Viele Singles haben seit einem Jahr niemanden umarmt – was macht die fehlende Intimität mit uns und was hilft gegen die Einsamkeit?
Alleinlebende haben vor allem im ersten Lockdown stark unter Einsamkeitsgefühlen gelitten – inzwischen haben viele Strategien gefunden, dennoch in Kontakt zu bleiben, man trifft sich draußen oder plaudert mit Fremden, die man beim Spazieren trifft. Diese Ablenkung hilft, um das Gefühl der Isoliertheit zu reduzieren. Die körperliche Nähe kommt dennoch zu kurz. Bei einem Mangel sinkt das Immunsystem, man wird krankheitsanfälliger, die Resilienz nimmt ab. Noch nie wurden so viele Hunde angeschafft wie in Corona-Zeiten – tatsächlich trägt ein Haustier dazu bei, die fehlende Nähe zu kompensieren. Außerdem lenken uns Tiere ab und erheitern uns, was der Seele hilft.
Manche Tage erscheinen gerade besonders trist. Wie bringt man wieder mehr Leichtigkeit in den Alltag?
Stoppen Sie negative Grübeleien, indem Sie destruktive Gedanken aufspüren und wie Wolken am Himmel weiterziehen lassen. Schaffen Sie sich coronafreie Zonen! Machen Sie eine Pause von Gedanken, Gefühlen und Diskussionen, die damit in Verbindung stehen, indem Sie Orte bestimmen, wo das Thema verbannt ist. Definieren Sie konkrete Zeiten, zu denen Belastendes Pause hat.
Normalerweise ist die Planung des Sommerurlaubs ein Lichtblick in den letzten Wintermonaten. Was kann man stattdessen tun?
Man könnte eine Wunsch-Box machen. Immer, wenn Sie eine Idee haben, was Sie gerne machen würden, notieren Sie sie auf ein Zetterl und werfen es in die Wunsch-Box. Dadurch geht der Wunsch nicht verloren. Auch wenn man ihn nicht sofort erfüllen kann, hat man die Vorfreude. Bei Lockerungen schauen Sie nach und nach, was Sie davon umsetzen können.
Viele Menschen quält der Gedanke, ein Jahr verloren zu haben. Was hilft dagegen?
Wer dieses Gefühl hat, sollte darüber nachdenken, was er in diesem Jahr gewonnen hat! Was wäre alles nicht gewesen, wenn es die Zeit nicht gegeben hätte? Was durfte ich Gutes erleben? Da kommen Antworten wie zum Beispiel wunderschöne Ausflüge, Wanderungen, innigere Beziehung mit Nachbarn, Neues ausprobiert, neue kreative Hobbys, endlich wieder Zeit für Dinge, die mir wichtig sind, Zeit, die Natur zu genießen. Aber auch neue Wertigkeiten, die wir dadurch gewinnen konnten: die Dankbarkeit, dass man unversehrt und gesund ist, oder dass man einen Partner hat, der in schweren Zeiten da ist.
Sie arbeiten mit der „Schneeglückchen“-Metapher – was können wir uns von den Frühlingsblumen abschauen?
Machen wir es wie die Schneeglöckchen, strecken wir den Kopf ins Licht! Selbst in der dunkelsten Ecke ist irgendwo Licht. Eine Energiequelle für Geist und Seele ist alles, was sich gut anfühlt, was uns guttut, was uns wohlige Gefühle bereitet. Notieren Sie am Abend vor dem Zubettgehen: „Was war heute eine Lichtquelle für mich?“ Und überlegen Sie am Morgen: „Welche Energiequellen möchte ich heute aufsuchen?“ So kann es langsam Frühling werden – da draußen und in uns.
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