Tiercoach: Wann Krampfanfälle bei Haustieren behandelt werden müssen

Hunde müssen sich von einem epileptischen Anfall erholen.
Epilepsie kann die Nerven schädigen. Medikamente oder eine OP schützen davor.

Hunde haben bekanntlich einen sensiblen Geruchssinn; das beweisen sie nicht nur beim Erschnüffeln des Coronavirus. Mit ihrer feinen Nase können sie auch – wie seit den 1980er-Jahren bekannt – epileptische Anfälle vorherriechen. Speziell ausgebildete Assistenzhunde erzielen dabei hohe Trefferquoten, sie sind zudem darauf trainiert, die Verletzungsgefahr ihres Schützlings zu reduzieren bzw. Hilfe zu holen. Hunde können aber auch selbst von Epilepsie betroffen sein.

„Unkontrollierte Krampfanfälle gibt es bei allen Tieren“, weiß Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, warum die Symptome ernst genommen werden müssen und welche Behandlung sinnvoll ist.

Überlastung

„Bei einem epileptischen Anfall geben die Nervenzellen zu viele Signale auf einmal ab. Je öfter das passiert, desto besser merkt sich das Gehirn den Weg der Reizung und bahnt den Weg für weitere Anfälle“, sagt Reitl. Dieser Teufelskreis muss unterbrochen werden; der Tierarzt ist bei den ersten Anzeichen gefragt: Ein generalisierter Krampf manifestiert sich in Ruderbewegungen der Pfoten. Der Vierbeiner zuckt mit dem ganzen Körper. Er verliert das Bewusstsein, entleert eventuell Blase und Darm und produziert vermehrt Speichel. Der Anfall dauert in der Regel einige Sekunden bis ein paar Minuten, die Erholungsphase etwas länger.

Ein fokaler Krampf dagegen wirkt sich nur regional auf einzelne Körperstellen aus. So zucken z.B. nur die Lefzen oder die Augenbrauen. Der Patient bleibt bei Bewusstsein, Drangwandern ohne Rücksicht auf Hindernisse kann er trotzdem nicht verhindern. Der Teilkrampf strengt freilich weniger an als ein generalisierter bzw. gar ein Dauerkrampf. Manche Rassen haben eine genetische Disposition für die Erkrankung.

Aufwendige Diagnose

„Die Diagnose, welche Form der Epilepsie vorliegt, ist oft aufwendig“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Die primäre, angeborene Epilepsie wird mittels Ausschlussdiagnostik gestellt; es müssen alle Ursachen für eine sekundäre Epilepsie – ausgelöst u.a. durch Herzprobleme, Organerkrankungen, Elektrolytentgleisungen, Gehirnhautentzündungen bzw. Tumore und Schädelverletzungen – ausgeschlossen werden. Dafür können Blutanalysen, Röntgen und CT bzw. MRT notwendig sein, auch eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit kann Klarheit schaffen.

Ursachen behandeln

„Lassen sich die Ursachen behandeln, verschwindet meist auch die Epilepsie“, sagt der Zoodoc. Sind die Nerven geschädigt bzw. kommt es zu mehr als einen Anfall pro Monat, braucht es spezielle Medikamente. Der auf Neurologie spezialisierte Veterinärmediziner nimmt die Feinabstimmung vor. KURIER-Tiercoach Reitl schließt: „Selbst wenn es nicht gelingt, das Tier völlig anfallsfrei zu bekommen, kann es ein gutes Leben haben.“

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