Der Kettenraucher konnte weder Noten lesen noch sie schreiben, dennoch produzierte er Hit-Legenden: etwa Puttin’ On the Ritz, Cheek to Cheek oder There’s no Business Like Show Business. Und White Christmas: Millionenfach verkauft, schaffte es der Song sogar ins Guinnessbuch der Rekorde. Ein melancholisch-molliges Weihnachtslied, das Klischees im Kopf erzeugt. Von romantischen Schlittenfahrten, von Kaminfeuer und Glück. Da war der Klimawandel noch fern. Die Ode an den Schnee wurde nur von Elton Johns Candle in the Wind getoppt, 1997.
Weihnachtsmärchen und Kriegshymne
Die Geschichte des Hits liest sich wie ein Weihnachtsmärchen mit wehmütigen Momenten. Zwei Jahre nachdem ihn Berlin geschrieben hatte, traf er den Hollywood-Regisseur Mark Sandrich, um ihm seine Idee für einen Tanzfilm ans Herz zu legen: Es solle um einen Sänger gehen, der sich aufs Land zurückzieht und ein Hotel führt, das nur an Feiertagen geöffnet ist. Wenig später gab Paramount Pictures den Arbeitstitel des Films bekannt: Holiday Inn – mit Bing Crosby in der Hauptrolle und mit Fred Astaire. Der wichtigste Song des Oeuvres lag fertig in Berlins Schreibtischlade: White Christmas. Bing Crosby setzte ihn vorm Kaminfeuer im Duett mit Marjorie Reynolds in Szene.
1954 kamen Crosby und der Hit erneut cineastisch zu Ehren: im Revuefilm „Weiße Weihnachten“ mit Danny Kaye (siehe Bild: außerdem mit Vera-Ellen, Rosemary Clooney und Bing Crosby)
"Sehr traurig"
Bereits 1941 hatte Crosby den Song in seiner Radio-Show präsentiert, am 25. Dezember, 17 Tage nach dem Angriff auf Pearl Harbour. Plattenaufnahmen folgten, als der Film fast fertig war. Während des Zweiten Weltkrieges wurde White Christmas zur Hymne des Heimwehs für US-Soldaten, Bing Crosby reiste zu den Truppen, sang live für die G.I.s. Wo immer er hinkam, wurde er angefleht, White Christmas zu bringen: „So viele junge Menschen, die das hören wollten, davon berührt wurden. Sie schrien danach, sie verlangten es. Wenn ich es sang, weinten alle. Es war sehr traurig.“
Im Jahr 1943 bekam Berlin einen Oscar für den besten Filmsong. „Um dieses Lied brauchst du dich nicht zu sorgen“, hatte ihm Crosby prophezeit. 1945 feierten die Amerikaner ein Fest in Frieden – vieles änderte sich, etwas blieb: Die Ode an den Schnee sollte alle Jahre wieder in den US-Hitparaden landen. „Wenn wir ,White Christmas’ singen, hassen wir niemanden“, schrieb Jody Rosen in ihrem Buch „The Story of a Song“. Irving Berlin wurde 101 Jahre alt. May your days be merry and bright. And may all your Christmases be white.
Kommentare