Grund dafür ist eine lang zurückliegende Tradition, wie Nachbarin P. weiß. Sie arbeitet als Friseurin in einem seit über 100 Jahren bestehenden Wiener Salon. „Früher war es üblich, sich vor dem sonntäglichen Kirchgang beim Friseur herrichten zu lassen, um einen guten Eindruck zu machen“, sagt sie. Nicht nur am Samstag, auch am Sonntag wurde die Kundschaft bedient. „Das waren zum Beispiel Bauern aus umliegenden Gebieten, denen es unter der Woche aufgrund ihrer Arbeit nicht möglich war, zum Friseur zu kommen.“ Der Besuch beim Coiffeur sei häufig die einzige Möglichkeit gewesen, die Haare in Form zu bringen; in kaum einem Privathaushalt gab es damals beispielsweise einen Föhn.
Stadt-Land-Gefälle
Für Wolfgang Eder, Landesinnungsmeister der Friseure, hat der „blaue Montag“ auch zeitgemäße Ursachen. „Der traditionelle freie Tag ergibt sich durch die Einführung der 40-Stunden-Woche, die oft auch eine Fünftagewoche ist“, sagt Eder. Gemeinhin gilt der Samstag als besonders umsatzstark, weil Berufstätige an diesem Tag am ehesten Zeit für einen Friseurbesuch haben. Sonst lasse sich laut Eder beobachten, dass unter der Woche Abendtermine immer beliebter werden. Anders als am Land spiele der Montag als Ruhetag im urbanen Raum kaum mehr eine Rolle, vor allem Friseurketten hätten in der Regel sechs Tage in der Woche geöffnet.
Dennoch gibt es auch in der Stadt Betriebe, die am Montag geschlossen haben. So wie das Hair & Nails im siebten Wiener Bezirk. Aus ganz einfachem Grund: „Ich will meinen Mitarbeitern zwei aufeinanderfolgende freie Tage gönnen“, sagt Besitzerin Martha Strojna.
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