"Gschichtlmichtl": Haben Sie heute schon gelacht?
Manchmal haben kleine Dinge große Folgen. Vor Wochen erzählte ich in meiner Kolumne über einen Versprecher, der mir einmal in der Eile unterlief: Statt „Techtelmechtel“ sagte ich „Gschichtlmichtl“. Das löste etwas Unerwartetes aus: Hunderte Leser schrieben mir und erzählten von eigenen Sprachpannen und Wortverdrehern. Man könnte auch sagen: „Die Leute haben geschrieben wie die warmen Semmeln“, um ein auf Twitter entdecktes Zitat zu bemühen.
Gerade in schwierigen Zeiten haben wir Bedürfnis nach Humor, Spaß und manchmal auch reinem Blödsinn. Daher wollen wir uns an der Humor-, Spaß- und Blödsinn-Grundversorgung beteiligen und bieten hier ein „Best of“ der Leserzuschriften in Sachen Gschichtlmichtl. Also: „Ab durch die Post“, damit wir „auf einen grünen Nenner kommen“, wie Leserin Gertrude B. zu sagen pflegt.
Wo ist das Nudelkleid?
Oft fallen einem die einfachsten Begriffe nicht ein. Dann sucht man rasch nach Ersatz, und das geht nicht immer gut aus. „Staubsauger für das Grüne draußen“, sagte Leserin T. statt Rasenmäher (zumindest ist ihre Wiese immer staubfrei). Leser W. ersetzte das Wort Kamm durch „Haarsortiergerät“ (gerade jetzt sind gut sortierte Haare sehr wichtig). Marco S. wollte das Wort Sieb sagen, brachte aber nur „Spaghettitrockner“ heraus (man kann sie zur Not auch mit einem Fön trocknen, der ist auch nützlich beim Trocknen sortierter Haare). Apropos Pasta: „Nudelkleid“ sagte die Tochter von Kerstin H., und meinte: Kleid mit Spaghetti-Trägern.
Eine Bekannte von Leserin W. erfand das schöne Wort „Fernseh-Anzünder“ statt Fernbedienung, was durchaus stimmig ist, gilt doch das Fernsehen als Ersatz für das Herdfeuer. Apropos Herd: Günter F. sagte in einem Fachgeschäft „Zauber-Heißmacher“, obwohl er doch einen Mikrowellenherd kaufen wollte.
Zu diesem hitzigen Thema passt auch die Geschichte, die Leser Johann R. erzählt. Der aus Polen stammende Pfarrer der Nachbargemeinde sollte ein neues Feuerwehrauto einweihen und sprach, die Begriffe Fahrzeug und Feuerwehrauto vermischend, feierlich: „Der Herr segne dieses Feuerzeug!“ Und weil wir vom Essen geredet haben: Der Enkel von Solweig H. ersetzte das Wort Kartoffelpresse durch „Püreeschneidemaschine“ (deshalb isst man ja auch Erdäpfelpüree mit Messer und Schere).
Schön ist auch ein Zitat von Solweig H.’s Enkeltochter: Sie sagte, sie habe das Pferd „gebügelt“ statt gestriegelt (mit dem Bügeleisen lassen sich auch Spaghetti trocknen und vielleicht sogar Wiesen glätten, nicht aber Haare sortieren).
Apropos Reittier: „Das ist ein zweischneidiges Pferd“, rief ein Freund des Kindes von Leser Martin K. (völlig richtig – und man soll das Schwert nicht von hinten aufzäumen, übrigens auch nicht bügeln).
Überhaupt: Kinder
Überhaupt: Kinder. Sie sind geniale Sprachspieler und wissen es meist selbst nicht. „Fußfisolen“, sagte der Sohn von Daniela E. (und meinte: Fußsohle). Und der Sohn von Angela K. wollte von einem Besuch in der Show der Shaolin-Mönche erzählen – und erfand dabei den wunderbaren Begriff „Jalousienmolche“ (möglicherweise ist das eine Tierart, die sich von Fußfisolen ernährt).
Apropos Tiere: „Hühner auf der Ausstellung“ , sagte Leser A. E. bei einer Musikprüfung in der Schule (die Antwort lag knapp daneben: Mussorgskys bekanntestes Werk heißt „Bilder einer Ausstellung“, leider hat der russische Künstler nie etwas über Hühner komponiert).
Kurze Zwischenfragen
Lieber Guido, KURIER-Leser kennen dich natürlich. Dieser große Freizeit-Auftritt wirft dennoch einige Fragen auf:
Was hast du als Jugendlicher lieber gemacht, Fußball spielen, Schmäh führen oder Gitarre traktieren?
Guido Tartarotti: Alles drei sehr gerne. Aber am liebsten Gitarre, wenn auch mit mäßigem Erfolg.
Freizeit: Welcher Humor spricht dich eher an, der von Karl Farkas oder der von deinem ZEIT-Kollegen Harald Martenstein?
Guido T.: Beide nicht so – mein Humor war immer irgendwo zwischen Monty Pythons, Otto Waalkes und Josef Hader.
Ist einer deiner Witze schon völlig daneben gegangen?
Ich hab in einem Kabarett- Programm absichtlich einen sehr schlechten Witz erzählt, als Beispiel für miesen Humor, und er bekam große Lacher. Also ja.
Du bewegst dich regelmäßig zwischen dem Burgtheater und diversen Kabarettbühnen. Wo fühlst du dich eher zu Hause?
Im Burgtheater habe ich leider noch nie gespielt ... aber nirgendwo fühle ich mich so daheim, wie in diesem Haus.
Kannst du einen guten Witz aus dem Ärmel schütteln, wenn du spontan darum gebeten wirst?
Nein, ich bin ein sehr schlechter Witzerzähler. Ich mag mehr schräge, merkwürdige Geschichten ...
Quartistensolett & Postler
Stichwort nie geschriebene musikalische Werke: Die „Unendetvolle vom Schubert“ (Helmut S.) kann man leider ebenso wenig hören wie ein „Quartistensolett“ (statt Solistenquartett, ein Freund von Celestina K.). So etwas „lockt doch keinen Ofen mehr aus dem Hund heraus“ (Karl G. belauschte in einem Kaffeehaus zwei Kulturkritiker). Da herrscht, wie der Nachbar von Twitterant G. sagen würde, „leerende Gähne“ im Saal.
Wo waren wir gerade? Ach ja, in der Schule. „Mama, wir müssen in Religion den Jesus und seine Postler zeichnen“, erzählte der Sohn von Doris K. aufgeregt (kein Wunder, dass die Paulus-Briefe berühmt sind). Apropos Bibel. Ein bekannter Spruch lautet: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen. Daraus machte die Schwiegermutter von Leser Bernhard G.: „Du sollst so lange essen, bis du schwitzt“ (klingt eigentlich nicht unbedingt nach Vertreibung aus dem Paradies).
Norbert P. erzählt folgende Geschichte: „Unser 4-jähriger Sohn Arno stürmt aufgeregt ins Haus. ,Mama draußen sind zwei starke Männer, sie sagen sie bringen die Gladiatoren, auf die wir schon lange warten.“ Gemeint hat er Radiatoren für unsere Heizung.“ (Ave Cäsar, die Heizungstechniker grüßen dich).
Kinder sind auch großartige Wort-Erfinder. Zum Beispiel die Kinder von Isabel K. Sie erfanden: „Flatterling“ (Sohn) und „Bauchstockerl“ (Tochter) statt Schmetterling bzw. Katzen-Kot. „Zwergfeld“ statt Zwerchfell, sagte Franz K. als Kind, vermutlich im Versuch, besonders fein zu sprechen. Dem Sohn von Susanne P. fiel das Wort Fächer nicht ein und er half sich mit „Windbeutler“ (oft möchte man den Wind ein wenig beuteln, vor allem, wenn er in die frisch sortierten Haare fährt). „Der Mann war lange wusstbelos“, erzählte der Nachbarsbub von Johannes R. Wusstbelos, also ohnbemachtet. Der Sohn von Leser Wolfgang R. erfand das Wort „Wasserkuchen“ und meinte damit den (nicht essbaren) Strudel, der sich am Abfluss einer Badewanne bildet. Ingrid B.’s Sohn sprach vom Krankenhaus der „herzigen Brüder“ – dort geht es sicher sehr freundlich zu. Falls nicht, muss man derartige Tendenzen „im Keim erwürgen“ (die Tochter von Sonja M.).
Kastriert & masturbiert
Manchmal sagen Kinder auch etwas, ohne zu ahnen, was sie sagen. Als Herbert F. ein Schüler war, verlangte er im Geschäft ein „kastriertes Heft“ (statt kariertes). Passt zu dem, was eine Nachbarin von Monika N. über ihren Sohn sagte: „Er hat gerade masturbiert, wir sind so erleichtert“ (über die bestandene Reifeprüfung). Kollegin Leila D. berichtet, das Nachbarskind habe erklärt, es finde „Cockporn gut“ (statt Popcorn).
Und damit sind wir jetzt endgültig in schlüpfriges Gelände geraten. Uwe E. erzählt, seine Schwägerin habe ganz stolz verkündet „Schwanz macht Schlag“ (statt „Schwarz macht schlank“). Die deutsche Bekannte von Herbert F. versuchte, sich österreichisch auszudrücken und erklärte: „Ich habe die ganze Nacht geschnackselt.“ (Gemeint war natürlich: Sie hatte die ganze Nacht Schluckauf-Anfälle. Was haben Sie gedacht?). Apropos Anfälle: Von einem „lesbischen Anfall“ berichtete die Nachbarin von Katrin M. (Und das klingt doch deutlich weniger gefährlich als epileptischer Sex.)
United Condom & Grinz
Und damit zu einem weniger heiklen Thema: Geografie. Die Mutter von Leser Alfred G. sagte eines schönen Tages: „Wie heißt das Vereinigte Königreich im Original? United Condom?“ (Entschuldigung, jetzt ist es doch noch einmal passiert.)
Leser Martin S. erzählt: „Bei der U4-Station Meidlinger Hauptstraße fragten mich zwei amerikanische Girls, wie sie nach Bruck/Leitha kämen. Ich antwortete: ,No idea, try it by hi-jacking.’ Die zwei haben mich dann so komisch angeschaut. Ich bin erst Stunden später draufgekommen, warum. Ich habe natürlich ,hitch-hiking’ gemeint.“ (Hoffentlich haben die beiden kein Flugzeug nach Bruck entführt.)
Da kann man leicht die Orientierung verlieren: „Wo müssen wir hin? Nach Grinz, oder?“, fragte Leserin Marion H., die Städte Graz und Linz vereinend. (Nicht auszudenken, was passieren hätte können, wäre es um Bregenz und Lunz gegangen.)
Man weiß ja nie, wo man ankommt: „Der ist unter fernen Oliven gelandet“, sagte eine Bekannte von Martin K.
Nicht unter ferner liefen, sondern als besondere sprachliche Kostbarkeiten laufen folgende Fundstücke: „Hotel Inkontinental“ (Ursula S.); „Depperlfleckich“ (die Schwiegermutter von Bernhard G.); „Badeplumps“ (statt Swimmingpool, die Schwiegermutter von Richard L.); „die Fetzen sprühten“ (statt „Die Funken flogen“, eine Bekannte von Petra K.); „der Prohankl“ (Leserin Regine M. macht aus Prohaska und Krankl eine Person). „Der gehört doch zum Psychopathen“, sagte der Sohn von Werner P. über einen verhaltensoriginellen Schulkollegen.
Bevor es uns auch so geht, müssen wir zum Ende kommen. Andererseits: „Wirf doch nicht gleich das Gewehr ins Getreide!“, so die Mutter von Leser Alfred G. „Ich habe die Nase satt!“ (sagte die Lehrerin von Leser Carl-Georg V. gerne). Und wir wollen ja nicht, mit den Worten von Stephan S., „am Watschenrüttel baumen“.
Gibt es eine Fortsetzung? Warten wir es ab. Wie stand kürzlich in einem Facebook-Posting zu lesen? „Der führt noch etwas im Busch.“
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