Wilde Hunde: Vom speziellen Reiz des Bösen

Ein Krampus stellt ein Teufels(ab)bild dar.
Als männlich-mächtige Kult-Figur treibt der Krampus etwa bei Perchtenläufen sein Unwesen. Für manche hat das Sex-Appeal.

Good guy, bad guy – so lässt sich das Nikolo-Krampus-Duo gut beschreiben. Der Mann mit dem weißen Bart gilt als milder Lehrmeister, sein teuflischer Assistent fuchtelt mit der Rute herum, um den Bösen das Böse auszutreiben. Und was hat das mit dieser Kolumne zu tun?

Nun, die finstere Figur repräsentiert etwas zutiefst Maskulines und Mächtiges, das im Umfeld von Brauchtumskrampusläufen einmal auf spielerische, das andere Mal auf unangenehm-übergriffige Weise gelebt wird. Letzteres wohl auch deshalb, weil solche Events zuletzt eine Form von „Halloweenisierung“ erfahren haben, inklusive Alkoholexzess und heftigen Ritualen, die eigene Männlichkeit zu demonstrieren. Dabei schwingt viel Sexuelles mit – wie im Band „Wild und schön. Der Krampus im Salzburger Land“ beschrieben wird: Über die Figur des Krampus wird im Rahmen des Rituals eine ganz spezifische Ausprägung von Männlichkeit konstruiert und reproduziert. Krampusse wirken durch ihre Masken und die daran befestigten Hörner groß, durch ihren Fellanzug bullig und wuchtig, und durch ihre Performance im besten Fall wild, stark und sportlich. Dadurch würden männliche Attribute wie Größe, Stärke und breite Schultern hervorgekehrt und unterstrichen. Es heißt weiter: „Krampusse sind“, wie Sabine meint, „die wilden Hunde“ und die „coolen Typen“, „sportliche Draufgänger“, die eine gewisse „Alpenerotik“ ausstrahlen und bei Frauen, im Gegensatz zu Nikoläusen und Körblträgern als sexuell besonders begehrenswert gelten.

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