Von Brooklyn ins Burgenland: Mattson will Naturwein populärer machen

Von Brooklyn ins Burgenland: Mattson will Naturwein populärer machen
Amerikanerin Lena Mattson will Österreichern ihre eigenen Weine schmackhaft machen.

„Wer im demokratischen New York normalen Wein statt Naturwein bestellt, gilt als Trump-Wähler“. Bewusst überspitzt erklärt Lena Mattson den Hype um das naturbelassene Getränk, der seit etwa fünf Jahren in der US-Metropole herrscht. Die aus North Carolina stammende 31-Jährige war Wein-Einkäuferin und Managerin der ersten Natural Wine Bar (seit 2015) im Big Apple. „Jedes neue Lokal in New York hat Natural Wine auf der Karte. Das gilt inzwischen als selbstverständlich.“

Wegen der Liebe, aber auch der Leidenschaft zum Rebensaft, ist die unangepasste Weinexpertin vor Kurzem ins Nordburgenland übersiedelt. Hier hat sie einiges zu tun, wenn bislang auch nur hobbymäßig. Im Burgerlokal ihres Freundes wurde ein „Natural Wine-Pop–up“ gestartet, zu kaufen gibt es Mattsons Empfehlungen – flaschenweise und to go. Zukünftig soll ein kleiner Handel oder eine Bar folgen.

Dass Naturwein in Österreich noch nicht besonders populär ist, ist Mattson zwar bewusst, dennoch wundert sie sich darüber – immerhin kommen die weltweit bekanntesten Produzenten aus der Region. Ein Gespräch über die Unterschiede zwischen New York und Neusiedl und die heimische Skepsis bei Naturwein.

Von Brooklyn ins Burgenland: Mattson will Naturwein populärer machen

Hip: June war die erste Weinbar in New York, die ausschließlich Naturwein angeboten hat. Mattson war Einkäuferin und Managerin

Von Brooklyn ins Burgenland: Mattson will Naturwein populärer machen

Mattson in der June Winebar

KURIER: Es gibt nicht viele, die von New York nach Neusiedl am See auswandern – meist ist es eher umgekehrt.

Lena Mattson: New York ist toll, aber auch sehr stressig und ermüdend. Außerdem ist es gar nicht leicht, tiefe Beziehungen aufzubauen, weil es so viele Möglichkeiten gibt. Ich finde es gesünder, hier zu leben. Meinen Freund habe ich kennengelernt, als ich ein Monat bei Winzerin Maria Koppitsch in Neusiedl mitgearbeitet habe. Nach einem Jahr Fernbeziehung bin ich nun dauerhaft hergezogen.

In New York gibt es Bars, die ausschließlich Naturwein anbieten. Hierzulande dagegen begegnet er viel Skepsis. Warum?

Hier mag man es geregelt und eingeteilt. In Österreich trachtet man danach, einen typischen Sortenwein zu trinken, einen Grünen Veltliner oder Chardonnay. Der Naturwein ist ganz anders, weil man ihn nicht einordnen kann. Das irritiert viele. Aber in New York ist Natural Wine zu trinken so normal, wie Bio-Lebensmittel zu kaufen, was ja hier auch viele machen.

Es gibt keine offiziellen Regeln, die ein Naturwein zu erfüllen hat. Wodurch zeichnet er sich aus?

Ich vergleiche konventionellen Wein gerne mit Fast Food. Man weiß genau, was man bekommt: Es schmeckt zwar ganz gut, aber besonders gesund oder nachhaltig ist es nicht. Natural Wine dagegen ist immer Bio-Wein. Man versteht darunter, so minimal wie möglich in den Herstellungsprozess einzugreifen.

Aber Schwefel ist meist auch in Naturweinen enthalten. Die Mehrheit weiß nicht, was Winzer zufügen dürfen und was nicht.

Ja, es ist unglaublich, wie viele Schönungsmitteln im konventionellen Weinbau erlaubt sind, ohne dass sie angeführt werden müssen. Von Zucker, Filtern, bis zu Enzymen und Chemikalien, die den Wein trinkbarer machen sollen. Schwefel macht den Wein haltbarer, hier kommt es auf die Menge an. Er sollte auf ein Minimum reduziert werden. Ansonsten ist beim Naturwein aber nichts drin als die Traube.

Bekannte Weinbauern kritisieren, dass das Herstellen von Naturwein nichts mit einem „Weinmacher“ zu tun hat – es also keine Kunst ist.

Diese Aussage ist egozentrisch. Es geht beim Wein ja nicht um den Winzer, sondern um das Getränk. Beim Naturwein geht es vor allem um die Arbeit im Weingarten. Die Traube muss gesund sein und zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden. Entweder ist das Ergebnis gut oder eben nicht – ein ziemliches Risiko.

Stimmt es, dass viele schlechte Naturweine auf dem Markt sind?

Das stimmt leider. Aber in Österreich werden die besten Naturweine der Welt gemacht. Vor Frankreich und allen anderen Ländern.

Naturwein
Die Herstellung ist nicht gesetzlich geregelt. Naturwein versteht sich  als Bio-Wein mit dem Produzenten-Konsens, auf  jegliche Schönungsmittel  und Optimierungen zu verzichten. Schwefel  ist jedoch oft in moderaten Mengen enthalten, um Fäulnis zu verhindern.

Orange Wine
Dabei wird Weißwein nach der Rotwein-Methode hergestellt. Der Saft der Trauben liegt für einige  Wochen  oder Monate  auf der Maische (Haut und Kerne). Dadurch enthält der Wein mehr Tannine und  Farbstoff.

Pet Nat
Hier wird Wein  ohne Zusätze  in der Flasche zur Gärung gebracht. Die Methode gilt als relativ kompliziert.  Pet Nat ist die Abkürzung von „Pétillant naturel“ und bedeutet natürlich prickelnd – ist also ein natürlich kohlensäurehaltiger Schaumwein.

Natural Wine-Pop-up
Burgerbucht, bis 22. Dez.
Unt. Hauptstraße 20
7100 Neusiedl am See

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