Mitten aus der Waldviertler Einschicht erheben sich steile Hügel mit staubigen Wegen. Es sieht ein wenig aus wie in der Wüste der Mad-Max-Filme. „Wasteland“ auf 9,5 Hektar. Aber nicht in der fiktiven Postapokalypse, sondern nahe Weikertschlag an der Thaya. Motoren schwarz lackierter, in die Jahre gekommener Militärfahrzeuge heulen auf. Es riecht nach Öl, während sie an einem Kettenbagger vorbeifahren. Reifenhaufen liegen, zerdellte Autos stehen herum.
Hier, am Dynamite Offroad Park Rappolz, hat Christoph Schmudermayer ein Paradies für sich geschaffen. Und er teilt es mit anderen geneigten Menschen – es sind meist Herren. Hier, so heißt es, ist der erste Männerspielplatz Österreichs. „Ich wollte immer schon mit allem Möglichen fahren. Es hat nur nix gegeben.“
Aber wie heißt es so schön? Selbst ist der Mann: „Da hab ich einfach damit angefangen. Und hier stört man auch niemanden“, sagt der Betreiber, der sich harmonisch ins Gelände einfügt. Er ist groß, kräftig gebaut, hat einen langen Rauschebart und trägt eine Arbeitsjacke und nicht mehr ganz saubere Jeans. Der treibstofffressende amerikanische Pick-up, mit dem er gekommen ist, hat am Nummerntaferl „TNT 1“ stehen.
Wer schon immer wissen wollte, wie es sich anfühlt, mit einem Military-Hummer der US-Army die Kurven zu nehmen, ist hier bei ihm richtig. Wer überschüssige Energie mit dem Vorschlaghammer an Autos auslassen und diese zerstören will, auch. Oder wer schon immer Berge versetzen wollte. Zumindest kleinere aus Erde. Alle, die in der Kindheit gerne Baggerfahrer werden wollten, können das nahe der tschechischen Grenze gegen Entgelt nachholen.
Wie auf der Playstation
„Jüngere Menschen, die mit der Playstation spielen, tun sich hier meist leichter“, kündigt Schmudermayer vorab an. Weil: die Hebel in der Kabine zur Steuerung sind wie Joysticks. Eine kurze Erklärung vom Instruktor Martin und los geht’s mit einer kleinen Umdrehung des Zündschlüssels. Der Motor beginnt gehörig zu brummen, mit einem Rad dreht man das Gas auf, damit der Bagger mehr Kraft hat und mehr röhrt. Das Ding wiegt 24 Tonnen und hat 200 PS. In der Kabine haftet eine Geruchsmischung aus Kraftstoff und altem Männerschweiß.
Ein paar leichte Bewegungen mit den Hebeln, und die Baggerschaufel arbeitet sich in die Erde vor. Obwohl das Gerät mit jeder Menge Kraft ausgestattet ist: Ein Widerstand ist spürbar, wenn sich der Baggerarm wieder emporhebt. Nach wenigen Minuten entsteht so eine ganz ansehnliche Kraterlandschaft. Es ist wie in einer übergroßen Sandkiste für in die Jahre gekommenen Buben.
Wobei, halt: „Natürlich sind hier Frauen willkommen. Männerspielplatz war bloß der Arbeitstitel. Wir heißen ja Dynamite Tours“, erklärt Schmudermayer mit Nachdruck. Bei den ebenfalls im Angebot befindlichen Quad-Touren, die 50 Kilometer durch die idyllische Landschaft führen, seien bis zu 30 Prozent der Teilnehmer weiblich. Aber das schwere Gerät sei eben nicht so interessant. „Die wenigsten Mädels wollen Bagger fahren.“ Viele Damen kämen als Begleitung mit: „Sie schenken das ihren Männern.“
Volle Power
Die Herren fasziniere an den Maschinen „ganz klar die Power, die Mächtigkeit des Geräts“. Ein ganz mächtiges Gerät ist auch der alte S-Lkw vom Bundesheer, noch von ÖAF hergestellt. Wer den Nervenkitzel sucht kann mit dem 13 Tonnen schweren Fahrzeug (Leergewicht!) Steigungen von bis zu 100 Prozent (45 Grad) in Angriff nehmen. Nur muss der Vergnügungssuchende halt auch damit bergab. Das fühlt sich dann an wie in der Achterbahn, wenn der Blick steil gegen Boden fällt und man die Füße verkeilt, um nicht nach vorne zu rutschen. Wer dann noch nicht genug hat, durchfährt einen 80 Zentimeter tiefen Teich und schiebt eine beachtliche Wasserwelle vor sich her.
Zum Fahren des Lkw reicht ein B-Führerschein (Den Bagger hingegen dürfen schon Kinder ab 6 Jahren bedienen). Schafft man es aus dem zweiten Gang, den alten Armee-Brummer wegzubewegen, muss man auch gar nicht mehr schalten. Zuvor muss man nur noch einen Haftungsausschluss unterschreiben. In der Fahrkabine hilft ein Instruktor mit den richtigen Anweisungen. Mitbringen sollte man auf alle Fälle eine gehörige Portion Respekt vor den großen Maschinen. „Wir merken, wenn der fehlt. Da müssen wir den ganz schnell einfordern“, erklärt der Betreiber, der zuvor Sozialarbeiter war. Wobei: „Am gefährlichsten ist eigentlich das Quadfahren. Da kann man unfreiwillig absteigen.“
Le Mans des kleinen Mannes
Für jene, die rasant unterwegs sein wollen, aber lieber in einer Kabine sitzen: Auf dem Gelände gibt es auch einen 1,5 Kilometer langen Schotter-Rundkurs für Rallye-Autos und Serien-Pkw. Einmal im Jahr steigt hier das – in Fachkreisen mittlerweile legendäre – Rappolz-666-Rennen. „Das ist das Le Mans des kleinen Mannes“, sagt Schmudermayer. Hier kämpfen 50 Teams um den Sieg. Jedes hat ein Serienfahrzeug. Start ist um 9 Uhr, Schluss um 20.06 Uhr. Das Team, das am Ende 666 Kilometer erreicht hat, gewinnt.
Ob das dann die Krönung ist? „Nur daquer bist wer!“, verspricht die Homepage der Dynamite Tours. Wenn das Rennen nicht ausreicht, kann man ausgestattet mit Hinterradantrieb auch „in einer Heckschleuder über unsere Schotterstrecken driften“, während das Heck sich querstellt.
Das Angebot reicht von einer Quad-Schnuppertour um 119 Euro bis zum mehrtägigen „Beauty and the Beast“ für Paare um 725 Euro. Ein Teil soll sich austoben, der andere im Hotel entspannen. Telefon: 0680/124 3448. Hier geht's zur Homepage
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