Tiercoach: Was das Vulkangestein Zeolith in Darm und Kisterl macht
Zeolith entgiftet den Körper. Zeolith hilft beim Abnehmen. Zeolith beschleunigt die Wundheilung der Haut. Reduziert Pickel. Macht Zähne weiß. Bringt Geist und Seele ins Reine. Das Pulver aus Vulkangestein wird schon seit Langem mit einem breiten Wirkspektrum bei innerer bzw. äußerer Anwendung beworben. Jetzt ist es auch auf die Haustiere gekommen.
Hype im Internet?
„Zeolith wird gerade groß im Internet angepriesen, es könnte ein Hype werden“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, welche Bestandteile des Minerals Vierbeinern nützen und wann Vorsicht geboten ist.
Ernährung
Der wichtigste Inhaltsstoff des vulkanischen Gesteins ist Silizium. Menschen nehmen das Spurenelement z. B. mit Erdäpfeln, Erbsen und Birnen auf. Bei gesunden Haustieren mit ausgewogener Ernährung spielt es eine untergeordnete Rolle.
Verdauung
„Die entscheidende Wirkung von Zeolith liegt lokal im Darm“, sagt Reitl. Vor allem Vierbeiner mit einer Durchfallerkrankung können von den Eigenschaften des Pulvers profitieren. Die Mikrooberfläche von Zeolith, oft als Synonym für Klinoptilolith verwendet, bindet zum einen Flüssigkeit, zum anderen saugt es Schadstoffe auf. „Es hat eine etwas andere Struktur als Tierkohle, im Grunde funktioniert es aber ähnlich“, erklärt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn.
Verstopfung
Auf die richtige Dosierung kommt es an. Zu viel des Pulvers führt zu Verstopfung, das kann der Gesundheit schaden. Zudem unterscheidet Zeolith nicht zwischen krankmachenden und nützlichen Bakterien im Verdauungstrakt, es beseitigt alle gleichermaßen und kann so auch das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen.
Nicht verschreibungspflichtig
„Zeolith ist kein verschreibungspflichtiges Medikament. Vor allem bei längerfristigen Gaben sollte die Verabreichung mit dem Tierarzt besprochen werden“, rät die Expertin, die zwar in Ausnahmefällen an unerklärliche Heilung, aber nicht an Wundermittel glaubt. Wissenschaftlich ist die gesundheitsfördernde Wirkung von Zeolith noch nicht ausreichend untersucht.
Effekte im Katzenklo
Zeolith-Anbieter sehen das freilich anders. Sie preisen nicht nur die heilende Kraft aus den Steinen an, sie sind auch überzeugt, dass das Naturprodukt in einer speziellen Zusammensetzung in der Katzenstreu gute Dienste tut: Das poröse Mineral beugt im Kisterl unangenehmen Gerüchen vor und hat gleichzeitig einen desinfizierenden Effekt. „Hier kommt – wie im Darm – die erwiesene Funktion zum Tragen. Zeolith bindet Wasser und trocknet damit die Bakterien aus“, hält der Zoodoc die länger anhaltende Frische für „logisch“.
Kein Wundermittel
„Zeolith ist in bestimmten Bereichen ein gutes Ding. Es ist aber kein Wundermittel“, fasst der KURIER-Tiercoach zusammen: „Man kann es ausprobieren. Aber man darf nicht auf jeden Werbeschmäh aufspringen.“
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