Schneller & weiter: Neue Technik boomt im Hobbysport
Was wir als Wissenschaftler früher nur im Labor tun konnten, geht nun auch im Alltagsbereich“, sagt Arnold Baca, Leiter des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport der Universität Wien. Die Technik verhilft zu neuen Bestzeiten, verbessert den Schwung und sorgt für höhere Geschwindigkeiten. Dabei wird grundsätzlich zwischen analysierender und intervenierender Technik unterschieden.
Analysieren
Die Analyse findet mit immer kleineren Sensoren statt. Wofür früher ein unangenehmer Brustgurt nötig war, reicht heute eine Uhr. Während der sportlichen Betätigung dient die Analyse der Verbesserung der Ausdauer, dem Schutz vor Verletzungen oder Überbeanspruchung sowie als Motivationsfaktor. Dazu müssen aber die Sportler selbst anhand der Informationen, die sie erhalten, auch handeln.
„Vor zehn Jahren war die Leistungsmessung im Radsport nur wenigen Profis vorbehalten und teuer. Heute kann man das sehr günstig kaufen. Jede Athletin, die das Hobby ernsthaft betreibt, kann wie ein Profi damit umgehen und somit die Leistung kontrollieren und quantifizieren“, meint Stefan Litzenberger, Studienleiter des Bachelor Human Factors und Sports Engineering der FH Technikum Wien.
Was kommen wird, ist „die Integration vieler Daten in einer Applikation.“ Es gibt jetzt bereits Apps, die „versuchen, möglichst viele Faktoren einzubinden und dort Trainingsempfehlungen zu geben“. Dabei werden auch Schlafdauer, Gewicht und dergleichen berücksichtigt. Laut Litzenberger ist die „Alltagstauglichkeit noch nicht ganz gegeben“, zum Teil durch die fehlende Software, die diese Datenpunkte zusammenführt. Baca sieht eine weitere Hemmschwelle: Trotz der Produktvielfalt gibt es nur „sehr wenige Produkte, die tatsächlich evaluiert oder getestet wurden“.
Intervenieren
Intervention geht einen Schritt weiter: Materialien bzw. Geräte werden dabei direkt mit dem Körper verbunden und beeinflussen aktiv die menschliche Performance. Halo Sport sieht aus wie ein Kopfhörer, ist aber viel mehr. Zwanzig Minuten vor dem Sport wird durch Elektroimpulse auf der Kopfhaut die Neuroplastizität gesteigert. Das erhöht die Lernfähigkeit von Bewegungsabläufen und unterstützt langfristig die Leistungssteigerung. Ein Versprechen, das unrealistisch klingt, aber die Wissenschaft dahinter ist in der Theorie unumstritten. Ob dies auch in Kopfhörer integriert werden kann, ist aber nicht eindeutig geklärt.Andere Fortschritte betreffen Material und Equipment. Für Stefan Litzenberger wird das auf der Skipiste besonders klar: „Im Skisport war in den letzten zehn Jahren eine große Veränderung des Materials bemerkbar, und man sieht, wie sich diese technische Veränderung auch auf die sportliche Technik auswirkt.“
Jedoch bergen immer höhere Geschwindigkeiten auch eine Gefahr, meint der Experte: „Als Verbraucherin kann ich denselben Ski im Geschäft kaufen, der im Rennen zum Einsatz kommt, aber damit setze ich mich denselben Kräften aus, wie sie sonst nur ein Profi erlebt.“ Das sorgt für Probleme, weil Hobbysportler nicht so trainiert sind wie Spitzensportler. Und genau dabei „kommt die Technik ins Spiel, die versuchen muss, diese zusätzlichen Kräfte und Verletzungsmechanismen im Zaum zu halten“, stellt Litzenberger fest.
In der Regeneration gibt es ebenso technische Fortschritte. Hightech-Massagegeräte wie die Theragun Pro oder computergesteuerte Systeme wie der NormaTec PULSE, in die der Körper nach dem Sport zur Muskelregeneration gewickelt wird, sorgen dafür, dass auch Hobbysportler möglichst schnell wieder ihre Leistung steigern können.
Grenzen der Technik
Klare Grenzen bezüglich dem, was die Technik darf, muss es dennoch geben. Im Profilaufsport wurden die Vaporfly-Schuhe von Nike verboten, da sie den Läufer nachweislich schneller machen, wie zuletzt auch beim Weltrekordversuch von Eliud Kipchoge im Wiener Prater. Dennoch sind sich Baca und Litzenberger einig, dass die zunehmende Technologisierung des Sports eine positive Entwicklung darstellt. Für Baca ist das Hauptziel der Technik „dass sich die Personen bewegen und dass sie mehr Spaß sowie Motivation haben, diese Bewegung auszuführen.“
Litzenberger sieht auch klare Vorteile in Hinblick auf die soziale Komponente: „Dadurch können Menschen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus gemeinschaftliche Erlebnisse haben.“
Verboten schnell: Nike hat mit den „ZoomX Vaporfly NEXT%“ Laufschuhe vorgestellt, die einen schneller machen.
275 Euro
Regenerationstasche: NormaTec „PULSE PRO 2.0“ ist ein computergesteuertes Kompressionsmassagegerät, das die Regeneration nach dem Sport beschleunigt.
1.700 Euro.
Massage auf Knopfdruck: Muskelregeneration leicht gemacht: mit der „Theragun PRO“ soll das, was sonst Profis vorbehalten war, leistbar werden. 600 Euro.
Radtechnik: Das Specialized „Turbo Creo SL“ integriert Elektronik direkt in den Rahmen. Das e-Rennrad ist besonders leicht und übernimmt auch die Rennanalyse. 12.500 Euro.
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