Völlerei: Bitte weniger Speisen am Tisch
Wiederholungen sind nicht überliefert – der Maestro sah ein, dass es bei ihm "schwerer als irgendwo sei, eine Haußhaltung einzurichten". Zwei Städte feiern das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 ganz besonders: Bonn, wo Beethoven 1770 geboren wurde, und seine Wahlheimat Wien, wo er ab 1792 bis zu seinem Tod im Jahr 1827 lebte.
Ohne Übertreibung lässt sich heute sagen, dass Beethoven ein Gourmet – und auch der Völlerei nicht abgeneigt war. So wünschte er sich beispielsweise im Oktober 1824 zum Mittagessen als ersten Gang "Nudeln oder Reis mit Kalbfleisch", als zweiten Gang "Fleisch mit Paradeis-äpf", als dritten Gang "Spinat mit Bratwürsten" sowie "Hahn" als Hauptgang – das entsprach den Essgewohnheiten einer wohlhabenden Bürgerfamilie. Immer wieder bitten Freunde oder Neffe Karl darum, weniger aufzutischen: eine Suppe und eine Hauptspeise würden doch vollkommen reichen.
Warum wir 193 Jahre nach seinem Tod Beethovens detaillierten Speiseplan kennen? Lisa Noggler-Gürtler, Althistorikerin und Kuratorin für Musik im Wien Museum: "Der Komponist hat uns ein unglaublich reiches autografisches Erbe hinterlassen: Über seine Leidenschaft für gutes Essen wissen wir aus seinen eigenen Briefen, Konversationsheften im Frage-Antwort-Stil – hier weiß man aus Analysen der Handschriften über die Verfasser Bescheid –, sowie von Zetteln und Einkaufslisten. Außerdem gibt es zahlreiche Erinnerungen und Briefe von Freunden und Weggefährten, die von kulinarischen Anekdoten berichten."
Wenn der Herr des Hauses der Köchin Kochbücher empfiehlt
Zur Verschriftlichung seiner Einkaufswünsche – besonders gerne aß er Wild, Fisch und Rindfleisch – war der alleinstehende Komponist wegen seines Gehörleidens gezwungen, das bekanntlich zur Gehörlosigkeit führte.
Allerdings war er auch ein mürrischer Arbeitgeber, der genau dokumentierte und auch Kochbuch-Tipps gab: "Mit zunehmendem Alter scheint Beethoven sehr misstrauisch geworden zu sein, was sicher auch mit seiner Erkrankung zusammenhängt. Er war häufig ungehalten dem Personal gegenüber: Zum Schluss war er mit kaum einer Haushälterin zufrieden."
So kam es laut der Wissenschafterin auch vor, dass der Komponist mit Eiern nach seiner Haushälterin warf. Diese überprüfte er nämlich regelmäßig auf Frische – für die Zubereitung seiner geliebten Brotsuppe verlangte er nach zehn Eiern.
Dass es sich bei dem Wahl-Wiener trotz sensiblem Magen um keine Schonkost handelte, untermauern die teuren Zutaten: "Er war der erste Komponist, der von den Apanagen vier adeliger Familien und der Zusammenarbeit mit Verlagen leben konnte – und das gar nicht schlecht. So liebte er Makkaroni mit Parmesan, hierfür musste er dreimal mehr ausgeben als für die gleiche Portion Reis."
Info: Das Beethoven Museum (19., Probusgasse 6) präsentiert den Komponisten in einem Ausstellungsparcours durch 14 Räume und mit einem Sonderprogramm: Festival (16. - 28.6.), Ausstellung von Beethovens Hörrohr (Frühjahr 2020) und Happy Birthday-Event (Dezember). Mehr Infos unter www.wienmuseum.at
Tipps: 26. Jän, 11 Uhr: Familienworkshop, Klirrende Kälte im Weingarten, Ein Winterkonzert mit Ludwig van Beethoven; 29. März, 11 Uhr: Beethoven Museum, Jubiläumskonzert mit Sophie und Ania Druml; 17. April, 19:30 Uhr: Beethoven Museum, Beethoven Frühling 2020. Konzert
Kommentare