Zeit fürs Teeater: Die neue Lust am Teetrinken

Zeit fürs Teeater: Die neue Lust am Teetrinken
Vor 95 Jahren wurde „Tea for Two“ komponiert. Grund genug, um vom „Afternoon Tea“, Matcha-Tee und der Ostfriesenmischung zu naschen.

Eigentlich wäre alles ganz einfach. „Fünf Dinge braucht der Tee“, schwört Eva Horvath vom Teesalon „Tête à Tee“ in Wien Hietzing. Als da wären: „Guter Tee, die richtige Menge davon, ein weiches Wasser, die richtige Temperatur und die entsprechende Zeit.“

Das sagt sich so leicht, denn allein die Frage, wie viel Löffel Tee und wie lange dieser im Wasser ziehen soll, bringt manchen Hausfrieden ins Wanken. Teeprofis wie die Briten debattieren dazu leidenschaftlich, ob, wann und wie viel Milch und/oder Zucker man nun beigeben dürfe. Friesen hingegen nicht. Denn die geben ein großes weißes oder braunes Stück Kandis, „Kluntje“ genannt, gleich vorweg in die Tasse. Das hat eine Tradition, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.

Als Nachbarn der Niederländer, die als Erste den Tee aus Asien nach Europa gebracht haben, entwickelten die Ostfriesen früh eine Kultur mit zumindest drei Teezeiten am Tag. Ganz wie die Briten, deren Tagesablauf vom „Early morning tea“ bis zum berühmten „five o’clock tea“ thematisch durchgetaktet ist.

Zeit für „Tea Time“

Mit der „Tea Time“ nimmt man es sowohl bei „Tête à Tee“ als auch im ältesten Teegeschäft Wiens, Jäger-Tee gegenüber der Staatsoper, wörtlich. Und zwar mit Betonung auf „Zeit nehmen“. „Sie werden es spüren, Tee genießen hat etwas Entschleunigendes“, so Eva Horvath.

Christoph Masin von Jäger-Tee kann dem andernorts nur zustimmen: „Es heißt ja nicht zufällig, den Tee ziehen lassen im Sinne von ,sich Zeit nehmen’.

Dasselbe meint auch das alte Sprichwort „Abwarten und Tee trinken“. Darüberhinaus weist es auf die ursprüngliche Verwendung von Tee hin: als heilendes Getränk. Denn vermutlich war es genau diese Redewendung, die unwirsche Kranke ermahnen sollte, zuerst den Kräutertee zu trinken und dann die Ausheilung abzuwarten.

Wenn also heute jemand japanischen Matcha-Latte-Tee trinkt, um den Trend zum Detox-Tee nicht zu verpassen, weiß er nun, dass alles schon einmal da war. Wirklich fast alles, denn bevor Tee geschlürft wurde, gab es nur zwei Flüssigkeiten, derer sich die Menschen erfreuten – Wasser und Milch.

Kommentare