Tipps und Tricks für Sommerblüher: Einjährige Blumen und essbare Blüten
Zumindest sind wir heuer mit Garten und Terrasse ein bisserl ausgebremst worden. Der warme, sonnige März hätte viele Pflanzennarren schon wieder viel zu früh viel zu eifrig sein lassen, und grundsätzlich kann man Böden ja bearbeiten, sobald man sie bearbeiten kann, sprich: sobald sie nicht mehr gefroren sind. Aber wenn es dann in der Nacht doch noch friert, schauen zum Beispiel die nicht winterharten Zwiebeln von Dahlie, Strahlen-Anemonen oder Zantedeschia schön drein, sprich: gatschig.
Es geht um Überraschungen. Und weil eh alles geschlossen war, hatten wir statt verfrühter Pflanzlust genug Zeit für jene Gedanken, die ohnehin an den ersten schönen Tagen immer dem überstürzten Tun zum Opfer fallen: Wir planen die Saison einmal ordentlich und überlegen, was aus Beeten und Töpfen heuer wann rauswachsen soll. So eine Planung ist bei Nutzpflanzen sehr sinnvoll, besonders aber bei der Komposition der Zierblüher. Und da passt die Zeit jetzt perfekt: Nachdem Krokusse, Tulpen und Narzissen jetzt verwelken (Achtung: nicht abschneiden, die Pflanzen ziehen jetzt langsam Nährstoffe in ihre Zwiebeln), gehören nun (bis spätestens Mitte Mai) die Sommerblüher unter und in die Erde.
Blüten zum Essen
Bevor wir uns dem Einfachen widmen, könnte es diesbezüglich für heuer einmal etwas Besonderes sein, findet Ingrid Greisenegger, Umweltjournalistin und Mitbetreiberin von der City Farm Augarten: „Man gärtnert ja auch, um etwas Anderes als der Nachbar zu haben, zum Beispiel essbare Blüten. Als Heilpflanze oder Dekor haben Blüten eine lange Geschichte, zuletzt sind sie als essbarer Teil auf dem Tisch bekannter geworden.“ Etwa Taglilien als „frittierte Vorspeise“, das kennt man von den Zucchiniblüten. Oder im Salat: „Die Rucolablüte oder die Blüte des Buchweizens haben einen feinen Eigengeschmack. Die sind nicht nur schön.“ Wie auch Kapuzinerkresseblüten.
Welche Blüher man auch für den Sommer nimmt, wichtig ist die richtige Wahl des Standorts und der dort herrschenden Bedingungen. Nichts ist hässlicher als ewig vertrocknete oder vom Wind abgefetzte Blüten – weshalb man hochwachsende Sommerblüher an geschützten Plätzen haben sollte oder ihre hohen Blüten stützen muss. Wichtig sind auch die Lichtverhältnisse. Der holländische Blumenzwiebelexperte Carlos van der Veek von Fluwel: „Die meisten im Sommer blühenden Knollen, eben zum Beispiel Dahlien und Anemonen, wünschen sich einen warmen, hellen Platz. Im Halbschatten rate ich zu Begonien oder den extravaganten Eucomis.“
Zwiebel oder Fleißige Lieschen
Gerade der richtige Platz ist aber oft die Herausforderung, hat ja nicht jeder eine Freifläche, die in alle Himmelsrichtungen schön offen ist. Daher gibt es aus der Blumenindustrie immer neue Ideen, vor allem für die einjährigen Sommerblüher (für alle, die nicht so gerne Zwiebeln einbuddeln wollen).
Gerbera bis Dschungeltopf: Pflanzentipps von Axels Terrasseneintopf
Die sollten nicht vor Mitte Mai raus (die Eisheiligen, Sie erinnern sich?), sehr beliebt ist zum Beispiel das Fleißige Lieschen. Ob das aber fleißig oder eher blühfaul war, hing bis jetzt stark vom Standort (und damit eingehenden Krankheiten) ab. Die gerade neue Sorte „Imara“ ist nicht nur sehr resistent, sondern hält auch volle Sonne und vollen Regen aus. Eine besonders lange Blühzeit sagt man der kletternden Mandevilla nach, die filigrane Cosmea braucht es von unten eher frisch (weshalb sie lieber im Garten gepflanzt wird), für Traditionalisten eignen sich die (sehr robusten) Petunien und Geranien, bekannt aus Blumenkästen und (Urlaubs-) Sonnenbalkonen.
So richtig schön zur Geltung kommen Sommerblumen, wenn man sie schlau kombiniert. Einjährige mit mehrjährigen, dazu Zwiebelpflanzen, verteilt über die Jahreszeiten, damit immer etwas im gleichen Topf blüht. Das Thema Arrangements füllt mittlerweile ganze Bücherreihen, da geht es neben der Standortfrage natürlich auch um Ästhetik. Experte Carlos van der Veek rät dazu, auch den Beethintergrund in die Wahl einzubeziehen, helle Blüten kommen am besten vor einem dunklen Hintergrund zur Geltung; tiefe, satte Farben machen sich gut vor einer weiß gestrichenen Hauswand: „Während Dahlien wahre Solokünstler sind und auch gerne alleine in einer Rabatte wachsen, kommen andere Arten erst im Zusammenspiel mit ihren Pflanznachbarn so richtig zur Geltung.
So scheinen die schneeweißen Blüten der Abessinischen Gladiole über niedrigen Stauden wie der Fetthenne fast zu leuchten. Die vielleicht etwas künstlich wirkende Ananaslilie erhält im Zusammenspiel mit Gräsern natürliche Leichtigkeit. Und die fröhlichen Farben der Kronen-Anemone entfalten über einem dichten Bett aus Balkan-Windröschen ihre volle Wirkung.“
Aber auch viel Arbeit
Nicht nur bei der Ästhetik brauchen schöne Blühkombis aber einiges an Aufwand, so ehrlich muss man bei Sommerblühern generell sein. Jede verwelkte Blüte sollte man wegzwicken, die Pflanze braucht die Kraft für neue Knospen. Überhaupt treiben manche Blüher noch einmal durch, wenn man sie nach der ersten Blüte gut zurückschneidet. Beim Gießen verzeihen Blühpflanzen kaum Unregelmäßigkeiten, die Erde sollte feucht sein, aber nie zu feucht, Staunässe ist immer ein Problem. Besonders bei den Zwiebelblühern ist diese Balance entscheidend, weshalb sie im Garten einfacher zu kultivieren sind als im Topf. In beiden Fällen geht es um den richtigen Boden: Am besten gut durchlässig (Sand einmischen), aber auch nährstoffreich, weshalb man der Erde schon beim Einsetzen der Sommerblüher langhaltende Dünger wie Steinmehl, Rinderpellets, Schafwolle, auch Kompost oder Hornspäne beigibt.
Blühpflanzen aus US-Amerika
Babyhund statt Babyelefant
Zwiebeln werden dabei immer etwa zweimal so tief gepflanzt wie sie hoch sind, und immer so, dass der Trieb gleich nach oben wachsen kann (meistens etwas spitzer). Wer (im Gartenboden) besondere Angst vor Wühlmäusen hat, kann sie in Pflanzkörbe setzen, aber das hält der Terrassengärnter ihres Vertrauens für zu viel des Guten (er hat aber auch keine Wühlmäuse in seinen Töpfen). Der Abstand zwischen den Pflanzen (Zwiebel wie Stöcke) ist eine Frage des Gefühls und des Geschmacks, aber man sollte ihnen Raum für Entfaltung lassen, nicht unbedingt gleich einen Babyelefantenmeter, aber mindestens einen Babyhund.
Eines muss man berücksichtigen – schon bei Planung und Zwiebelkauf: Im Gegensatz zu Frühblühern müssen einige der Sommerblumen (z.B. Dahlien, Gladiolen, Cannas) im Spätherbst ausgraben und an einem frostfreien Ort überwintert werden. Dafür den Stängel fünf bis zehn Zentimeter über dem Wurzelhals abschneiden und die Knolle etwas getrocknet in Zeitungspapier gewickelt unter zehn Grad an einem dunklen Ort aufheben.
Aber jetzt ist mal Sommer.
Was, wo, wie: Sommerblüher-Wissen
Sommerblüher Als Sommerblüher gelten Zierpflanzen, die bei uns ab Juni im Freien blühen. Das sind einerseits ein- oder mehrjährige Blüher, die unsere Winter überstehen. Andererseits Zwiebeln, Knollen und Rhizome von Pflanzen (z. B. Freesien, Steppenkerzen, Ruhmeskronen, Montbretien, Anemonen), die aus frostfreien Regionen wie Südafrika oder Südamerika stammen. Diese Pflanzen gedeihen bei uns nur in den frostfreien Monaten. Auch Gladiolen, Dahlien und Lilien zählen zu den Sommerblühern.
Einkaufen Grundsätzlich lohnt es sich, bei der Gärtnerei des Vertrauens nachzufragen. Viele von ihnen haben sich auf Sorten spezialisiert oder kennen solche Spezialisten. Besonders Stauden sind in den vergangenen Jahren sehr beliebt. Auch in Gartencentern gibt es Fachberatung, in Baumärkten oft günstige Preise.
Fortgeschrittene Wer auf der Suche nach speziellen Züchtungen und Sorten ist, muss oft auf den Onlinehandel der großen Hersteller zurückgreifen. Das holländische Unternehmen Fluwel bietet zum Beispiel über 60 verschiedene Dahlien- und 20 Begoniensorten (www.fluwel.de), spezielle Fleißige Lieschen wie die „Imara“ hat etwa www.syngentaflowers.de.
Kommentare