Männer oder Frauen? Wer im Job wirklich emotionaler reagiert

Wut zählt neben Freude, Verwunderung und Trauer laut einer britischen Umfrage zu den am häufigsten erlebten Gefühlen am Arbeitsplatz.
Das männliche Geschlecht lässt sich im Job stärker von Emotionen leiten. Zu diesem – durchaus überraschenden – Ergebnis kam nun eine britische Umfrage.

Rationale Männer, emotionale Frauen: Diese Geschlechter-Stereotype halten sich nach wie vor hartnäckig. Eine neue Studie aus Großbritannien bricht nun mit diesen Klischees.

Die Jobvermittlungsagentur Totaljobs befragte über 2.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ihrem emotionalen Erleben am Arbeitsplatz. Zusätzlich würden auch 250 Führungskräfte befragt. Eine der Kernerkenntnisse: Bei Männern nehmen Gefühle im Job schneller Überhand als bei ihren Kolleginnen.

Emotionale Antwort auf Kritik

So zeigte sich etwa, dass Arbeitnehmer im Vergleich zu Arbeitnehmerinnen 1,6-mal emotionaler werden, wenn sie mit Kritik an ihrer Person konfrontiert werden. Männer reagieren auch eher (2,4-mal) emotional aufgeladen, wenn sie mit ihren Ideen kein Gehör finden – sie sich in ihren professionellen Kompetenzen also nicht wahrgenommen fühlen. Gefühlsausbrüche aufgrund einer verpassten Deadline oder abgebrochener Projekte kommen bei Männern im Job außerdem fast drei Mal so häufig vor.

Auch im Ausdruck ihrer Emotionen am Arbeitsplatz unterscheiden sich Männer in ihrem Verhalten oft grundlegend von Frauen. Das Ergebnis der Umfrage hierzu: Männer werden aufgrund ihrer Emotionen doppelt so häufig laut oder kündigen ihren Job, während Frauen bei der Arbeit mehr als doppelt so häufig weinen. 41 Prozent der Frauen gaben in der Befragung an, schon einmal am Arbeitsplatz geweint zu haben – bei den befragten Männern sank dieser Prozentsatz auf 20 Prozent.

"Männer und Frauen sind verschieden sozialisiert, wenn es um das Zeigen von Emotionen geht, insbesondere bei der Arbeit", heißt es in der Aussendung zur Studie. Männer würden verstärkt Emotionen wie Wut oder Stolz erleben, die "mit Macht in Verbindung stehen".

Jobwelt fordernd für Millennials

Auch in puncto Generationen förderte die Erhebung Spannendes zutage: Millennials, also Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er-Jahren geboren wurden, sehen sich am häufigsten mit emotionalen Herausforderungen bei der Arbeit konfrontiert. In dieser Altersgruppe berichteten die meisten Befragten von Gefühlen der Traurigkeit (91 Prozent), Wut (91 Prozent) und Ekel (80 Prozent).

Die häufigste Ursache für diese Emotionen fand man nicht in den spezifischen Arbeitsaufgaben. Jeder dritte Gefühlsausbruch wird demnach von einem Kollegen verursacht, im Vergleich zu nur zwei von zehn, die durch eine Aufgabe verursacht werden.

Fast 60 Prozent der Beschäftigten gaben ohnehin an, bestimmte Gefühle, die sie bei der Arbeit verspüren, nicht frei ausdrücken zu können. Nicht verwunderlich, wie die Studienautoren festhalten: Denn 30 Prozent der Vorgesetzten gaben an, das Zeigen von Emotionen bei der Arbeit als Zeichen von Schwäche anzusehen.

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