Überraschung: Das Last-Minute-Weihnachtsmenü

Der Hauptgang des schnellen Weihnachtsmenüs: Das One-Pot-Henderl.
Etwas Besonderes für den Heiligen Abend – und noch dazu auf den letzten Drücker? Herausforderung angenommen: Dazu braucht es gar nicht so viel. Ein Menü mit Henderl, Roten Rüben und Apfel.

Von Nicole Ott

Es sind die Morgenstunden am Tag des Heiligen Abends in diesem denkwürdigen Jahr 2020. Ich bin gerade dabei, den Teig für die Brioche zu kneten, die als Begleitung zur selbst gemachten Hühnerleberterrine am Abend als Vorspeise verputzt werden. Plötzlich klingelt mein Handy – es ist Felix, der Partner der besten Freundin meiner Tochter. Was kann er nur wollen?

Schnell ist das Rätsel geklärt: Das junge Paar feiert heuer zum ersten Mal Weihnachten in trauter Zweisamkeit. Erst wurde der Plan geschmiedet, mit allen Traditionen zu brechen und eine Pyjamaparty vor dem Fernseher zu veranstalten. Doch jetzt bekommt der junge Mann kalte Weihnachtsfüße. „Unser erstes Fest gemeinsam soll doch etwas Besonderes werden“, erzählt er mir. „Ich werde Henny überraschen und ein Menü kochen – dreigängig soll es sein! Aber dazu brauche ich deine Hilfe, ich kann doch nicht so gut kochen. Und Zeit, in großem Stil einkaufen zu gehen, habe ich auch keine mehr.“

Nachdenken mit Chris Rea„Challenge accepted“, denke ich mir, als ich auflege. Nicht, ohne ihm vorher das Versprechen gegeben zu haben, in kürzester Zeit einen Menüvorschlag zu schicken. Jetzt gönne ich mir einen schönen Cappuccino und ein paar Vanillekipferl. Gut, dass der Germteig auch ein bisschen Zeit zum Rasten braucht. Während aus dem Radio Chris Rea zum zehnten Mal an diesem Morgen singt, wie weihnachtsfreudig er nach Hause fährt, überlege ich mir eine festliche, aber doch einfache Vorspeise.

Rote Rüben

Rote Rüben, oft auch Raunen genannt, sind so schön festlich rot, ein himmlisches Wintergemüse und passen gut zu saftigen Orangen. Die grünen Minzblättchen sind quasi das Tannengrün auf dem Teller, die Zwiebel und die Pistazienkerne eine Ode an die Küche des Morgenlandes und die Fetacreme ist schnell zusammengerührt und kühlt den Gaumen. Hurra, die Vorspeise hätten wir!

Überraschung: Das Last-Minute-Weihnachtsmenü

Raunensalat mit Orange, Fetacreme und Pistazien.

Jetzt zum Hauptgang: Hm, schnell soll es gehen und ein wenig Tradition brauchen wir auch – natürlich! Ein One-Pot-Henderl darf der Protagonist dieses Abends werden! Zimt und Paprika passen herrlich zusammen und sind in dieser Kombination doch speziell, Ingwer gibt ein bisschen Schärfe, der erdige Knoblauch bringt uns wieder auf den Boden zurück. Gemüse und Erdäpferl sind die unkomplizierte Beilage und da fällt mir der Geheimtrick des Ältesten in seiner weihnachtlichen Henderlsuppe ein – ein mitgekochter Apfel! Dieser wird auch dem Eintopf willkommene Süße bringen.

Duftende Würzsauce

Vor meinen Augen entsteht das Bild des jungen Mannes, der das Fleisch und Gemüse mit der duftenden Würzsauce einreibt, in die Auflaufform schlichtet und dann ganz einfach sich selbst überlässt. Ich finde immer mehr Gefallen an diesem schnellen Weihnachtsessen, es wäre doch eigentlich schön, an diesem besonderen Tag mehr Zeit füreinander zu haben? Doch nun geht es an mein Lieblingsthema: das Dessert. Weihnachtskekserlstimmung muss her – da hab’ ich die rettende Idee. Bratäpfel, gefüllt mit Spekulatiuskeksen, versprechen, mit ihrem Duft die Wohnung zu verzaubern; die Vanillesauce wird aus fertigem Vanillepudding mit Milch gestreckt und mit echtem Vanillezucker aufgebrezelt – das Gute kann so einfach sein!

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Bratäpfel mit Nussfülle und Vanillesauce

Später am Tag bekomme ich Fotos von der Entstehungsgeschichte des schnellen Menüs und ein strahlendes Selfie des Paares, das die Vorspeise mit einem Gläschen Sekt schon am Nachmittag verkostet hat. Die glücklichen Gesichter bringen mich ein wenig zum Nachdenken: Es wäre so friedvoll, würden wir am Heiligen Abend die Erwartungen an ein perfektes Essen (und ein perfektes Leben) ein wenig herunterschrauben und einfach zusammen die Zeit genießen, spazieren gehen, tratschen und aus vollem Herzen miteinander lachen. In diesem Sinn: Frohe Weihnachten!

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