Wiener Psychiater zum Coronavirus: Achtsam mit der Seele umgehen

Young beautiful woman is looking through the window and drinking coffee in the morning
Österreicher sollten Tagesablauf strukturiert gestalten und nicht ständig Alarmmeldungen verfolgen.

Keine Arbeit oder "Homeoffice", Beschränkung bei sozialen Kontakten in Lokalen, deutlich mehr Isolation für betagte Menschen - das kann derzeit erhebliche seelische Probleme bedeuten. "Wir sollten auf unsere Psyche achten", stellte dazu am Montag der Chefarzt der Wiener Psychosozialen Dienste (PSD), Georg Psota, gegenüber der APA fest. Tagesstruktur und Festlegen von Routinen unterstützten dabei.

Ablenkung und gute Gefühle

"Vielen Menschen hilft es, wenn sie Ordnung machen. Das beschäftigt, lenkt ab und gibt ein gutes Gefühl. Ebenso hilft vielen Menschen, wenn Sie sich den jeweiligen Tag oder die nächsten Tage gut strukturieren: 'Sich die Zeit über den Tag verteilt einteilen, dann mache ich dieses und dann mache ich jenes'. - Eben zu Hause im privaten Umfeld", erklärte der Psychiater.

Genug zu tun gäbe es da wahrscheinlich für die meisten Menschen. "Man kommt sonst meistens ohnehin nicht dazu. Alles Mögliche, was man schon längst zusammenräumen wollte, könnte jetzt einmal in Ordnung gebracht werden", sagte der Experte.

Routinen beibehalten

Wichtig für die "Daheimgebliebenen" sei auch das Aufnehmen einer adaptierten Routine, betonte Psota. "Es ist auch sinnvoll, sich bestimmte Telefonate zu bestimmten Zeitpunkten auszumachen, also jemand wie ein älterer Angehöriger, den man derzeit nicht besuchen kann, wird jeden Tag um die gleiche Zeit oder die gleichen Zeiten angerufen und braucht nicht zu warten, bis man sich meldet."

Es gehe einfach darum, den Tag zu strukturieren. Der Psychiater: "Das bringt ein Gefühl der Übersicht und einer eigenen Wirksamkeit. Gymnastikübungen, die man schon längst machen wollte, aber zu denen man nie gekommen ist, sind auch eine Möglichkeit. Selbstverständlich einzeln in einem Zimmer, aber auf jeden Fall."

Keine Info-Dauerbeschallung

Schließlich gehe es auch um den Medienkonsum. Psota appellierte: "Man muss sich auch nicht dauernd, und hier meine ich wirklich dauernd, unangenehme Nachrichten anhören. Man kann davon auch einmal Pause machen und sich einen Film geben, den man auf DVD hat und schon längst ansehen wollte." Achtsamkeit für die eigene Seele und die Psyche der nächsten Angehörigen, Freunde, Bekannten und Mitmenschen generell sei jetzt angebracht.

Kommentare