Quarantäne in St. Anton: "Es herrschte Panik pur"

Quarantäne in St. Anton: "Es herrschte Panik pur"
Manche Urlauber flüchteten zu Fuß. Mittlerweile sind die ausländischen Gäste aus St. Anton und dem Paznauntal abgereist.

Im Paznauntal und in St. Anton am Arlberg ist es am Samstagmittag untypisch ruhig. Der Skilift steht still und auch die Sportgeschäfte haben geschlossen.

„Der Ort wirkt wie ausgestorben“, sagt Helmut Mall, Bürgermeister von St. Anton.

Viele der Winterurlauber sind am Freitag abgereist, nachdem die Bundesregierung am Freitag um 14.00 Uhr bei einer Pressekonferenz verkündet hatte, dass die betroffenen Orte wegen des sich rasch ausbreitenden Coronavirus unter Quarantäne gestellt werden.

"Ein riesen Chaos"

Die Isolierung des Skiortes habe ein „riesen Chaos“ verursacht, sagt Mall.
Marianne Viertbauer, Managerin des Sporthotels in St. Anton, zeigt am Samstag  im Gespräch mit dem KURIER schon wieder Humor. Doch das Lachen sei ihr nur wenige Stunden zuvor vergangen.

Kurz nach Bekanntgabe der Isolierung der Gemeinde seien die Urlauber mit Skischuhen ins Hotel gestürmt, erzählt Viertbauer.

„Es herrschte Panik pur. Die einen haben  geweint, die anderen geschrien. Das war wirklich ein Freitag der 13“, sagt die Hotelmanagerin.

Taxis ausgebucht

Viele der Gäste  hätten sofort abreisen wollen, doch die Taxis seien rasch ausgebucht gewesen. Sogar Handgreiflichkeiten soll es dem Vernehmen nach um Taxis und Busse gegeben haben.

Etliche der Gäste sein mit öffentlichen Verkehrsmittel angereist, für sie gestaltete sich die Abreise schwierig. Züge nach Innsbruck oder Zürich zu den Flughäfen machten in St. Anton nicht mehr Halt. Einige der Winterurlauber machten sich zu Fuß auf den Weg.

 

Quarantäne in St. Anton: "Es herrschte Panik pur"

Einige Urlauber machten sich zu Fuß auf den Weg

"Alle wollten auf einmal zahlen"

„Die Gäste standen auf einmal alle bei der Rezeption und wollten zahlen. So ein Chaos habe ich in den vergangenen 36 Jahren, die ich hier arbeite, nicht erlebt“, sagt Viertbauer.

Nur ein paar der Urlauber seien über Nacht geblieben und erst am Samstag abgereist.

Von der geplanten Isolation habe die Gemeinde St. Anton erst am Freitag, eine Viertelstunde vor Bekanntgabe erfahren, sagt Bürgermeister Mall.

"Wahnsinnig improvisieren"

Weil man im Vorfeld nicht davon gewusst hatte, musste man „wahnsinnig improvisieren“. Die Nachricht von der Isolation sei „wie eine Bombe“ losgegangen.  „Auf einmal waren die Polizeisperren da“, schildert Mall. Mit der Zeit sei es gelungen, ein System zu schaffen, um die Situation in den Griff zu bekommen.

Transferbusse wurden organisiert, die die Gäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereisten waren, zum Flughafen brachten. Die Nacht sei jedenfalls sehr ruhig verlaufen.
Derzeit laufen Erhebungen, wie viele Gäste sich noch in St. Anton aufhalten.

"Kam überraschend schnell"

„Die Situation kam überraschend schnell“, schildert auch Werner Kurz, Bürgermeister von Ischgl  und Sprecher für das Paznauntal.Etwa 8.000 Urlauber hielten sich am Freitag im Paznauntal auf, davon 6.000 in Ischgl. Die ausländischen Gäste seien bis am Samstagmittag  alle abgereist.

Wie viele österreichische Urlauber sich noch im Paznauntal befinde, werde nun evaluiert. „Ich schätze aber, dass es nicht mehr als 15 bis 20 Personen sein werden“, sagt Werner Kurz.

Quarantäne in St. Anton: "Es herrschte Panik pur"

Die Polizei kontrollierte bei der Ausreise aus dem Paznauntal

Sperrgebiet nicht verlassen

Wie berichtet dürfen österreichische Gäste, Mitarbeiter und Einheimische für zwei Wochen die Sperrgebiete nicht mehr verlassen.
Die Versorgung sei jedenfalls sichergestellt, sagt Bürgermeister Kurz.

Die Abreise mit den Pkw aus dem Paznauntal sei jedenfalls am Freitag „sehr diszipliniert“ verlaufen, trotz eines Staus von etwa 13 Kilometern, sagt ein Polizeisprecher der Landespolizeidirektion Tirol zum KURIER.

Bundesheer im Einsatz

Im Paznauntal wurden von der Polizei drei Checkpoints eingerichtet, an denen die Ausreisenden kontrolliert werden, in St. Anton gibt es einen Checkpoint.

Neben der Polizei verstärkt das Bundesheer mit 30 Soldaten in einem Assistenzeinsatz das gesundheitsbehördliche Ausreisemanagement.

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