Corona-Lockdown: 25 Minuten weniger Körperpflege pro Tag

Wer daheim bleibt, investiert weniger Zeit in die Körperpflege.
Studie zeigt die Auswirkungen der Pandemie auf das Alltagsleben der Österreicher - vom Mobilitätseinbruch bis zur Belastung der Frauen.

Weniger Mobilität, weniger Körperpflege, weniger Erwerbsarbeitszeit: Der erste Lockdown hat sich deutlich auf das Leben der Österreicherinnen und Österreicher ausgewirkt. Das zeigt nun auch eine repräsentative Studie von Wiener Forschern.

"Es gibt vermutlich weltweit keine derart umfassende Vergleichsstudie, weil niemand mit dieser Krise gerechnet hat und die vielen Studien, die dann folgten, die Vorher-Situation nicht haben. Wegen der Einmaligkeit dieser Daten, werden die Ergebnisse dieses Mal nicht nur in wissenschaftlichen Journalen publiziert, sondern auch auf einer allgemein zugänglichen Website", sagt Projektleiter Reinhard Hössinger.

Mehr Freizeit für Männer

Die bereits in zahlreichen Erhebungen gefundenen Unterschiede zwischen Frau und Mann im Lockdown fanden sich auch hier: So reduzierte sich die für die Erwerbsarbeit aufgewendete Zeit bei Männern um fast eine Stunde täglich im Durchschnitt, bei Frauen lag die Reduktion nur bei wenigen Minuten. Zwar wendeten Männer im ersten Lockdown um rund eine halbe Stunde täglich mehr Zeit für Hausarbeit auf, blieben aber trotzdem deutlich hinter der Hausarbeitszeit von Frauen zurück. Männer konnten sich laut den Angaben auch über einen etwas größeren Freizeitzuwachs freuen als Frauen. Im Schnitt kamen Männer auch auf ein Schlaf-Plus von zwanzig Minuten, während Frauen etwas an Schlafenszeit einbüßten.

Mobilitätsrückgang

Der vielfach dokumentierte und mit den Eindämmungsmaßnahmen angestrebte Mobilitätsrückgang wirkte sich insgesamt am stärksten aus: "In unseren Daten ist die Mobilitätsnachfrage um 36 Prozent eingebrochen, aber die einzelnen Verkehrsmittel waren sehr unterschiedlich betroffen. Der öffentliche Verkehr hat über 60 Prozent verloren", sagt Hössinger.

Multitasking gefragt

Auch dokumentiert wurde die Zunahme an sogenannten "Sekundäraktivitäten" - also Dinge, die während der Erledigung einer Haupttätigkeit noch zusätzlich nach Aufmerksamkeit schreien. Ein Lied davon singen können etwa Menschen, die das erzwungene Homeoffice mit von Kindergarten- oder Schulschließungen betroffenen Kindern verbrachten. Allerdings sei auch die zunehmende Computerarbeit ein Antreiber des Trends zum Multitasking.

Weniger gepflegt daheim

Ein für die Wissenschafter überraschender Effekt war "der starke Rückgang in der Zeit für persönliche Tätigkeiten, womit hauptsächlich die Körperpflege gemeint ist. Dafür wurden nach dem Lockdown im Schnitt um 25 Minuten weniger pro Tag aufgewendet", sagte der Projektleiter. Das hänge mit den Mobilitätsrückgang zusammen: "In dem Ausmaß, in dem Leute seltener aus dem Haus gegangen sind, haben sie auch die Körperpflege nicht mehr so genau genommen."

Insgesamt nahmen an den Befragungswellen des sogenannten "Mobility-Activity-Expenditure Diary" (MAED)908 repräsentativ ausgewählte Österreicher teil. Ein Forschungsteam vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien untersucht immer wieder das Mobilitätsverhalten, die Zeitnutzung und die Konsumausgaben der Bevölkerung. Derartige Erhebungen wurden auch im Herbst 2019 bis zum Frühjahr 2020 und dann vor allem während des ersten Lockdowns in Kombination mit der Konsumerhebung der Statistik Austria durchgeführt. Auch Experten der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, des Fonds Gesundes Österreich und der Austrian Energy Agency beteiligten sich an der Datenerhebung.

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