Können Kekse Sünde sein? Von der Erotik des Backens
Aus der Reihe „250 Dinge, die man zusammen erlebt haben muss“, auch "Bucket-List für Paare" genannt: Küsst euch unter einem Mistelzweig. Sowie: Werft mit Essen. Konkret geht es darum, einander etwas aus 50 cm Entfernung (halber Babyelefant, glaub ich) in den geöffneten Mund zu werfen, dann wird’s vernascht. Angeblich soll das die Beziehung beleben. Ob das so ist, keine Ahnung – aber für Lockdown-Liebende wäre das ein spannendes Experiment. Die Frage ist nur: Womit werfen?
Passend zur Vorweihnachtszeit und zu dieser Ausgabe der freizeit, würde ich diverses Backwerk vorschlagen, allerdings keine Tortenstücke und auch nix Cremiges, das würde nur zu unerwünschten Sauereien führen. Gebäck oder Weihnachtskekserln (auch halbe) eignen sich hingegen perfekt dafür. Apropos Sauereien: Fraglos ist das Backen von Ad-ventgebäck im Speziellen, aber auch das Backen im Allgemeinen eine besinnlich-sinnliche Tätigkeit – vorausgesetzt, man hat ein G’spür dafür. Teig zu machen, mit den Händen in Mehl, Ei, Butter, Zucker zu wühlen, ihn zärtlich oder entschlossen in Form zu bringen, hat etwas Erotisches. Ein Fingerspiel, in dem sich auch die Hausherren üben könnten – am Wochenende, bei Kerzenlicht und guter Musik. Dazu dieser Duft, von Vanille, Zimt, Schokolade, Nelke, Kardamom. Es muss nicht nur Süßes sein, Brotbacken hat auch was. Dazu ein wunderbares literarisches Beispiel: In einer Erzählung von Guy de Maupassant geht ein junges Dienstmädchen mit einem Korb unter dem Arm das allmorgendliche Brot kaufen. Durch ein Fenster beobachtet sie den jungen Bäcker beim Teigmischen und trägt sein Bild mit sich fort, seine breiten Schultern, die kräftigen Arme, die schweißglänzende Haut und diese sinnlichen Hände, die den Teig kneten und kneten … mit der Entschlossenheit eines Liebhabers, und so wie sie gerne berührt werden würde. Pure Brot-Poesie.
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