Foto-Dienst lässt verstorbene Urahnen wieder lächeln

Foto-Dienst lässt verstorbene Urahnen wieder lächeln
Die Technologie sorgt für emotionale Momente, aber auch für Kritik im Netz.

Manche lieben sie, andere empfinden sie als unheimlich – so beschreibt die Website MyHeritage selbst ihre neueste, ungewöhnliche Funktion, die seit einigen Tagen für Aufsehen in den sozialen Medien sorgt. Normalerweise können Nutzer dort Stammbäume erstellen und Verwandte aufspüren. Ein Service namens „Deep Nostalgia“ lässt nun Tote auferstehen – zumindest für den Bruchteil eines Augenblicks.

Mithilfe einer speziellen Technologie werden die Gesichter der Personen, die auf alten Fotos abgebildet sind, kurz re-animiert: Sie blinzeln, lächeln, drehen den Kopf zur Seite und wirken dabei erstaunlich – lebendig. Auf Twitter findet sich inzwischen eine Vielzahl animierter Porträts, auch von historischen Figuren: So zwinkert einem im Nachrichtendienst etwa ein junger Franz Kafka, Johann Sebastian Bach oder Heinrich VIII. entgegen. Ein bisschen erinnert das an die Harry-Potter-Zauberwelt, wo Personen in Gemälden lachen und sprechen können.

Tränen der Freude

In den sozialen Medien gehen die Meinungen zum Tool auseinander. Viele berichteten von unerwartet heftigen Emotionen, die sie beim Anblick ihrer lächelnden Urahnen empfanden. Eine Nutzerin ließ das Foto ihrer damals 16-jährigen Großmutter aus dem Jahr 1936 animieren und schrieb dazu: „Jetzt weine ich Tränen der Freude, Hoffnung, Dankbarkeit, Sehnsucht und des Bedauerns.“ Andere bezeichneten die Funktion als verstörend und realitätsfremd.

Einen Anspruch auf Authentizität gibt es nicht: „Das Endergebnis ist nicht authentisch, sondern eher eine technologische Simulation, wie sich die Person auf Ihrem Foto bewegt und ausgesehen hätte, wenn sie auf Video aufgenommen worden wäre“, heißt es auf der Website.

Der Dienst ist kostenlos, wer sich registriert, kann seine Familienfotos hochladen und unterschiedliche Gesten auswählen. Möglich macht es die moderne Deepfake-Technologie, die wegen der Gefahr des Missbrauchs in den vergangenen Jahren immer öfter auch für Kritik sorgte: Vor Kurzem ging das Tiktok-Video eines Users viral, der sein Gesicht täuschend echt durch das von Tom Cruise ersetzt hatte. Auch gefälschte Pornografie-Filme mit Prominenten wurden mithilfe der künstlichen Intelligenz bereits erstellt und entfachten Protest im Netz.

MyHeritage betont daher, dass nur historische Fotos von Verstorbenen verwendet werden sollen. Auch auf die Rekonstruktion der Sprache habe man bewusst verzichtet – damit keine gefälschten Videos von lebenden Personen erstellt werden können.

www.myheritage.at

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