Freiwillige: Sie eröffnen neue Lebenswelten

Freiwillige: Sie eröffnen neue Lebenswelten
Warum sich viele Menschen freiwillig in KURIER-Lernhäusern engagieren und Kindern und Jugendlichen beim Lernen helfen

Philipp Gritsch muss nicht lange nachdenken. „Ich mache das, weil es Spaß macht“, sagt er, „danach gehe ich nach Hause und denke mir: Die vergangenen drei Stunden hatten wirklich Sinn.“ In normalen Zeiten hat der Chemiker dieses gute Gefühl verlässlich dienstags gegen acht Uhr abends. Da endet nämlich sein Dienst als Freiwilliger im KURIER-Lernhaus im 15. Wiener Gemeindebezirk.

 

Aber gerade sind die Zeiten außergewöhnlich – und entsprechend hat sich auch das Wiener Lernhaus umgestellt. Es unterstützt die 37 Kinder, die dort angemeldet sind, teils in kleinen Gruppen – mit den nötigen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen – vor allem aber über digitale Kanäle. So hilft Philipp Gritsch auch jetzt. Einmal die Woche telefoniert er zum Beispiel mit einem Burschen und steht ihm in Lernfragen zur Seite, hilft bei Hausaufgaben. Oder er hört einfach zu und redet mit dem 13-Jährigen.

Freiwillige: Sie eröffnen neue Lebenswelten

Sinnvoll investierte Stunden: Der Chemiker Philipp Gritsch arbeitet in seiner Freizeit im Lernhaus im 15. Bezirk in Wien mit

Lernen, reden, spielen

Freiwillige, wie Philipp Gritsch, die sich in den neun KURIER-Lernhäusern (siehe Info) engagieren, sind eine wesentliche Stütze des Bildungsprojekts. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass jedes Jahr rund 200 Kinder und Jugendliche Hilfe bei der Arbeit für die Schule bekommen. Bei vielen Freiwilligen gibt nicht zuletzt eine Frage den Ausschlag, sich zu engagieren: Was kann ich zu unserer Gesellschaft beitragen?

So war es auch bei Philipp Gritsch. Er will den Kindern daher auch über den Lernstoff hinaus etwas mitgeben: dass Bildung an sich ein Wert ist, dass man verlässlich sein sollte oder dass es im Leben oft hilft, beharrlich zu sein.

Im KURIER-Lernhaus machen Kinder deutlich mehr als einfach ihre Hausaufgaben. Dazu gehört auch, dass sie über die Freiwilligen neue Lebensrealitäten kennenlernen. Sie erfahren von ihnen zum Beispiel, woran ein Chemiker an der Universität forscht, wie es ist, Wirtschaft zu studieren, oder wie man über viele Jahre ein Unternehmen führt.

Das können die Kinder zum Beispiel im Lernhaus Bruck an der Leitha von Gabriela Kosak erfragen. Bis sie vor drei Jahren in Pension ging, hatte sie ein Blumengeschäft mit Gärtnerei. Seitdem unterstützt sie Volksschulkinder im Lernhaus. „Es ist einfach schön, dort zu arbeiten“, sagt sie. Besonders freut es sie, wenn sie sieht, wie schnell die Kleinen große Fortschritte machen. Kinder entwickeln im Lernhaus auch ihre Persönlichkeit. So etwa der Bub, der ab der zweiten Klasse Volksschule das Lernhaus besuchte: „Er war leise, sehr introvertiert und zurückhaltend“, erzählt Kosak, „aber dann blühte er richtig auf und brachte sich ein. Er ist ein richtig toller Bursche geworden.“

Auch für Rudolf Hausmann machen solche Erfahrungen die Arbeit im Lernhaus aus: „Die meiste Freude und Zufriedenheit empfinde ich, wenn Kinder sagen: Jetzt habe ich es kapiert“, so der 72-Jährige, der im Lernhaus Wien mithilft. Ein großer Vorteil des Projekts sei, dass man sich viel mit einzelnen Kindern befassen könne, sagt Hausmann: „Man kennt sie und weiß, wo sie stehen.“ Derzeit wartet Rudolf Hausmann darauf, dass er sich wieder häufiger einbringen kann, da die freiwilligen Helfer des Lernhaus Wien gerade maximal über digitale Kanäle mit den Kindern arbeiten.

Schulprobleme lösen

Im Lernhaus Wörgl warten auch 12 Freiwillige auf ihren Einsatz, sagt Angelika Rainer. Sie ist eine von ihnen und leitet den Standort als Freiwillige beim Österreichischen Roten Kreuz. Aber da die meisten Freiwilligen in Wörgl älter sind und darum während der aktuellen Lage nicht vor Ort präsent sein können, gibt es momentan keinen Betrieb im Lernhaus.

Wenn es wieder losgeht in Wörgl, hofft Frau Rainer auf neue Freiwillige: „Wir suchen Mitarbeiter, damit wir mehr Kinder aufnehmen können“, so die gelernte Erzieherin, die seit Kurzem in Pension ist. Was Menschen, die mithelfen wollen, mitbringen müssen? Sie müssen empathisch, geduldig und freundlich sein, so Angelika Rainer, und „eine gewisse Herzenswärme, aber schon auch Autorität, ausstrahlen.“

Dass sich der Einsatz lohnt, darin ist sich Angelika Rainer mit den vielen anderen Freiwilligen der KURIER-Lernhäuser einig: „Kinder strahlen zu sehen, die bisher nur Probleme in der Schule hatten“, sagt sie, „das ist unser aller Lohn. Da geht einem das Herz auf.“

Lernhilfe für Kinder
KURIER-Lernhaus bietet Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 15 Jahren  kostenlose Lernhilfe und Nachmittagsbetreuung. An neun Standorten in Niederösterreich, Tirol und Wien bekommen rund 200 Kinder wichtige Unterstützung bei der Arbeit für die Schule. Das Österreichische Rote Kreuz betreibt die Lernhäuser mit hauptberuflichen  und freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

Jetzt mithelfen – und spenden!

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