"Ferrari": Ein Buch mit 480 PS, äh, Seiten

"Ferrari": Ein Buch mit 480 PS, äh, Seiten
Schön, schnell und feuerrot: Ein neuer Prachtband zelebriert den Mythos Ferrari so opulent wie niemals zuvor. Forza!

Falls Sie sich gerade nach einem Ferrari als Neuwagen umschauen, wissen Sie ohnedies, dass  Sie dabei mit 25.000 Euro nicht wirklich glücklich  werden. Vielleicht vier Kompletträder, ja, das geht sich aus. Aber das Auto dazu müssten Sie sich wohl aufzeichnen.

Da ist es doch zielführender, sich um diesen Preis gleich ein Buch, nein, was heißt ein Buch, DAS Buch zu sichern:  „Ferrari“ von Pino Allievi. Eine wahre Bibel für Ferraristi, 480 Seiten im XXL-Format mit handgenähtem Ledereinband und verchromtem Ferrari-Pferd (das berühmte cavallino rampante) auf dem Cover. Ruhend in einer Box, die an einen V12 erinnern soll und thronend auf einem Ständer aus verchromtem Stahl, der den Auspuffkrümmern des stilisierten Motors entspringt.

"Ferrari": Ein Buch mit 480 PS, äh, Seiten

Gut möglich, dass es sich dabei um das teuerste Buch der (jüngeren) Geschichte handelt.  25.000 Euro! Der für dieses buchmacherische Kunstwerk verantwortliche Taschen Verlag ist aber auch seit vielen Jahren dafür bekannt, dass man lieber klotzt statt kleckert (wie es in Deutschland so schön heißt). Und wenn sich die Kölner einer Jahrhundertmarke wie Ferrari widmen, dann spielt das Ergebnis naturgemäß alle Stückerln.

Illustriert mit hunderten  bislang unbekannten Fotos, Entwürfen  und Dokumenten aus Ferrari-offiziellen   und privaten Archiven, erzählt die „rote Bibel“ die Geschichte des Automobils mit dem springenden Pferd als Wappentier  emotional  wie noch kein einschlägiges  Buch zuvor. Und dazu noch überaus kenntnisreich. Verantwortlich dafür zeichnet mit Pino Allievi ein Intimus des Hauses. Signore Allievi, gleichsam der Heinz Prüller der „La Gazzetta dello Sport“, ist seit  1974 nicht nur fixer Bestandteil der Formel-1-Welt. Er hat  wie wenige andere Zugang zu den heiligsten Hallen von Maranello, der Heimat der Scuderia Ferrari.

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Enzo Ferrari als Rennfahrer

Zusammen mit  Enzo Ferrari verfasste Allievi  etwa das letzte Werk des legendären Firmengründers, „Ferrari Racconta“. Für den nun vorliegenden Prachtband, der schlicht „Ferrari“ heißt, hat Signore Allievi nochmals tief in seinen Erfahrungsschatz gegriffen. Zusätzlich zur lückenlosen  Auflistung aller 3.000 Ferrari-Rennsiege seit 1947 gibt es erstmals Auszüge  aus den bislang unveröffentlichten Tagebüchern von Enzo Ferrari (1898-1988 – sein Todestag jährte sich am vergangenen Dienstag zum 30. Mal). Dass ausgerechnet jetzt etwaige pikante Intimitäten ausgeplaudert werden, ist nicht zu erwarten.

In der weltweit vernetzten Szene der Scuderia-Tifosi dürfte dennoch  das eine oder andere Detail für heiße Diskussionen sorgen. Denn immerhin hatte der Selfmademan, selbst ernannte ingegnere und ehemalige Rennfahrer Enzo Ferrari über vierzig Jahre lang die Geschicke der bekanntesten Automobilmarke der Welt fast in der Hand.  Und in dieser langen Zeit  als charismatischer  Cavaliere oder auch als herrischer Commendatore immer wieder Rennfahrer, Geschäftspartner oder Politiker vor den Kopf gestoßen.

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Schwamm drüber, angesichts dieses opulenten Gesamtpakets ist ehrfürchtiges  Staunen angesagt. Gestaunt hat auch Verlegerin Marlene  Taschen, als sie während der  Arbeit an diesem außergewöhnlichen Buchprojekt in den vergangenen Monaten gleich mehrmals in Maranello von der Atmosphäre der leidenschaftlichsten Marke der Welt kostete. Mehr noch: „Ich hatte die Ehre, von Piero, dem Sohn von Enzo Ferrari, persönlich in einem Ferrari chauffiert zu werden“, sagt sie stolz. Allerdings in eher gemächlichem Tempo, denn Piero, der 73-jährige Halbbruder des 1956 an Muskeldystrophie verstorbenen Alfredo „Dino“ Ferrari, wurde vom Vater stets davon abgehalten, selbst Rennfahrer zu werden. Im Vorwort schreibt er: „Er kannte  einfach zu viele Fahrer und Freunde, die ihn viel zu früh verlassen haben.“

In zehn Kapiteln entwirft Autor Pino Allievi die reichhaltige Geschichte Ferraris, die zu einem Gutteil auch die Geschichte des modernen Italiens darstellt: von „Die Geburt einer Legende“ über „Die großen Champions“ bis zum „Sprung in die Zukunft“.

Von kommenden Modellen, dem Mittelmotor-488 bis zum für 2021 erwarteten ersten Ferrari-SUV, ist hier zwar nicht die Rede. Macht aber nichts. Vielsagender ist ohnehin der Blick in die Innenwelt einer Firma, die auch mit SUV im Sortiment eine reine Sportwagenmarke bleiben wird. Nimmt man Enzo Ferrari  beim Wort, zählt  auch künftig das cuore sportivo mehr als die schöne Hülle: „Maschinen sind wie Kinder. Das eine gebärdet sich prächtig, das andere macht ständig Sorgen. Wir müssen versuchen, die Maschinen  zu verstehen, denn sie haben eine Seele.“


Zeit für das Schlusswort, natürlich ebenfalls vom Firmengründer: „Ich war weder Konstrukteur noch Zahlenmensch, aber ich habe die Menschen begeistert. Manchmal bin ich dabei vielleicht zu weit gegangen – aber wenn ich es nicht getan hätte, wäre Ferrari nicht das, was es heute ist.“

"Ferrari": Ein Buch mit 480 PS, äh, Seiten

"Ferrari“, Edition von 1.947 Exemplaren, von Pino
Allievi. Ledereinband, 32,4 cm × 43,2 cm, 480 Seiten; umschlossen von einer von Marc Newson entworfenen Präsentationsbox aus Aluminium, Taschen Verlag

Ferrari – das Buch: Der handgefertigte,  ledergebundene und handvernähte Prachtband erscheint Anfang Oktober, limitiert auf 1.947 signierte und nummerierte Exemplare.
Zwei Varianten stehen dabei zur Wahl:
 Die mit 25.000 Euro sehr kostspielige „Art Edition“ (Nr. 1-250), die zusammen mit einem Buchständer von Designer Marc Newson ausgeliefert wird, bei dem stilisierte Auspuffkrümmer  aus verchromtem Stahl zu Standbeinen werden  
 Oder die mit 5.000 Euro auch nicht gerade günstige  „Collector’s Edition“ (Nr. 251-1.947) . Hier ruht das edle Buch (die Ausgaben sind natürlich bei beiden Editionen ident)  in einer Alu-Box, die einem Ferrari-V12-Motor nachempfunden  wurde. 

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Ferrari steht neben dem Prestige auf der Rennstecke aber auch für einen Lifestyle, einen kurvigen, wie hier zu sehen ist: Jayne Mansfield mit einem  Ferrari 250 Le Mans in New York, 1964

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