Scheidungskind mit Selbstbewusstsein: Kamala Harris' harter Aufstieg

Kamala Harris
Eine neue Biografie über US-Vizepräsidentin Kamala Harris ist erschienen, die viel über die Wurzeln der Politikerin erzählt.
Mittlerweile kennt Kamala Harris fast jeder. Dennoch gelingt es der "Neuen Zürcher Zeitung"-Journalistin Marie-Astrid Langer in ihrem Buch "Kamala Harris. Ein Porträt" den Leser mit der Lebensgeschichte der US-Vizepräsidentin zu fesseln. "Wer verstehen will, wer diese Kamala Harris ist, wofür sie steht, was sie will - der muss verstehen, woher sie kommt", schreibt Langer im Prolog. Detailgetreu beschreibt die Silicon-Valley-Korrespondentin folglich deren stetigen Aufstieg.

So schildert sie zunächst, wie Harris in Oakland in der San Francisco Bay Area aufwächst. Prägend für ihr Leben ist vor allem ihre Mutter Shyamala Gopalan, eine tamilische Brustkrebsforscherin, die ihr von klein auf Selbstbewusstsein vermittelt.

"Sie hat mich und meine Schwester im Glauben aufgezogen, dass wir alles im Leben erreichen können, wenn wir nur bereit sind, hart dafür zu arbeiten", zitiert die Autorin Harris in ihrem Buch.

Scheidung als sie sieben Jahre alt ist

Ihren Vater Donald J., einen Wirtschaftswissenschafter aus Jamaika, sieht Harris nur am Wochenende, nachdem sich ihre Eltern scheiden ließen, als sie sieben Jahre alt war.

Als ihre Mutter an die Universität von Montreal berufen wurde, verbringt Harris einen Teil ihrer Kindheit, von zwölf bis 18, im französischsprachigen Teil Kanadas. Nach Abschluss der Schule kehrt sie aber sofort in die USA zurück und inskribiert sich an der renommiertesten und geschichtsträchtigsten afroamerikanischen Universität des Landes, der Howard University in Washington, D.C., um dort Politik- und Wirtschaftswissenschaft zu studieren.

Nach Abschluss des Bachelorstudiums wechselt sie für ein Jus-Studium an die University of California.

Scheidungskind mit Selbstbewusstsein: Kamala Harris' harter Aufstieg

Niederlage: Sie fällt durch

Als sie durch das Staatsexamen fällt, erlebt sie die bis dato größte Niederlage ihres Lebens. "Ich fühlte mich beschämt und elend", schreibt sie. Doch der Staatsanwalt im Almeda County gibt ihr eine zweite Chance, die sie nützt, um acht Jahre als seine Assistentin zu arbeiten.

Danach arbeitete sie zwei Jahre im Büro des Bezirksstaatsanwalts von San Francisco, ehe sie 2000 in das städtische Büro des Staatsanwalts von San Francisco wechselt.

Mit 38 Jahren wagt sie schließlich den Sprung auf die politische Bühne und kandidiert als Bezirksstaatsanwältin in San Francisco. Die Wahl gewinnt sie und ihr Ehrgeiz treibt Harris an zu mehr. Von 2011 bis 2017 amtiert sie als kalifornische Justizministerin, ehe sie den bevölkerungsreichsten US-Staat von 2017 bis 2021 als Senatorin vertritt.

Ehrgeiz

Im Jänner gibt sie dann bekannt, in das Nominierungsrennen der Demokratischen Partei als Präsidentschaftskandidatin einzusteigen, womit sie endgültig in den ganzen USA bekannt wird.

Nach schwachen Umfragewerten, zieht sie ihre Kandidatur aber bald zurück und unterstützt einige Monate später die Nominierung Joe Bidens. Dieser macht sie schließlich trotz teilweise heftiger Debatten im Wahlkampf zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin, vor allem weil Bidens verstorbener Sohn Beau ein enger Freund von Harris war. Nach dem Wahlsieg wird sie schließlich zur ersten weiblichen US-Vizepräsidentin.

Dies alles zeichnet Langer akribisch nach und vergisst dabei auch nicht die Schattenseiten im Leben der Politikerin auszuleuchten. Dennoch schafft die Autorin ein durchaus sympathisches Porträt einer Frau, die trotz ihres Erfolges auf ihre Familie und Freunde nicht vergessen hat und deren Karriere noch auf einen weiteren Höhepunkt zusteuern könnte.

Denn auch wenn Joe Biden für eine zweite Amtszeit kandidieren sollte, spätestens danach wäre der Weg frei für eine Präsidentschaftskandidatur von Harris und deren unaufhaltsamer Aufstieg hätte seinen Höhepunkt erreicht.

Kommentare