Mit diesen Alltags-Tricks kommen wir leichter durch die Krise

Mit diesen Alltags-Tricks kommen wir leichter durch die Krise
Psychologen des Anton-Proksch-Instituts wissen Rat: Kleine Maßnahmen können helfen, den Lockdown psychisch besser zu verkraften - etwa ein tröstendes Buch lesen.

Die Corona-Krise ist und bleibt eine Herausforderung für Gesundheitssystem, Wirtschaft und Gesellschaft. Schon während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 wurden die psychischen Auswirkungen offenbar. So erhob die Sigmund-Freud-Universität gemeinsam mit dem Gallup-Institut bereits im Mai, dass sich jede fünfte Person, die in Österreich lebt, durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen psychisch belastet fühlt; besonders trifft dies zu auf Alleinstehende, auf Familien mit Kindern, auf Bewohnerinnen und Bewohner von größeren Städten sowie auf Menschen mit einem Einkommen von unter 1.500 Euro zu.

Pandemie und Herbst-Depression

Die zweite Welle der Corona-Pandemie bzw. der zweite Lockdown trifft uns nun in der dunklen, kalten Jahreszeit; die unsichere Situation macht alle Pläne zu Nichte. „Die Kontrolle über unser Leben zu haben – das gibt uns ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit“, betont Ute Andorfer, Klinische und Gesundheitspsychologin und Verhaltenstherapeutin am Anton Proksch Institut. „Doch Krisen und unerwartete Veränderungen stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen.“

Über das Institut

Das Anton Proksch Institut in Wien-Liesing wurde 1956 eröffnet. Heute umfasst es etwa 270 Betten, behandelt werden alle gängigen Formen der Sucht – Alkoholsucht, Abhängigkeit von illegalen Substanzen und Medikamenten, pathologisches Glücksspiel sowie Online-, Kauf- und Arbeitssucht. Eigentümer sind die VAMED und die Stiftung Anton Proksch-Institut Wien. Zusätzlich zur stationären Einrichtung in Liesing gibt es
Ambulanzen und ambulante Suchtberatungsstellen in Wien-Wieden, Wien-Landstraße sowie in Baden, Mödling, Wr. Neustadt und Neunkirchen.

Service
Momentum, das österreichische Journal für positive Suchttherapie. In der Sommer-Ausgabe des Magazins „Momentum“ beschäftigt sich das Anton Proksch Institut intensiv mit den psychosozialen Folgeerscheinungen der Corona-Krise. Lesen Sie das Magazin online auf der Website des Anton Proksch Instituts oder bestellen Sie alle Ausgaben des Heftes bzw. Ihr Abo kostenlos unter via abo@api.or.at

Selbstermächtigung in der Krise

In so einer Krise in der Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens oder in Ängsten und Hoffnungslosigkeit zu verharren, kann schwere psychische und physische Folgen mit sich bringen: Depressionen, Suchtgefahr, Schlafstörungen, Unruhe, Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Beschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen usw. Aber, betont  Andorfer: „Gleichgültig was das Schicksal an Überraschungen für uns bereithält: Wir haben einen Einfluss auf unser Befinden und unser Verhalten.“

Folgende sieben Tipps können helfen, um in der Krise zu einer Neuorientierung bzw. einem neuen Gleichgewicht zu finden:

  • Sich hoffnungsvolle Gedanken machen
  • Sich an Situationen erinnern, die man erfolgreich bewältigt hat
  • Nach Vorbildern im Umgang mit Krisen suchen
  • Nach Vertrauten suchen, mit denen man über die Situation sprechen kann
  • Bücher lesen, in denen man Trost findet
  • Jeden Tag leben und nicht zu weit voraus denken
  • Sich die Frage stellen: Was kann ich aus dieser Krise lernen? Welchen Sinn kann ich ihr in meinem Leben einräumen?

Bei der Krisenbewältigung gibt es freilich keinen One-fits-all-Ansatz, betont die Expertin: „Jeder und jede muss die Maßnahmen für sich finden, die individuell passen. Das können schon kleine Dinge sein wie die Erinnerung an ein schönes Ereignis, das Entrümpeln der Wohnung oder ein Tag Digital Detox. Auch Bewegung und ausreichend Schlaf helfen in Krisenzeiten.“

Offene Türen für Suchtkranke

Das Anton Proksch Institut hat bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 alle Anstrengungen unternommen, um den Betrieb in der stationären Einrichtung in Wien-Liesing sowie in den Ambulanzen aufrecht erhalten zu können. Dies gilt nun auch für den Herbst und Winter. „Uns leitet dabei die Überzeugung, dass Sucht eine chronisch-rezidivierende Erkrankung ist und als solche zu behandeln ist“, betont Gabriele Gottwald-Nathaniel, Geschäftsführerin des Anton Proksch Instituts.

„Das bedeutet: Die Behandlung einer Suchterkrankung ist kein elektiver Eingriff, den man beliebig nach hinten verschieben kann.“ Die Abläufe im Haus wurden zu diesem Zweck stark verändert; neu aufgenommene Patientinnen und Patienten verbringen die erste Woche im Anton Proksch Institut in einem eigenen Bereich und werden erst nach einem negativen Corona-Test in den allgemeinen Therapiebereich verlegt. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, gibt es außerdem ein Ausgangsverbot. „Das Feedback unserer Patientinnen und  Patienten war und ist sehr positiv, sie fühlen sich bei uns gut geschützt – vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus, aber auch vor einem Rückfall in ihr Suchtverhalten in diesen psychisch so fordernden Zeiten“, so Gottwald-Nathaniel. „Mein ausdrücklicher Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Hauses, die die Betreuung unserer Patientinnen und Patienten auch unter schwierigen Umständen in höchster Qualität ermöglichen.“

 

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