Comeback des Bossa Nova: Schuld ist nur der Murakami

Comeback des Bossa Nova: Schuld ist nur der Murakami
Japanischer Autor jetzt auch im Radio gefragt: als DJ zum Thema "Schuld ist nur der Bossa Nova"

Ob Bruckner, Beatles oder Charlie Parker, wer nur ein paar Bücher des Popstars der japanischen Literatur gelesen hat, weiß: Haruki Murakami ("Mister Aufziehvogel", "Kafka am Strand") liebt Musik fast mehr noch als Bücher, Katzen oder seine Erinnerungen an frühere Geliebte. Vor Kurzem erstellte der Fan Masmaro Fujiki auf spotify eine "Haruki Murakami's vinyl collection"-Playlist, die Tausende Titel enthält, die alle in dem ein oder anderen Roman des Schriftstellers anklingen. Das Spektrum reicht dabei von Raritäten wie "Heidschi Bumbeidschi" von Eugen Cicero über "Dig Dis " von Hank Mobley bis zu den Hits der Beach Boys und Beatles.

Insgesamt ergibt diese Liste, die selbstverständlich auch die Großen der Klassischen Musik wie Bach, Beethoven, Mozart, Brahms oder Prokofjew beinhaltet, einen Soundtrack mit einer Dauer von 236 Stunden und 14 Minuten. Da Murakami beinahe jedes Jahr einen Roman schreibt, und auch seine 10.000 Alben umfassende Schallplatten-Sammlung ständig wächst, ist die spotify-Playlist ebenso nach oben offen. 

In der Jazz-Bar

In seinem soeben erschienenen Erzählband "Erste Person Singular" (Dumont Verlag, 224 Seiten, 22,95 Euro) beschäftigen sich gleich mehrere Geschichten mit Musik. Sie handeln sowohl von mysteriösen Einladungen zu einem Klavierkonzert als auch von einer noch mysteriöseren Konzertbesucherin. Eine davon, "Charlie Parker Plays Bossa Nova", spielt in der Szene, die Murakami bestens vertraut ist: Im Alter von 15 bis 30 Jahren hat er eine Jazz-Bar betrieben. 

Comeback des Bossa Nova: Schuld ist nur der Murakami
Haruki Murakami, 66, erlaubte die Übersetzung seines Frühwerks

Die Story erlaubt sich den Scherz, dass der Ich-Erzähler - vermutlich Murakami selbst - einst für eine Studentenzeitung ein Jazz-Album rezensierte, das nie existerte: eben "Charlie Parker Plays Bossa Nova". Der Altsaxofonist war am 12. März 1955 gestorben, der lateinamerikanische Musikstil aber wurde erst 1962 populär. Nicht der einzige fiktive Jazz-Titel in dieser Erzählung. Auch von einem Album "Perry Como Sings Jimi Hendrix" ist die Rede.

Der im Buch auf gut zehn Seiten verarbeitete Gag bekam nun ein Eigenleben: Am 15. Februar wird der als sehr zurückhaltend geltende Bestsellerautor auf der populären Radiostation "Tokyo FM"  für eine Live-Show zur Verfügung stehen. Titel: "Murakami Jam - Blame It On The Bossa Nova".  Neben einem Live-Talk mit Hörern stehen Auftritte der Musiker Lisa Ono, Kaori Muraji und Miu Sakamoto auf dem Programm. Die Show wird auch gestreamt.

Der Franz kann's

Nicht auszuschließen, dass das derart eingeläutete neue Interesse am Bossa Nova zu einem echten Comeback dieses sommerlich anmutenden Musikstils führt. Ebenso ist vorstellbar, dass Murakami dabei eine Fassung von "Blame It On The Bossa Nova" auflegen wird, die japanischen Hörern sehr exotisch vorkommen könnte - jene der deutschen Schlagersängerin Manuela. 

Ihr "Schuld war nur der Bossa Nova" war 1963 der erste Nummer-eins-Hit der damals 18-Jährigen. Nicht zuletzt, weil er auf dem Soundtrack der Franz-Antel-Komödie "Im singenden Rößl am Königssee" zu hören war.

Und wenn Murakami schon "Heidschi Bumbeischi" - zwar instrumental - in seinem Repertoire hat, warum nicht auch einen deutschsprachigen Bossa-Nova-Hit. Der übrigens damals auf den Index des Bayerischen Rundfunks gesetzt worden war. Die Textzeilen galten nämlich als zu freizügig. "Als die kleine Jane grade achtzehn war / Führte sie der Jim in die Dancing Bar / Doch am nächsten Tag fragte die Mama / ,Kind, warum warst du erst heut' Morgen da?'"

Wenn das Murakami erfährt, schreibt er glatt eine nächste Erzählung dazu.

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