Warum muss immer jemand mit gutem Beispiel vorangehen?

Warum muss immer jemand mit gutem Beispiel vorangehen?
Was können wir tun, um die Welt zu verbessern? Das fragen sich viele. Aber warum braucht es zuerst andere?

Der australische Schauspieler Hugh Jackman setzt sich für andere ein. Als freiwilliger Erntehelfer packt er bei einer Organisation mit an, damit bedürftige Familien genug zu essen bekommen. Das tut er medienwirksam, denn er hat eine Botschaft: Schaut her, das könnt ihr auch.

Suche nach Vorbilder

Gerade jetzt können Menschen mit Vorbildwirkung Impulsgeber sein. Hat sich doch für viele während der Pandemie die ein oder andere Sinnfrage gestellt: Wie wollen wir wirklich leben? Und was können wir tun, um die Welt zu verbessern?

Die Grande Dame der Psychoanalyse, Margarete Mitscherlich (1917-2012), bezeichnete die Suche nach Vorbildern in einem Interview der Wochenzeitung Die Zeit als „menschliches Urbedürfnis“. „Wir werden als total hilflose Wesen geboren, und deshalb brauchen wir Erwachsene, die mit der Welt zurechtkommen und an denen wir uns orientieren können.“ Außerdem bräuchten wir Ideale, nach deren Verwirklichung wir streben können. „Sonst sind wir einem Gefühl der Leere ausgesetzt.“ Mehr Sinn statt Leere also: Muss man dafür neue Wege gehen, ist es einfacher, wenn schon jemand mit gutem Beispiel vorangeschritten ist. So wissen wir, es könnte auch bei uns funktionieren.

„Zu wem blicken wir auf? Wem eifern wir nach?“, fragte das Magazin Stern vor achtzehn Jahren. Auf den Plätzen 1 bis 3: Mutti, Mutter Teresa und Vati. Dahinter Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi, Albert Schweitzer und Martin Luther King.

Und 2021? Eine Studie des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung erfragte „Die neuen Vorbilder der Jugend“. Mutti, Vati und Martin Luther King sind auch jetzt die Favoriten. Aber auch Oma, Opa, Geschwister, Freunde, Greta Thunberg und Anne Frank. „Um Vorbild zu sein, braucht man heute ein ehrliches Anliegen, für dessen konsequente Verfolgung auch persönliche Nachteile in Kauf genommen werden“, so die Begründung. Aber der größte Wunsch sei „mehr Ehrlichkeit“.

Das würde auch Margarete Mitscherlich gefallen, die ohnehin der Meinung war: „Jeder Einzelne muss ein Vorbild sein, muss Verantwortung tragen und erwachsen werden.“

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

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