"Naturwein ist mehr Gespür als Wissen"
"Naturwein ist leiser, filigraner, nicht so dominant wie herkömmlich hergestellter Wein." Es sei das Einzige, das für Alexander und Maria Koppitsch in Frage kommt. "Für uns war immer klar, dass wir biodynamisch arbeiten wollen. Das heißt, wir verwenden keine Pestizide, keine Herbizide und auch keine künstlichen Hefen. Unser Wein ist zur Gänze ein Naturprodukt."
Während ihr Mann Alexander grippebedingt das Bett hütet, erzählt Maria Koppitsch, wie alles begonnen hat und was Wein für das Ehepaar ausmacht.
Sprung ins kalte Wasser
Den Schritt in die Selbstständigkeit haben die beiden Neusiedler vor sieben Jahren gewagt. 2011 haben sie den Betrieb von Alexanders Eltern übernommen. Koppitsch ist gelernter Kellermeister, hat zuvor bei Winzern in der Region gearbeitet.
Dass er sich einmal selbstständig macht, sei schon immer sein Wunsch gewesen. Ebenso von seiner Frau Maria: "Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie. Nur angestellt zu sein, würde uns beide einfach nicht erfüllen."
Heute bewirtschaften die beiden rund 6,2 Hektar. "Es war ein Sprung ins kalte Wasser, eine hopp-oder-dropp-Entscheidung. Die Eltern haben zwar produziert, aber den Wein nicht vermarktet. Wir hatten keinen einzigen Kunden", erzählt Koppitsch.
Auch nach sieben Jahren sei es nach wie vor ein Job, der die beiden rund um die Uhr fordert. "Man muss jeden Tag 100 Prozent geben. Meine Aufgabe ist der Verkauf, das Vernetzen, Kunden gewinnen. Dafür bin ich auch viel im Ausland unterwegs. Das schätze ich, auch wenn meine Kinder ein bisschen jammern, wenn ich weg bin", sagt die dreifache Mutter und schaukelt dabei den Jüngsten im Alter von zehn Wochen im Arm. Deshalb versuche sie die Reisen immer so kurz wie möglich zu halten. Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut zu bringen, sei Tag für Tag eine Herausforderung, die ohne Unterstützung der Eltern nicht zu bewältigen wäre.
Dem Naturwein haben sich die beiden verschrieben, weil es sich für sie "einfach richtig anfühlt". Konkret heißt das, dass kein Wein wie der andere schmeckt. "Naturwein ist mehr Gespür als Wissen. Wichtig ist, dass man die Besonderheiten von jedem Jahr schmeckt. 2014 war sehr nass, während 2015 sehr trocken war. Das schmeckt man", erklärt die 36-jährige Neusiedlerin.
Nischenprodukt
Generell sei die Region tonangebend für den Wein. "Die Sorte ist gar nicht so wichtig. Aber es macht einen Unterschied, ob ein Weinstock auf einem Lehm- oder Sandboden steht", erklärt die Winzerin. Dazu kommt natürlich auch die Liebe zur Region Neusiedler See. "Mein Mann ist tief verwurzelt hier. Die Weingärten hat teilweise noch sein Opa ausgepflanzt", sagt Maria Koppitsch.
Die Nachfrage nach Naturwein würde zwar steigen, dennoch sei es nach wie vor ein Nischenprodukt und nicht am Massenmarkt erhältlich. "Uns wird immer gesagt, dass Österreich zehn Jahre hinterherhinkt. Vor allem in New York und Montreal ist der Wein sehr gefragt. Da konnten wir bereits einen Kundenstock aufbauen."
Große Zukunftspläne hat das Winzerpaar nicht, nur einen Wunsch: "Vom Weinbau gut leben können und, dass es unseren Kindern gut geht."
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