Wie in Mozarts Oper: Soll ich die Treue meines Partners testen?
"So testen wir Ihren Partner: Handynummer, WhatsApp, Telefon, Mail, Chat, Spermaspuren“, heißt es auf der Webseite einer Treue-Tester-Agentur, die darauf spezialisiert ist, Seitensprünge aufzudecken.
Man kann die Angelegenheit aber auch selbst in die Hand nehmen – wie eine Leserin mir anvertraute. Sie erzählte, wie sie ihren Mann mit Hilfe einer Zweitidentität per Mail auf Probe stellte, um herauszufinden, an welchem Punkt er „zu allem bereit wäre“. Dafür tat sie so, als wäre sie eine Frau aus dem weiteren Freundes- oder Bekanntenkreis, die ihn geil finde, sich aber nicht zu outen traue: „Was ich mit dir alles machen möchte, wie ich aussehe und wer ich bin, erfährst du, wenn wir einander im Stundenhotel treffen.“ Allfällige Barrieren fielen rasch, sie kannte ja seine Vorlieben. Bald wurde verbal gevögelt, drei Wochen später hatte sie ihn so weit. Er schrieb: „Ich bin so unendlich geil auf dich, ich will dich – jetzt!“
Das erinnert an Wolfgang Amadeus Mozarts „Così fan tutte“ – „So machen’s alle oder Die Schule der Liebenden“, die 1790 in Wien uraufgeführt wurde. Im Rahmen der heurigen Salzburger Festspiele wird die Oper von einer Frau dirigiert, eine Premiere. Das ist insofern spannend, als es darin um einen Treuetest an Frauen geht: Zu Beginn der Oper schließen die beiden Offiziere Ferrando und Guglielmo mit ihrem Mentor Don Alfonso eine Wette ab. Sie behaupten, dass ihre Geliebten Fiordiligi und Dorabella stets treu wären. Die Männer versuchen nun, ihre Freundinnen in einem perfiden Verwirrspiel aus Partnertausch und Verkleidung zum Seitensprung zu verführen – und so auf die Probe zu stellen. Erst bleiben die beiden Damen standhaft, doch dann werden sie doch schwach. Ein emotionales Desaster, das aber gut endet – die Oper als „Lustspiel“.
„Allfällige Barrieren fielen rasch, sie kannte ja seine Vorlieben. Bald wurde verbal gevögelt, drei Wochen später hatte sie ihn so weit.“
Treuetest als Betrug am Partner?
Zurück ins richtige Leben und der Frage, ob ein „Do-it-yourself-Treuetest“ nicht auch ein Betrug am Partner ist? Vermutlich. Gute Idee ist das eher keine. Als sich die Leserin outete, ging etwas kaputt – für immer. Kein „Dramma Giocoso“, also erwähntes „Lustspiel“ – letzter Akt: Scheidungsanwalt.
Und wie hielt es Mozart mit der Treue? Dass der Meister selten abgeneigt war (auch nicht während seiner Ehe mit Constanze, die er 1782 heiratete), scheint hinlänglich bekannt. „Für gute Klaviervorträge lässt er sich gern mit den Küssen der anwesenden Damen belohnen …“, heißt es dazu im „Intimen Lexikon“ von Katja Doubek. Freimütig bekannte er: „Wenn ich die alle heiraten müßte, mit denen ich gespaßt habe, so müßte ich leicht zweihundert Frauen haben.“ Mozarts Hang zum derben Humor ist ebenfalls legendär. Einen Hauch „Analerotik“ wollen manche gar aus den „Bäsle-Briefen“ (an seine Cousine Maria Anna Thekla Mozart) herauslesen: „dreck! dreck! - o dreck! - o süsses wort! - dreck! - schmeck! - auch schön! - dreck, schmeck! - dreck! - leck - o charmante! - dreck, leck! - das freüet mich! - dreck, schmeck und leck! - schmeck dreck, und leck dreck!“. Gelegenheiten für Affären ergaben sich für das Musikgenie, naturgemäß, viele – an „Groupies“ mangelte es ja nicht. Und dennoch verband ihn mit „Stanzerl“ eine tiefe Liebe. Dazu heißt es im Intimlexikon: „Sie weiß von seinen Seitensprüngen und toleriert die Stubenmädchen, spürt sie allerdings intellektuelle Gefahr, gerät Konstanze Mozart in Harnisch. Dann verfolgt sie ihren Mann mit Eifersucht und gibt erst Ruhe, wenn er wieder die üblichen Zettelchen neben ihr Kissen legt, bevor er das Haus verlässt: ,Guten Morgen, liebes Weibchen. Ich wünsche, dass Du gut geschlafen habest…, dass du Dich nicht erkältest, nicht bückst, nicht streckst …’“
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