Frauen verdienen weniger – auch in typischen Männerberufen

Bereits überwiesener Lohn musste zurückgegeben werden
Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind nach wie vor groß. Auch geschlechtsuntypische Berufswahl hilft da wenig.

Frauen verdienen in Österreich nach wie vor deutlich weniger als Männer – und das über alle Berufssparten hinweg. Das mittlere Einkommen von Frauen (21.178 Euro brutto) beträgt lediglich 63 Prozent des Männereinkommens (33.776 Euro brutto), zeigt der aktuelle Einkommensbericht des Rechnungshofs.

Grundsätzlich gilt die Gleichung: Je höher der Abschluss umso höher der Netto-Stundenlohn, doch die Gehaltsschere wird dadurch nicht geschlossen, im Bereich höherer Bildung ist die Geschlechterdifferenz mitunter eklatant: So verdienen Frauen mit einem Hochschulabschluss in Ingenieurwissenschaften und Technik weniger als Männer mit einer Matura in diesem Bereich. Das zeigen Daten des Nationalen Bildungsberichts 2018 des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), der am Mittwoch präsentiert wurde.

Eine geschlechtsuntypische Ausbildungswahl rechnet sich in Österreich auf individueller Ebene somit nicht. Oder wie es Konrad Oberwimmer vom Bifie am Mittwoch ausdrückte: Eine geschlechtsuntypische Berufswahl sei "sogar tendenziell ungünstig".

Bei der Ausbildung entscheiden sich in Österreich Burschen den Daten zufolge noch immer für "typisch männliche" Berufe vor allem aus dem technischen bzw. gewerblichen Bereich, Mädchen vor allem für "typisch weibliche" aus dem sozial- und wirtschaftsberuflichen Bereich. "Das Ausmaß hat sogar etwas zugenommen", so Oberwimmer. Annähernd ausgeglichen ist der Geschlechteranteil lediglich im kaufmännischen Bereich.

In Zahlen

Konkret gab es nach den Angaben des Berichts 2017 in Österreich rund 4,4 Millionen unselbstständig erwerbstätige Personen - ausgenommen Lehrlinge - was einen Anstieg um 1,87% zum Vorjahr bedeutet. Das mittlere Bruttojahreseinkommen der unselbstständig Erwerbstätigen lag im Jahr 2017 bei 27.545 €. Die niedrigsten Einkommen erzielten die Arbeiterinnen und Arbeiter (20.006 €), die höchsten Beamtinnen und Beamte (56.132 €), wobei bei den BeamtInnen der Akademikeranteil sehr hoch ist. Angestellte verdienten durchschnittlich 31.466 € jährlich, Vertragsbedienstete 34.019 €.

Frauen verdienen in allen Beschäftigungsgruppen weniger als Männer. Mit 21.178 € brutto betrug ihr mittleres Einkommen nur 63% des Männereinkommens (33.776 €). Ein Teil dieser Differenz lässt sich auf Teilzeitarbeit zurückführen, immerhin befanden sich 2017 54% der Frauen ganzjährig in einem Teilzeitarbeitsverhältnis, und nur 11% der Männer. Vergleicht man nur Vollzeitbeschäftigte, erreicht der Median des Bruttojahreseinkommens der Frauen mit 36.985 € 84% des mittleren Einkommens der Männer.

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