"Tatsächlich beschäftigen sich immer mehr Forschungsgruppen weltweit mit der Heilwirkung der Papaya“, sagt Marlies Gruber, Ernährungswissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Vereins „forum.ernährung heute“. "Noch aber ist die Studienlage zu den Inhaltsstoffen der Papaya und ihren Effekten auf den menschlichen Organismus relativ dünn, denn viele der Wirkweisen wurden bislang lediglich in Zell- oder Tierversuchen beobachtet. Es besteht jedoch durchaus Grund zur Annahme, dass verschiedene Extrakte der Wurzel, der Blätter oder des
Fruchtfleisches antientzündliche, antibakterielle und antimykotische Wirkungen aufweisen“, betont die Expertin.
Extrakte unreifer Papayas sollen etwa die Wundheilung beschleunigen und auch bei Hauterkrankungen wie Dermatitis werden bereits sehr gute Erfolge erzielt.
Weitgehend gut erforscht sind hingegen jene Inhaltsstoffe, die den Carotinoiden und Antioxidantien zugeordnet werden, darunter das Vitamin C. "Mit nur 130 Gramm Papaya pro Tag lässt sich jedenfalls der gesamte Vitamin-C-Tagesbedarf decken“, so die Expertin.
Auch den beiden Enzymen Papain und Carpain ist man mittlerweile auf der Spur. Man weiß, "dass sie bei der Regeneration von Haut und Knochen sowie in der Zellerneuerung eine wichtige Rolle spielen“, erläutert die Wissenschaftlerin. Das wiederum macht diese Wirkstoffe auch für die Kosmetikindustrie, etwa für Hautpeelings und Cremes, interessant.
Papain & Carpain
Fakt ist: 100 Gramm Fruchtfleisch weisen einen Energiegehalt von lediglich 35 Kilokalorien auf. 90 von 100 Gramm sind Wasser. Der Rest: Ballaststoffe. Menschen, die dann und wann mit dem Gewicht kämpfen, wissen, was diese Dreierkombination bedeutet: Die Papaya ist ein Weightwatcher par excellence. Man kann jede Menge davon essen – sie macht nicht dick, füllt aber den Magen und bringt den Darm auf Touren. Dafür verantwortlich sind vor allem die erwähnten eiweißspaltenden Enzyme: Carpain und Papain.
Carpain ist in den Blättern des Melonenbaumgewächses enthalten, die in asiatischen Ländern auch für Tees verwendet werden. Das zweite wichtige Enzym, das Papain, ist reichlich im Fruchtfleisch vorhanden. "Seine Fähigkeit, Eiweiß zu spalten, kann helfen, die Transitzeit der Nahrung zu verkürzen und somit die Verdauung positiv zu beeinflussen. Die Papaya hilft bei Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Verstopfungen“, sagt Gruber.
Das macht sich die Pharmaindustrie zunutze, indem sie Präparate mit Papaya-Extrakten zur Behandlung von Verdauungsproblemen entwickelt.
Lange Zeit verkannt
Verkannt wurden lange Zeit die schwarzen Samenkerne der Papaya. Viele Genießer der Frucht entfernen sie auch heute noch. Das ist schade, denn auch diese enthalten enorm wichtige Inhaltsstoffe, beispielsweise Glykoside. "Das sind Verbindungen zwischen Alkohol und Zucker, die effektiv bei der Behandlung von Bakterien-, Wurm- und Pilzerkrankungen sind.
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Asiens besteht zudem immer noch der Glaube, dass die Kerne eine Schwangerschaft verhindern können. Im Laborversuch konnte das allerdings nicht bestätigt werden“, sagt Gruber. Die Kerne schmecken aufgrund des enthaltenen Senföls pfeffrig-scharf. Deshalb werden sie in Asien getrocknet, gerieben und wie Pfeffer zum Würzen verwendet.
Voreilig
Vorsicht sei, so die Wissenschaftlerin, hingegen bei den Lobeshymnen geboten, die neuerdings im Internet die Runde machen und Papayas als neues Antikrebsmittel, etwa bei Brust-, Gebärmutterhals-, Bauchspeicheldrüsen-, Darm- und Prostatakrebs und Leukämie bejubeln.
Marlies Gruber: "Einige Quellen nennen Krebszellen eliminierende Effekte und bringen Papayas in Zusammenhang mit einem reduzierten Wachstum von Krebszellen. Das bezieht sich allerdings in erster Linie auf In-vitro-Studien. Die Beweislage reicht für solche Aussagen also keineswegs aus. Die Papaya ist eben auch kein schnelles Allheilmittel gegen Krebs aus dem Lebensmittelgeschäft ums Eck.“
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