Lesen erfordert Konzentration, und wer leicht abzulenken ist oder Romane nur zwischendurch genießen kann, hat es schwer, etwas daraus mitzunehmen. „Wer etwa sein Buch zur Seite legt, um noch rasch einkaufen zu gehen, vergisst schneller, weil er ja die Einkaufsliste im Kopf haben muss.“ Der Inhalt wird dann quasi von Pasta, Brot und Käse überlagert. Doch es gibt Hoffnung.
Alles beginnt damit, die Lektüre gut auszuwählen. Nekola: „Nicht jedes Buch ist wertvoll. Findet man nicht hinein, dann sollte man die Härte haben, es nicht fertig zu lesen.“ Denn was uns nicht interessiert, langweilt das Gehirn, sodass die Gedanken abschweifen. „Mind Wandering“ nennt man das, wenn die Gedanken „zu wandern“ beginnen, weil das Gehirn unterfordert ist.
Nur ein Roman, der emotional berührt, die Fantasie beflügelt, hat die Chance, in unserer Gedankenwelt auf Dauer Platz zu finden. Wir werden vielleicht sogar ganz automatisch einzelne Szenen nachlesen – weil wir von diesem Buch nicht genug bekommen. Schon sind wir in der Wiederholung des Gelesenen. Die beste Voraussetzung, um es langfristig abzuspeichern. Die Psychologin empfiehlt jenen, die sich beim Bücherlesen mehr merken wollen, Kurz-Rezensionen zu schreiben. Und auf das Lesetempo zu achten. „Viele denken, dass sie eine Geschichte besser erfassen, je langsamer sie mit ihrer inneren Stimme mitlesen.“ Ein Irrtum. „Das Gehirn mag ein gewisses Tempo, sonst gehen die Gedanken auch hier auf Wanderschaft.“ Also Speed Reading für Belletristik? „Nein“, lacht Nekola, die auch das Lesen im hohen Tempo lehrt, „Speed Reading eignet sich für Sach- und Fachbücher. Romane wollen wir ja genießen und erleben.“
Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.
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