Warum Heuschrecken essen? Österreichs erstes Insekten-Kochstudio hat eröffnet

Warum Heuschrecken essen? Österreichs erstes Insekten-Kochstudio hat eröffnet
Die 33-jährige Anja Sieghartsleitner eröffnete das erste Insekten-Kochstudio für proteinreiche und nachhaltige Koch-Workshops in Vorarlberg – beliebt ist ihr Mehlwurm-Burger

Eine Überwindung – so bezeichnet Anja Sieghartsleitner ihr erstes Mal. Augen zu und durch, dachte sich die damalige Studentin, als sie in ihren ersten Mehlwurm biss. Erst nach ihrem Studium "Food and Drink Innovation" an der Abertay University in Schottland sei sie experimentierfreudiger geworden. Vor Kurzem eröffnete die 33-Jährige ihr Kochstudio "luculla culinaria" – statt Hendl brät sie Heuschrecken in der Pfanne, statt Champignons setzt sie Grillen auf den Salat. Im Interview mit dem KURIER schwärmt die Vorarlbergerin von der ressourcenschonenden Zucht.

KURIER: Welche Insekten essen Sie am liebsten?

Anja Sieghartsleitner: Heuschrecken sind das Filet unter den Insekten: Sie schmecken ganz toll, vergleichbar mit Hendl, und lassen sich im Ofen knusprig zubereiten. Mittlerweile bin ich eine leidenschaftliche Insekten-Esserin geworden. Ich tische einmal in der Woche Fleisch und einmal in der Woche Insekten auf. Derzeit sind vier Sorten – nämlich Mehlwürmer, Grillen, Heuschrecken und Buffalowürmer – als Lebensmittel in Österreich zugelassen. Es sind weltweit allerdings mehr als 2.000 essbare Insektenarten bekannt.

Oft hört man, dass Insekten nussig schmecken – das stimmt aber nicht immer?

Insekten haben einen eher neutralen Geschmack, der auch davon abhängt, was sie zuvor gefressen haben. Dort, wo ich die Insekten beziehe, bekommen sie einen Tag vor der sogenannten Ernte nichts mehr zu fressen, damit ihr Verdauungstrakt leer ist. Der Geschmack hängt stark von Haltung und Fütterung ab. Es gibt zum Beispiel in Kärnten eine Wurmfarm, die Mehlwürmern kurz vor der Ernte Chili füttern – und diese sind dann wirklich leicht scharf. Generell schmecken Mehlwürmer leicht nussig, Grillen erdig, Heuschrecken nach Hühnerfleisch und Buffalowürmer leicht süßlich. Es gibt qualitative Unterschiede – ich importiere zum Beispiel keine Insekten aus Asien wegen der langen Transportwege. Zudem gibt es in Österreich strenge Kontrollen von Lebensmittelproduktionen.

Ist das Ziel, dass Sie eines Tages selbst züchten?

Mir geht es tatsächlich um Kommunikation und Bewusstseinsbildung, warum Insekten so nachhaltig sind: Viele Produkte gibt es ja bereits am Markt.

Warum sind Insekten so nachhaltig?

In der Produktion verbrauchen sie nur wenige Ressourcen: Insekten sind kaltblütig und brauchen wenig Energie, viel weniger Futter, Platz oder Wasser. Zudem reproduzieren sie sich schnell und es braucht keine Antibiotika – durch ihre physische Andersartigkeit sind ihre Krankheiten nicht auf Menschen übertragbar. Im Vergleich zu pflanzlichen Proteinen sind ihre hochwertiger und wir können sie besser aufnehmen.

Warum Heuschrecken essen? Österreichs erstes Insekten-Kochstudio hat eröffnet

Vorbereitung: 10 min
Zubereitung: 20 min
Portionen: 6

1 Stk. Zwiebel
100 g Champignons
2 EL Olivenöl
1/2 Bund Petersilie
400 g Seidentofu
1 Ei
75 g Brösel
50 g gemahlene Mehlwürmer
1 TL Salz
3 EL Burger Gewürz

  1. Zwiebel und Champignons in 5 mm große Würfel schneiden und in einer Pfanne mit Öl bei starker Hitze ca. 5–7 Minuten anrösten, bis sie schön braun sind
  2. Petersilie fein hacken und für 2 Minuten mit dem Gemüse mitbraten
  3. Tofu in ein Küchentuch einwickeln und die Flüssigkeit herauspressen. Tofu in eine Schüssel geben und das gebratene Gemüse dazugeben
  4. Alle weiteren Zutaten zu der Masse dazu geben und mit den Händen gut verkneten. Die Masse sollte eine gut formbare Konsistenz haben, ggf. etwas mehr Brösel oder etwas Wasser hinzugeben
  5. Die Masse zu Laibchen formen und in 2 EL Öl auf beiden Seiten bei mittlerer bis starker Hitze knusprig und braun anbraten
  6. Die Burger-Laibchen auf geröstete Brötchen anrichten und nach Wunsch mit Burger-Sauce, Salat, Essiggurken, Paradeiser und Zwiebel etc. garnieren. Tipp: Dazu passt ein knackiger Coleslaw-Salat oder Pommes frites 

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