Was es bedeutet, sexuell erwachsen zu sein

Was es bedeutet, sexuell erwachsen zu sein
So wie sich ein Mensch im Laufe des Lebens verändert, verändert er sich auch sexuell. Die eigene erotische Landkarte immer wieder neu zu erobern, lässt das lustvolle Wesen in uns reifen.

Da geht noch mehr, hieß es vorige Woche an dieser Stelle – und wie wichtig es sei, zu experimentieren. Zum Beispiel mit Sexstellungen. Ja: Leben heißt lernen – lieben auch. Vor allem sexuell. Denn natürlich bleibt nix, wie es war, damals – als sich zwei vorantasteten und sehr, sehr aufgeregten Absolute-Beginner-Sex hatten. Sex, so wie man meinte, dass Sex sein muss. Je nach Skript, abhängig vom Jahrgang und je nachdem, welches Vorwissen man sich angeeignet hatte. Die Burschen, die sich das Brustwarzenzwirbeln aus Bravo abschauten, unterscheiden sich vermutlich von jenen Typen, die heute „Porno“ googeln und vor lauter geil das Detail nicht mehr sehen. Was etwa mit der weiblichen Brust tun? Kneten, knautschen, saugen, beißen? Vor ähnlichen Herausforderungen standen wohl auch die jungen Frauen. Wie packt man ihn an? In den Siebzigerjahren kursierte noch die Vorstellung, es reiche schon, sanft Hand anzulegen, damit er genital ausflippt. Heute wird anschaulich dargestellt, was ihm wirklich Erleichterung bringt: Blowjob. Blowjob. Und Blowjob. Tief, hart, entschlossen.

Aber gut, irgendwann haben wir alle den Weg zur Lust gefunden – gekommen, um zu bleiben. Oder geblieben, um zu kommen? Was, genau betrachtet, die schlimmere Variante ist. Warum? Weil auch das Lieben Veränderung braucht, nein: geradezu danach ächzt. Vor Kurzem plauderte ich mit der Sexualberaterin Nicole Siller, die demnächst einen Kurs für Frauen startet, in dem es darum geht, das sexuell erwachsene weibliche Wesen in sich zu entdecken. Wir redeten darüber, was es genau heißt, „sexuell erwachsen“ zu sein. Da sind schnell falsche Vorstellungen zur Hand, denn das „Erwachsene“ hat ja auch viel mit Vernunft zu tun. Mit Abgeklärtheit – und: Fadesse. Fix nix, was den Sex spannender macht. Wir wollen keinesfalls abgeklärt vögeln und schon gar nicht vernünftige Orgasmen erleben. Aber was dann?

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