichung erster Aktfotos begonnen hatte, intensiv zu trainieren.
Das silberne Kaninchen, das Koons nun zum teuersten lebenden Künstler macht, schuf der Künstler im Jahr 1986. Es gibt drei Exemplare und ein Künstlerexemplar. Die Besitzer sind: die Broad Foundation in Los Angeles, private Besitzer, die ihren Hasen nun dem Museum of Contemporary Art in Chigago zur Verfügung stellen und der neue, unbekannte Besitzer. Dieses Exemplar gehörte zuletzt zur Sammlung des 2017 verstorbenen US-Verlegers Samuel Irving Newhouse, Besitzer des Verlagshaus Condé Nast.
Platz drei in der Lebenden-Künstler-Bestenliste belegt ebenfalls Koons. Bis David Hockney vorbeizog, galt die Skulptur von Koons' Ballonhund als teuerstes Kunstwerk der Welt. 2013 versteigerte das Auktionshaus Christie's "Ballon Dog (Orange)" für 52, 1 Millionen Euro.
Der Zweitplatzierte, der britische Maler David Hockney, 81, ist in seiner Heimat nicht nur als Künstler bekannt, sondern auch als vehementer Gegner des überall eingeführten Rauchverbotes. Das Thema war ihm ein so großes Anliegen, dass er 2007 in der FAZ eine "Widerrede" veröffentlichte. An die Stelle von Zigaretten, so Hockney, wären in der Arnzeinmittelwerbung im TV Schmerzmittel und Antidepressiva getreten. "Ich weiß von fanatischen Nichtrauchern - mein Vater war einer der ersten (sein ältester Sohn hat ihn überlebt und rauchte, bis er siebzig war; ich selbst rauche auch und bin gerade siebzig geworden). Ich rauche, weil es mir guttut! Es fördert meine geistige Gesundheit. Die beruhigende Wirkung einer Zigarette ist mir allemal lieber als die von pharmazeutischen Produkten (mit unbekannten Nebenwirkungen)."
Auch in Sachen Kunst machte es sich Hockney nicht leicht, obwohl er von Anfang an erfolgreich war. Als er in den 1960er-Jahren am "Royal College of Art" studierte, stellte er in seinen Werken auch homosexuelle Szenen dar. Sein Gemälde "We Two Boys Together Clinging" aus dem Jahr 1961, zeigt ein liebendes männliches Paar. Hockney kennzeichente es mit Zahlen und Codes, um seine Liebhaber zu identifizieren. Das war deshalb brisant, weil zu dieser Zeit Homosexualität in Großbritannien noch strafbar war. Das Bild hängt heute im "Art Council of Great Britain". Direkt nach der Kunstschule unterrichtete Hockney noch einen Tag pro Woche als Dozent, um seinen Lebensunterhalt aufzubessern. Schon nach einem Jahr konnte er ausschließlich mit Malerei aber mehr Geld verdienen.
Mit Rekordpreisen am Kunstmarkt konnte Hockney aber nie etwas anfangen. "Das ist doch alles verrückt", sagte er der Zeit. "Es interessiert mich nicht wirklich, was Kunstwerke kosten. Ein Aspekt an den hohen Preisen gefällt mir jedoch: Sie stellen sicher, dass man sich um meine Bilder kümmern wird. Die Preise für meine Kunstwerke sind immerhin nicht künstlich geboostet, ich oder meine Galeristen bieten sie nicht in die Höhe. Meine Bilder tauchen auch nur selten in Auktionen auf, und das gefällt mir. Oscar Wilde sagte einmal: Die einzigen Menschen, die wirklich jede Art von Kunst mögen, sind die Auktionatoren."
Sein Werk " Pool with Two Figures", das bisher mit einem Verstiegerungswert von mehr als 80,5 Millionen Euro als teuerstes Kunstwerk eines lebenden Künstlers galt, war übrigens eine Reminiszenz an einen früheren Liebhaber des Malers. Das nun teuerste Gemälde der Welt zeigt zwei Männer an einem Pool. Einer der beiden ist vollständig bekleidet und blickt auf einen im Becken tauchenden zweiten Mann in Badehose hinunter. Die im Hintergrund dargestellte Landschaft erinnert an Südfrankreich. Das Bild aus dem Jahr 1972 ist eine Reminiszenz an den Künstler Peter Schlesinger - im Bild der Schwimmer -, mit dem Hockney eine Liebesbeziehung hatte. Das Gemälde entstand in der Trennungsphase der beiden.
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