Österreicher lassen sich von Pandemie nicht unterkriegen

Österreicher lassen sich von Pandemie nicht unterkriegen
Die repräsentativ Befragten erreichten 60,7 von 100 Punkten auf der Wohlfühl-Skala; 2019 waren sie etwas glücklicher.

Österreich bleibt die Insel der Seligen - trotz Corona: Das Jahr 2020 war geprägt von der Pandemie. Doch die Menschen zwischen Boden- und Neusiedler See ließen sich vom Virus nicht unterkriegen. Das zeigt der aktuelle Billa-Österreich Report. Wie die repräsentative Umfrage unter 3.000 Frauen und Männern im Alter zwischen 18 und 65 Jahren belegt, geht es den Menschen hierzulande trotz der Umstände besser als erwartet, wenn auch das Wohlbefinden insgesamt leicht zurückgegangen ist.

Ziele, Glaube, Werte haben Bestand

Der Wohlfühl-Index zeigt, dass Österreich im Vorjahr auf 60,7 von 100 Wohlfühl-Punkten kommt. 2019 waren es 64,4 Punkte. Ermittelt wird dieser Wert anhand eines statistischen Modells unter Einbeziehung der Einflussstärken aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Demnach hat der Lebenssinn – dazu zählen Ziele, Glaube und Werte – den stärksten Einfluss (17 %) auf das Wohlfühlen. Aber auch Alltagstätigkeiten, der Job sowie Liebe und Familie prägen diesen Wert. Freizeit und Hobbys (-2,8 Punkte) sowie körperliche Fitness und Gesundheit (-2,6 Punkte) haben an Bedeutung verloren, wohingegen der Bereich Ernährung (+2,5 Punkte) am meisten an Einfluss gewonnen hat.

Und obwohl das Wohlbefinden im Jahresvergleich insgesamt leicht gesunken ist, nehmen die Österreicher ihre persönliche Stimmung um einiges positiver wahr als die der anderen. Während man sich selbst als eher optimistisch und lebensfroh sieht, werden die Mitmenschen vornehmlich als voller Sorgen, unzufrieden und wütend empfunden.

„Die Gefühlslage hat sich hierzulande trotz Corona nicht radikal zum Schlechteren verändert – wir alle sind resilienter als man annehmen möchte“, sagt Glückstrainerin und Mentalcoach Katharina Mühl, und ergänzt: „Frau und Herrn Österreicher wird oft nachgesagt, dass sie gerne jammern und sudern, aber die Studienergebnisse zeigen, dass wir unsere eigene Lage eigentlich ganz gut einschätzen und relativieren können. Vergleichen wir uns mit anderen oder mit der gefühlten Stimmung im Land, werden wir zu optimistischen Realisten.“

Familie als Rückhalt

Geborgenheit und Zufriedenheit finden die Menschen hierzulande vor allem in der Familie und ihren Partnerschaften – jenen Lebensbereichen mit den meisten Wohlfühlpunkten (67 und 64 Punkte). Doch auch hier, wie in allen anderen Bereichen ihres Lebens, fühlen sich die Österreicher laut Stefan Schiel, Managing Director bei marketmind, weniger wohl als noch im Vorjahr: „Das Ergebnis ist angesichts der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Einschränkungen und Herausforderungen keine große Überraschung. Man sieht ganz klar, wo es die größten Einschnitte gibt, nämlich in der Freizeit und im Freundeskreis – hier ging das Wohlbefinden um 11 respektive 6 Punkte und damit am stärksten zurück. Die Freizeit aber auch körperliche Fitness und Gesundheit liegen am untersten Ende der Skala.“

Ältere besonders zufrieden

Während die Lebenszufriedenheit mit dem Alter steigt, finden sich die 18- bis 29-Jährigen mit 56,5 Punkten (-6 Punkte) am untersten Ende der Skala wieder. Sie sind es, die die Corona-Maßnahmen am meisten spüren, was sich im Rückgang des Wohlbefindens in den Bereichen Freizeit (-13 Punkte), Alltagstätigkeiten (-9 Punkte) und Freundeskreis (-8 Punkte) deutlich zeigt. Herausfordernde Zeiten sind es zudem für Auszubildende. Sie liegen bei 56 Punkten (-6,4 Punkte) und fühlen sich verstärkt gestresst, demotiviert, angespannt und voller Sorgen.

Sorgen über die wirtschaftliche Lage

In unsicheren Zeiten wie diesen beunruhigt die Österreicher die wirtschaftliche Lage im Land am meisten (2020: 57 % vs. 2019: 22 %). Dahinter folgt die Sorge um Konflikte in der Welt (2020: 47 % vs. 2019: 46 %) sowie um Geld und Finanzen (2020: 39 % vs. 2019: 43 %). Erstaunlich ist, dass die Menschen um ihre Gesundheit vergleichsweise wenig besorgt sind (33 %) und sich diese Stimmung auch im Jahresvergleich nicht verändert hat. Doch sind die Österreicher voller Empathie und Mitgefühl – das zeigt sich an der Tatsache, dass die Sorge um die Gesundheit anderer Menschen in den Fokus gerückt ist (2020: 39 % vs. 2019: 31 %) und eindeutig vor der Sorge um die eigene Gesundheit liegt. Während Personen über 50 eher um die Wirtschaft und ihre Gesundheit besorgt sind, machen sich die 18- bis 29-Jährigen um Ausbildung und Freundschaften mehr Gedanken.

Freunde machen froh

Danach gefragt, welche Dinge und Momente ihnen im Leben die meiste Freude bereiten, stehen Familie (27 %) und Freunde (17 %) für die Österreicher klar an erster Stelle. Bewegung und Aktivität, die Natur, Zeit mit der Familie, Gespräche und das eigene Zuhause gewinnen in Folge der Corona-Pandemie im Jahresvergleich an Bedeutung. Unterschiede zeigen sich auch hier wieder zwischen den Altersgruppen: Während für die Österreicher bis 29 Jahre eine erfüllende und zugleich erfolgreiche Arbeit, Selbstverwirklichung und Reisen weitere relevante Faktoren für ihr Wohlfühlbefinden sind, sind der Generation 50+ Gesundheit sowie soziale und finanzielle Sicherheit wichtiger.

Träume von der besseren Zukunft

Die aktuellen Einschränkungen beflügeln den Wunsch der Österreicher künftig Verpasstes nachholen zu wollen. Den Lebensbereichen mit dem geringsten Wohlbefinden – also Freizeit sowie körperliche Fitness und Gesundheit – soll, sobald es wieder möglich ist, mehr Zeit gewidmet werden. 64 % der Befragten möchten ihre freien Momente wieder mehr  auskosten, 66 % mehr in Fitness und Gesundheit investieren.

Ziele bleiben unverändert

Nicht gerüttelt hat Corona an den Lebensträumen der Österreicher: Gefragt nach Wünschen und Zielen sagen mehr als die Hälfte, dass sie das Leben bewusster genießen möchten (54 %). 4 von 10 würden gerne ferne Länder bereisen und fremde Kulturen entdecken (45 %) bzw. Gewicht abnehmen (41 %). Hätten sie einen speziellen Wunsch frei, würden 16 % am liebsten ihre Wohnsituation ändern (2019: 10 %), 15 % hätten gerne mehr Geld (2019: 11 %) und ebenfalls 15 % möchten gesund bleiben (2019: 17 %). Neu hinzugekommen ist der Wunsch, Corona erfolgreich zu bekämpfen bzw. zur Normalität zurückzukehren (13 %) sowie das Streben nach einem respektvollen Miteinander (5 %).

Unterschiede nach Bundesländern

Insgesamt bleibt das West-Ost-Gefälle aus dem Vorjahr bestehen, die Bundesländer rücken jedoch enger zusammen. Ein Platzwechsel ist an der Spitze zu verzeichnen: 2020 fühlen sich die Menschen in Vorarlberg und in der Steiermark am  wohlsten – die beiden Bundesländer teilen sich den ersten Stockerlplatz. Vorjahressieger Tirol rutscht auf Platz 5, da hier das Wohlbefinden deutlich abgenommen hat – so auch in Oberösterreich (2020: Platz 7, 2019: Platz 5). Gründe für diese Rückgänge sind unter anderem ein geringeres Wohlbefinden in den Bereichen Freizeit, Freundeskreis und Alltag. Die Schlusslichter bilden Wien (Platz 8) und das Burgenland (Platz 9), die im Jahresvergleich die Plätze getauscht haben. Die Burgenländer fühlen sich im Vergleich zu Gesamtösterreich in den Bereichen Freizeit, Arbeit und Liebe am wenigsten wohl.

Die Steiermark liegt nicht nur im Bundesländer-Ranking auf Platz 1, hier sind zudem 7 von 10 der glücklichsten Bezirke zu finden. Erfolgreich in den Top 10 halten konnten sich Liezen, Sankt Johann im Pongau und Leoben. Zu den Durchstartern, die sich im Ranking weit nach vorne bewegt haben, zählen Deutschlandsberg (+43 Ränge), Weiz (+35 Ränge) und Bludenz (+30 Ränge). Die Bottom 10 Bezirke liegen weitgehend in Ostösterreich: Der Bezirk Eisenstadt-Stadt hat 27 Ränge verloren und befindet sich nun an letzter Stelle, nach Eisenstadt-Umgebung und Mattersburg. Beim Landeshauptstädte-Ranking setzt sich Bregenz durch – die einzige Landeshauptstadt, die heuer keinen Rückgang aufweist. Vorjahressieger Innsbruck rutscht auf Platz 5.

Genießer sind glücklicher

Eine bewusste, genussvolle Ernährung sowie kleine kulinarische Sünden zwischendurch gewinnen an Bedeutung für das Wohlbefinden. So achten 53 % der Österreicher auf ausgewogene Mahlzeiten (2019: 48 %) und 70 % gönnen sich gerne ein Glas Wein, Schokolade oder Chips (2019: 67 %). 68 % halten gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie für wichtig (2019: 67 %) und für 56 % ist es selbstverständlich, regionale Produkte zu kaufen (2019: 54 %). Auch entdecken die Österreicher ihre Leidenschaft für Selbstgekochtes neu: 59 % kochen sehr gerne mit regionalen Produkten und bereiten typische Spezialitäten aus der Heimat zu (+4 Punkte), 53 % tun das beinahe jeden Tag (+7 Punkte).

„Auch wenn es in dieser Studie primär um das Thema Wohlfühlen geht, freut es uns natürlich besonders, dass die Ernährung ihren Teil dazu beiträgt und als Anker in Krisenzeiten gedeutet werden kann, der Stabilität und Sicherheit vermittelt. Gutes Essen hebt die Stimmung und eine ausgewogene Ernährung ist ein wesentlicher Faktor für körperliches und geistiges Wohlbefinden. Unsere Kundinnen und Kunden möchten wir daher in ihrer individuellen Ernährungsweise und in unterschiedlichen Lebenssituationen so gut wie möglich unterstützen: Sei es bei exotischen Kochabenteuern und dem Ausprobieren der angesagtesten Instagram-Rezepte oder bei der Zubereitung einer schnellen Mahlzeit für die Familie, wenn zwischen Homeschooling und Homeoffice wenig Zeit bleibt“, erklärt Elke Wilgmann.

Nachhaltiger Lebensstil gewinnt an Bedeutung

Grundsätzlich hat im vergangenen Jahr jeder Zweite Österreich mehr schätzen gelernt (52 %). Auf dem Weg hin zu einem nachhaltigeren Lebensstil möchte über die Hälfte der Befragten in Zukunft (mehr) regionale Produkte kaufen (54 %), Müll vermeiden (54 %) und möglichst alle Lebensmittelreste verwerten (53 %).

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