Tiercoach: Wie vorsichtige Krallenpflege Verletzungen vorbeugt
Ob Winter oder Sommer, Alltag oder Ausnahmezustand, Jungtier oder Senior: Die Krallen von Vierbeinern wachsen wie die Nägel beim Menschen. Immerzu. Pflege ist angesagt. Denn zu langes bzw. sprödes Horn an den Pfoten kann zu Verletzungen führen. Doch auch die Pediküre hat ihre Tücken.
KURIER-Tiercoach Katharina Reitl, Tierärztin in der Ordination Tiergarten Schönbrunn, erklärt, welche Probleme ungepflegte Krallen verursachen können und worauf beim Kürzen zu achten ist.
Funktion der Krallen
Krallen haben unterschiedliche Funktionen. Hunden dient die Hautstruktur aus Keratin zur sicheren Fortbewegung. Die Zehengänger beschleunigen und bremsen unter Mithilfe der Krallen. Katzen verwenden die spitzen, scharfen Werkzeuge, die sie durch Muskelkontraktion ausfahren können, als Waffe, Kletterhilfe und für Dehnungsübungen. Zudem hinterlassen die Freigänger Kratzspuren, um Duftnachrichten nachhaltig zu übermitteln. Kaninchen wiederum setzen ihre insgesamt 18 Krallen in erster Linie im Kampf ein; Boxen und Hinterlauftritte sind nicht genug.
Pflege muss sein
„Alle Haustiere brauchen mehr oder weniger Pflege“, sagt Reitl. Verursachen Hundekrallen beim Gehen Geräusche am Boden, müssen sie gekürzt werden. Andernfalls kann die Hornschicht zu Fehlbelastungen der Zehen führen bzw. einreißen oder splittern. Besondere Gefahr besteht bei Rollentreppen. Bleibt die Kralle in den Rillen hängen, kann das Krallenbein arg in Mitleidenschaft gezogen werden. Reißt nur ein Teil der Kralle ab, muss der Tierarzt den Rest entfernen. „Das tut so weh wie beim Menschen das Nagelziehen“, vergleicht der Zoodoc.
Besonderes Augenmerk
Krallen mit wenig Bodenkontakt gehören öfter kontrolliert; sie nützen sich mitunter nicht genug ab. „Bei Hunden werden die Daumenkralle und – falls vorhanden – die Afterkralle etwas übersehen“, sagt Reitl. Katzen fahren ihre Hilfsmittel an den Pfoten überhaupt nur bei Bedarf aus. Bei alten Vierbeinern, die das Interesse am Kratzbaum verlieren, wachsen die Krallen dann teilweise sehr lang und in den Ballen ein. Kaninchen dagegen haben bei guter Haltung relativ wenig Probleme. Käfigtiere müssen öfter im Jahr zur Pediküre.
Kürzen mit Zwicker oder Feile
„Man muss beim Kürzen sehr aufpassen“, sagt die Tierärztin. Krallen sind fast bis zur Horn-Spitze mit sogenanntem Leben gefüllt. Wird zu kurz geschnitten, ist das qualvoll und blutig. Auch schlechtes Zubehör quetscht und zwickt unnötig. Ein guter Krallenzwicker ist beidseitig scharf. Beim Feilen besteht zwar insgesamt weniger Verletzungsgefahr, dafür ist die Prozedur alle paar Tage erforderlich. Die Schere kommt im Abstand von etwa drei Monaten zum Einsatz. Salons und Tierärzte helfen. Der KURIER-Tiercoach schließt: „Es ist wichtig, dass Besitzer an die Krallenpflege denken.“
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