Eine 2006 erschienene Studie des Psychologen Alex Mesoudi von der schottischen University of St. Andrews hat belegt: Das menschliche Gehirn kann Tratsch viel besser speichern als ganz trockene und rein sachliche Informationen. Und das soll den Menschen helfen, sich besser im sozialen Umfeld zurechtzufinden. Wer nämlich richtig einschätzt, welche Gruppe mit welcher anderen verbündet oder verfeindet ist, kann die eigene gesellschaftliche Stellung behaupten.
„Tratsch ist eine soziale Währung“, sagt Claus Lamm, Professor für Soziale Neurowissenschaften an der Uni Wien. „Wer alles über die anderen weiß, gilt schnell als Experte.“ Außerdem gehöre das Gefühl, informiert zu sein, zum Sozial-Sein einfach dazu. „Und es gibt das Gefühl, anderen etwas vorauszuhaben.“ Dafür muss die Nachricht nicht einmal verifizierbar sein.
Der Tratsch diene auch dazu, soziale Normen aufrechtzuerhalten. „Wenn wir berichten: ‚Der hat das, das und das gemacht‘, dann wollen wir damit auch zeigen, ‚wir sind nicht so‘.“ Das sei somit eine Bestärkung für sich selbst.
Eintauchen in die Welt der Promis
Anders ist es bei Tratsch über Stars, Sternchen und Royals. Sie wissen schon, die bunten Nachrichten, die eh niemanden zu interessieren scheinen. Es informieren sich ja alle nur in der Le Monde diplomatique, bei der New York Times, bei Arte und Phoenix. Na gut, jetzt haben Sie mich beim Lästern erwischt. „So kann man in eine Welt eintauchen, zu der man normalerweise keinen Zugang hat. Man wird scheinbar ein Teil der Lebenswelt der Prominenten“, sagt Lamm.
Ob Promis oder nicht, wir sind nicht unbedingt schlechte Menschen, wenn wir bei Geschwätz große Ohren kriegen. Von mir habn S’ das aber nicht.
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