Die Scheinwelt der Fitness-Influencer und warum Will Smith abspeckt

Die Scheinwelt der Fitness-Influencer und warum Will Smith abspeckt
Schauspieler Will Smith will eine Doku über seine Fitness-Evolution drehen. Er ist nicht der Einzige, der dieses Millionengeschäft bedient, in dem ein immenser Druck herrscht, den perfekten Körper zu präsentieren.

Am Montag postete Hollywoodstar Will Smith ein Bild von sich mit den Worten: "Ich bin in der schlechtesten Form meines Lebens". Der ansonsten durchtrainierte Schauspieler zeigte sich oben ohne und mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen.

Einen Tag nach dem Posting gibt es nun eine neue Info von Smith. Er macht seine Pandemie-Kilos zu einem lukrativen Geschäft und wird eine Doku über seine Körper-Optimierung auf dem neuen Filmkanal von Youtube machen.

Der Schauspieler hat wohl auch schon mitbekommen, dass Fitness-Influencer gerade ihre goldene Stunde haben.

Gab es vor der Pandemie schon unzählige Models und Promis, die sich auf Fitness und Sport spezialisiert haben, ist der Markt während Corona noch einmal kräftig gewachsen. Neben vielen Instagram-Promis zeigen auch Hollywoodstars wie Dwayne Johnson (The Rock) oder Mark Wahlberg vorzugsweise ihren Trainingsalltag, manchmal auch Workout-Videos und Ernährungstipps.

Mehr Follower seit Corona

Die kurzen Workout-Clips für daheim, die man sich auf Instagram oder Youtube ansehen kann, boomen. Wer seit Corona nicht ins Fitnessstudio kann, macht in den eigenen vier Wänden Übungen, gelangweilte Sportmuffel können sich bei der vielen Zeit daheim auch öfter durchringen, eine Trainingseinheit zu absolvieren.

Auch weil es unkompliziert ist. Eines der unzähligen Videos auf Youtube wird angeklickt und schon startet die Gratis-Einheit. Das Angebot war noch nie größer und einfacher zu nutzen.

Gutes Geschäft

Unter den vielen Fitnessbloggern ist Pamela Reif eine Institution. Gerade hat sie ihre eigene App veröffentlicht. Mehr als sieben Millionen Leute folgen und befolgen die Ratschläge der 24-Jährigen auf ihren Kanälen. Weil ihr Millionen dabei zu sehen, wie sie ihren Körper formt, ist sie längst zur Werbeikone avanciert.

Sportkleidung bis Proteinriegel

Sportartikelhersteller reißen sich um Reif, nach einem beworbenen Proteinriegel hat sie scheinbar erkannt, dass sie das auch im Alleingang kann. Vor einigen Monaten lancierte sie ihr eigenes Sortiment an veganen Riegeln - die ständig ausverkauft sind.

Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes hat die Karlsruherin 2020 an die vier Millionen Euro Vermögen angehäuft. Erst kürzlich hat sie traurig verraten, dass sie eine Ferienvilla mit Meerblick einem anderen Bieter überlassen musste. Ein Luxusproblem, das viele ihre Follower auch gerne hätten.

Millionäre dank perfekten Bilderwelten

Trotz Body-Positivity-Postulaten ist der Hype um den perfekten Körper ungebrochen. Schlanke und extrem durchtrainierte Instagram-Influencer wie Kayla Itsines (12 Millionen Follower, angeblich 50 Mio. Dollar Umsatz jährlich), Simeon Panda, Caroline Einhoff, Alica Schmidt oder Mady Morrison zeigen ihren superschönen, supergesunden Alltag mit unzähligen Postkartenbildern im Netz und werden von vielen als Vorbilder gesehen.

US-Experten warnen allerdings vor dieser Art von Training. "Ein Sixpack ersetzt keine Ausbildung" sagen Fitness-Experten zum Boom der selbsternannten Gesundheitsaposteln.

Österreich

Der jüngste Zugang in Österreich in Sachen Workout-Rolemodel ist wohl Ivanna Ho. Nachdem das Model schon lange hart für ihren Köprer traniert, hat die Influencerin und zweifache Mutter ihr eigenes Training kreiert, das sie nun fleißig bewirbt.

Schattenseiten

Eine, die erzählt, wie hart der Druck und unschön die Arbeit als Fitnessbloggerin aber tatsächlich sein kann, ist Sophia Thiel. Mit ihren Statements bekommt die inszenierte Welt der Workout-Stars Risse.

"Instagram hätte mich fast mein Leben gekostet"

Ein Jahr lang hat sie pausiert, jetzt hat Thiel ihren 1,2 Millionen Followern erzählt, dass sie unter einer Essstörung litt. "Instagram hätte mich fast mein Leben gekostet", sagt sie über ihre Depressionen.

Heimlich hat sie im Auto Dinge in sich hineingestopft, die sie zuvor in einem Supermarkt für ihre Fress-Brech-Attacken gekauft hat. In ihrem Buch „Come Back Stronger“ beschreibt sie nun ihre Krankheit und ihre dunklen Tage – an denen sie auf Instagram dennoch ein scheinbar perfektes Leben inszenierte.

Selbstobjektivierung

Diese Art von Selbstobjektivierung kann einen immensen Druck verursachen - wenn man sich nur noch aus der Warte betrachtet, wie einen andere in der Öffentlichkeit, also in den sozialen Medien sehen.

Der Vogue erklärte Psychologin Dr. Helen Sharpe: "Selbstobjektivierung kommt von Objektivierung, wenn der Wert als Individuum ausschließlich auf dem Körper basiert. Wenn Ihnen bewusst ist, dass Ihr Wert auf Ihrem physischen Körper basiert, setzen Sie sich der Überwachung anderer aus. Andere sehen Sie an, um auszumachen, was Sie wert sind. Mit der Zeit verinnerlichen wir diese Erfahrung, dann überwachen Sie sich selbst und achten konstant darauf, dass Sie so 'wertvoll' wie möglich erscheinen. Das passt perfekt zum Social-Media-Konzept, zu der Idee, nur eine Version von sich zu präsentieren."

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